Kommentar
07:13 Uhr, 13.04.2018

Warum Trump die Grenzen dichtmachen müsste

Im Handelskonflikt mit China kommt zwar Bewegung, doch das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen. Selbst wenn China seinen Markt öffnet und Handelsbeschränkungen abbaut, löst das das Problem der USA nicht.

Die USA haben seit Ende des Goldstandards ein chronisches Handelsbilanzdefizit. Obwohl US-Dollar nach Ende des Bretton-Woods-Systems nicht mehr zu einem festen Kurs in Gold getauscht werden konnten, behielt der Dollar sein Alleinstellungsmerkmal als stabile Reservewährung. Die Nachfrage nach Dollar ist aus diesem Grund seit jeher groß und sorgt für eine Überbewertung der Währung.

Ist eine Währung überbewertet, ist der Anreiz groß, im Ausland Produkte einzukaufen. Relativ gesehen ist das billiger, als sie selbst herzustellen. Solange der Dollar überbewertet bleibt, ist eine signifikante Reduktion des Defizits unrealistisch. Die Überbewertung kann nur enden, wenn der Dollar seinen Status als Reservewährung verliert. Das wird nicht so schnell geschehen. Die USA befinden sich seit Jahrzehnten immer im gleichen Dilemma. Auch Zölle und Marktöffnung ändern daran langfristig wenig.

Das Währungsproblem lässt sich durch Zölle und Chinas potentielle Marktöffnung nicht aushebeln. Es hilft auch nicht, wenn die USA einzelne Länder wie China herausgreifen. China hat zwar den mit Abstand größten Überschuss mit den USA, doch dieses Loch zu stopfen bringt für sich allein genommen wenig.

Zum einen ist das Defizit mit China nur auf den ersten Blick so groß, zum anderen würde eine Reduktion des Defizits mit China zu einer Ausweitung des Defizits mit anderen Ländern führen. Das Defizit ist mit China vor allem deswegen so groß, weil fertige Produkte wie iPhones aus China exportiert werden. Sie werden dort zusammengebaut.

Der Wert der iPhones wird China zugerechnet, dabei kommt ein Großteil der Komponenten aus anderen Ländern. Rechnet man diesen Effekt aus den Zahlen heraus, reduziert sich das Defizit der USA mit China um ein Drittel bis zur Hälfte.

Der zweite Aspekt ist aber vielleicht noch wichtiger. Die Grafik zeigt die Ländergruppen, die fast das gesamte Defizit ausmachen. Über die Jahre hat es bei den Anteilen eine große Verschiebung gegeben. Vor 30 Jahren kam das Defizit aus dem Handel mit Japan und den asiatischen Tigerstaaten.

Als die Löhne dort anstiegen, verschob sich das Defizit. Mit den Tigerstaaten haben die USA heute einen Überschuss. Stattdessen hat sich das Defizit mit China ausgeweitet. Wird nun das Loch mit China gestopft, dann wird das Defizit mit der Ländergruppe Vietnam, Indien, Thailand usw. wachsen. Diese Länder sind dabei, China langsam aber sicher als Werkbank zu ersetzen.

Wollen die USA über Handelspolitik ihre Ziele erreichen, dann hilft nur eines: die Grenzen müssen wirklich dichtgemacht werden. Andernfalls verschieben sich die Defizit einfach nur und es bleibt unterm Strich alles so wie es ist.

Clemens Schmale

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten