Warum trotz Sommer-Rally der Bärenmarkt noch nicht vorbei ist
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Erwähnte Instrumente
- Nasdaq-100Kursstand: 12.947,98 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.130,29 Pkt (S&P)
- Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 12.947,98 Pkt (Nasdaq)
An den US-Börsen läuft seit einiger Zeit eine Erholung an, die das Zeug zur Sommer-Rally hat.
Starkes bullishes Langfristsignal
Das wichtigste Signal dazu kam im langfristigen Chartbild:
Der S&P 500 hat Anfang Juni seinen langfristigen Aufwärtstrend seit 2009 gebrochen, nachdem er ihn zuvor noch punktgenau bestätigt hatte. Doch anders, als in einem Bärenmarkt zu erwarten war, fiel der Kurs nicht weiter. Stattdessen eroberte er den Trend in der Vorwoche klar zurück.
Auch kurzfristig viele bullishe Zeichen
Im kurzfristigen Chart ist dagegen sehr gut zu sehen, wie Bullen und Bären um diesen Trend kämpften (siehe Pfeile). Vorerst siegten dabei die Bullen.
Der Nasdaq 100 läuft schon wieder voraus
Ein weiteres Indiz für eine Sommer-Rally ist die Stärke des Nasdaq 100:
Er verlor von Ende März bis Mitte Juni deutlich stärker als der S&P 500, legte aber seitdem viel kräftiger zu. Der US-Tech-Index gilt als Vorläufer für die US-Märkte. Daher ist seine neue Stärke ein bullishes Zeichen.
Bullishe Divergenzen bei der Marktbreite
Ähnliches signalisiert die Marktbreite:
Quellen: MarketMaker mit Daten von VWD, Barron‘s
Hier gab es zuletzt eine klare bullishe Divergenz: Die A/D-Linie (Advance/Decline Line), die kumulierte Summe des täglichen Saldos aus Aktien an der US-Börse NYSE, die gestiegen bzw. die gefallen sind, überschritt am Donnerstag ihr Niveau von Anfang Juni. Im Kurschart ist dieses Niveau noch längst nicht erreicht (siehe violette Linien).
Schon zuvor gab es eine bullishe Divergenz, als die A/D-Linie beim Tief Mitte Juni kaum noch unter das Niveau des vorherigen Tiefs fiel (siehe grüne Linien). Solche Divergenzen sind wichtige Indizien für einen möglichen Trendwechsel, wie schon Ende 2021 (rote Linien).
Achtung, Short Squeeze möglich!
Auch die aktuelle Positionierung spekulativer Anleger an den US-Terminbörsen spricht für einen kurzfristigen Anstieg. Sie hat jüngst den dritthöchsten Stand an Netto-Short-Positionen seit Beginn der Daten erreicht. Nur vor der Finanzkrise 2007 sowie während des US-Haushaltsstreits 2011 gab es höhere Werte:
Quellen: MarketMaker mit Daten von VWD, CFTC
Bei weiter steigenden Kurse werden die Trader ihre Short-Positionen glattstellen müssen, was die Kurse weiter treibt. Es könnte also zu einer kräftigen Short Squeeze kommen.
Was gegen ein Ende des Bärenmarkts spricht
Dennoch ist nicht zu erwarten, dass der Bärenmarkt schon zu Ende ist. Der Grund: Analysten und Anleger sind weiterhin überoptimistisch bei den Gewinnen:
Quellen: Standard & Poor’s, eigene Berechnungen und Darstellung
Die Schätzungen der operativen Gewinne für den S&P 500 gingen bisher nur geringfügig zurück. Das heißt, dass die bisherigen Kursverluste zwar die Bewertung formal gesenkt haben. Aber weitere Verluste sind möglich, wenn die Gewinne noch stärker nach unten korrigiert werden. Dann steigen die Bewertungen wieder, was erneute Abschläge bringen dürfte.
Und dann sind da noch die Rezessionssorgen
Das gilt insbesondere, wenn die Rezessionssorgen berechtigt sind. Und darauf deutet zumindest die Stimmung von Verbrauchern und Managern hin:
Quellen: University of Michigan/Thomson Reuters, The Conference Board, S&P Global
Die Verbraucherstimmung ist laut Umfrage der Universität von Michigan im Juni auf ein Rekordtief gefallen. Der Rückgang seit dem Frühjahr 2021 (gelbes Rechteck) war ebenfalls der größte der Historie seit 1952. Und auch nach den Daten des Conference Board hat sich die Stimmung seit 2021 so stark verschlechtert wie sonst nur in großen Krisen.
Laut den Einkaufsmanager-Indizes droht der US-Konjunktur seit Juni ein Einbruch: Für den Servicesektor wie auch für die Gesamtwirtschaft fiel der Wert unter die 50-Punkte-Marke, unter der ein Schrumpfen der Wirtschaft signalisiert wird. Das sollte sich bald auch in den Gewinnen widerspiegeln.
Die Sommer-Rally könnte also nur von kurzer Dauer sein, z.B. bis zum Beginn der nächsten Berichtssaison ab Oktober. Es sei denn, die Rezessionssorgen sind übertrieben.
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