Kommentar
10:01 Uhr, 15.03.2007

Warum lohnen sich dividendenstarke Aktien jetzt?

Dividendenstrategien sollten in keinem Portfolio fehlen – sie ermöglichen auf lange Sicht nachhaltige Erträge bei geringerem Risiko. Jetzt ist zudem ein besonders günstiger Zeitpunkt für die Investition in Aktien mit hoher Dividendenrendite: Wenn die Gewinne langsam zurückgehen, sollten Unternehmen mit beständigen Einnahmen und stabilen Wachstumsprofilen den breiten Markt übertreffen. Aus Risiko-Ertrags-Perspektive ist zunächst ein diversifiziertes, aktiv verwaltetes Portfolio die beste Dividendenstrategie. Eine hohe Dividende ist dabei wichtig, aber nicht allein entscheidend. Ebenso wichtig sind attraktive Geschäftsmodelle und ein überlegenes Ertragswachstum der Unternehmen.

Dividenden zahlen sich auch kurzfristig aus

Dividendenstrategien sind in der Regel langfristig ausgerichtet, sie sind aber auch auf kurze Sicht sinnvoll. Die Bewertungen scheinen noch nicht ausgereizt, und Aktien stellen insbesondere im Vergleich zu Anleihen weiterhin eine attraktive Anlageform dar. Der Markt ist indes nicht mehr so günstig wie noch vor zwei, drei Jahren. Von 2004 bis 2006 erlebten wir in Europa eine dynamische Entwicklung beim Ergebnis je Aktie, das anfangs vor allem von Restrukturierungsmaßnahmen und strikterer Kostenkontrolle und weniger von Umsatzwachstum vorangetrieben wurde. Im Laufe der Zeit dürfte das Ertragswachstum allerdings nachlassen, daher werden vor allem Unternehmen mit stabilen und nachhaltigen Wachstumsprofilen und regelmäßigen Ertragsströmen den Markt übertreffen.

Positiv ist auch die höhere finanzielle Stabilität innerhalb der europäischen Unternehmenslandschaft. Die Bilanzen sind gesund, die Verschuldung wurde deutlich abgebaut und der freie Cashflow ist hoch. Den Unternehmensführungen steht jetzt reichlich Liquidität zur Verfügung, um Investitionen zu tätigen, Übernahmen durchzuführen oder Gewinne an die Aktionäre auszuschütten. Unternehmen, deren Strategie auf eine Kombination dieser Optionen abzielt und die ihre Liquidität sowohl für Übernahmen, Investitionen und Ausschüttungen an Aktionäre einsetzen, sichern ihr künftiges Wachstum und damit weitere Dividendenzahlungen.

Hohe Dividendensummen fördern striktere Kapitaldisziplin bei Unternehmen und sind ein Zeichen der Qualität. Das Vertrauen der Anleger gilt vor allem Unternehmensführungen, die bereit sind, Zahlungsmittelüberschüsse an die Aktionäre weiterzugeben, anstatt sie für risikoreiche Akquisitionen oder Investments zu verwenden. Denn wenn diese Unternehmen sich zur Investition ihrer Barüberschüsse entscheiden, geschieht dies aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Ziel, die Erträge zu stärken, nicht um sie zu verwässern. Im Laufe der Zeit führt eine solche Strategie zu Ertragssteigerungen und steigenden Aktienkursen und damit zu höheren Dividenden.

Es gilt, nach Unternehmen Ausschau zu halten, denen es gelingt, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Dividendenausschüttungen und Investitions- bzw. Akquisitionsausgaben zu finden. Wir bemühen uns, diejenigen Unternehmen herauszufiltern, die nicht nur hohe und stabile Erträge abwerfen, sondern sich auch dank attraktiver Geschäftsmodelle und vernünftiger Investitionspläne durch ein hohes Wachstumspotenzial auszeichnen.

Dividenden entscheidend für langfristig hohe Renditen

Auf lange Sicht sollten Anleger in ihrem Portfolio nicht auf Werte verzichten, die ein regelmäßiges Einkommen in Form von Dividenden abwerfen. Sorgfältig ausgewählte Aktien mit hoher Dividendenrendite bieten stabile und nachhaltige Erträge. Langfristig machen Dividenden ungefähr 50 Prozent der Aktiengewinne aus. Das Risikoprofil und die Volatilität sind niedriger als die vergleichbarer Anlagen, während die Umschlagshäufigkeit dividendenstarker Aktien nur halb so hoch wie die von Aktien ohne Dividendenzahlung ist. Die geringere Volatilität von Dividendenpapieren gründet sich nicht nur auf ihre Fähigkeit, regelmäßige Ertragsströme sicherzustellen: Hohe Dividendensummen tragen vielmehr zu einer strikteren Kapitaldisziplin auf Unternehmensseite bei und sind ein Indiz für Qualität und Stabilität.

Aufgrund des geringeren Risikoprofils und der niedrigeren Volatilität verbessern Dividendenpapiere das Risikoprofil des Aktienanteils im Depot insgesamt und stellen die ideale Ergänzung für Produkte mit höherem Risiko, etwa asiatische Aktienfonds oder Schwellenländerfonds, dar.

Auf Diversifizierung setzen

Um das gesamte Spektrum europäischer Qualitätsaktien mit hoher Dividendenrendite bei gleichzeitig geringem Risiko zu nutzen, sollte man in einen diversifizierten aktiv verwalteten Fonds investieren. Die Direktanlage in bestimmte Aktien ist dagegen mit einem weitaus höheren Risiko sowie höheren Kosten verbunden als die Investition in einen Dividendenfonds. Ein typischer Dividendenfonds würde beispielsweise rund 60 Aktienwerte enthalten, von denen alle von einem erfahrenen Fondsmanager bzw. einem Analystenteam mit fundierter Kenntnis der jeweiligen Branchen und Sektoren ausgewählt wurden. Die Vorteile der Diversifizierung liegen also auf der Hand. Auch einem noch so versierten Privatanleger fiele es schwer, durch Direktanlage bessere Renditen bei gleichzeitig geringerem Risiko zu erzielen.

Ein professionell verwalteter Fonds hat zudem eine bessere Chance, auch außerhalb der traditionell renditestarken Sektoren wie Versorger und Finanzwerte interessante Möglichkeiten aufzutun. Die erneute Orientierung an der Aktienrendite in den letzten Jahren hat Unternehmen in allen Sektoren des europäischen Aktienmarktes dazu veranlasst, ihre Verwendung von „Überschussliquidität“ zu überdenken. Daher ist es jetzt möglich, in ertragsstarke Aktien aus einer breiten Palette von Branchen zu investieren und so ein hohes Maß an Diversifikation im Fonds sicherzustellen. Aktiv verwaltete Fonds setzen zudem komplexere Dividendenstrategien ein. Wir verfolgen einen Ansatz, der sowohl Wachstums- als auch Renditeaspekte miteinander vereint. Dabei setzen wir vor allem auf Unternehmen mit attraktiven Geschäftsmodellen, überlegenem Ertragswachstum und regelmäßigen Ertragsströmen.

Aussichten für 2007

Wie schon in den Vorjahren dominierten Fusionen und Übernahmen (M&A) im Dezember 2006 die Schlagzeilen. Nach lebhafter M&A-Tätigkeit in den Bereichen Versorger, Gesundheitswesen und Banken verlagerte sich der Schwerpunkt dann zur Öl- und Gasindustrie (Fusion von Statoil mit Norsk Hydros Eröl- und -gassparte) sowie zur Tabakindustrie. Nachdem schon seit geraumer Zeit Gerüchte kursierten, scheinen mit der Übernahme des britischen Tabakkonzerns Gallaher, Eigentümer der Zigarettenmarke Benson & Hedges, durch Japan Tobacco die Weichen auf Konsolidierung in dieser Branche gestellt zu sein. Wir hatten unseren Renditefonds bereits in Erwartung einer Konsolidierung in diesem Marktsegment entsprechend positioniert und im Sommer unseren Bestand an Tabakaktien aufgestockt. Diese Werte sind insbesondere deshalb attraktiv, weil sie konjunkturunabhängig sind, hohe Dividendenrenditen aufweisen und ihre Emittenten potenzielle Übernahmeziele sind.

Die rege Fusions- und Übernahmetätigkeit legt jetzt schon den Grundstein für die weitere Marktentwicklung über die nächsten zwölf Monate. Das zeigt auch, dass Fusionen und Übernahmen nicht nur von Private-Equity-Häusern sondern auch von traditionellen Käufern aus der Unternehmenswelt vorangetrieben werden. Japan Tobacco’s Schritt ist beispielweise als Indiz dafür zu werten, dass die Unternehmen über reichlich Liquidität für Akquisitionen verfügen. Dabei nutzen sie auch die – ob in Euro oder Yen – niedrigen Finanzierungskosten, um das Wachstum anzutreiben. Ebenso wie die Tatsache, dass Private-Equity-Fonds auf einem gewaltigen Liquiditätsberg sitzen, der renditeträchtig angelegt werden will, deutet auch dies darauf hin, dass M&A den Markt in 2007 weiter beflügeln werden. Die Aktivitäten im Januar bestätigen diese Einschätzung (etwa die „Auktion“ um den anglo-niederländischen Stahlhersteller Corus Group).

Die Vorteile dieser Entwicklung könnten allerdings durch ein verlangsamtes Ertragswachstum aufgewogen werden. Der Konflikt zwischen nachlassenden Gewinnzuwächsen einerseits und der durch die M&A entfachten Dynamik könnte sich in einer marktweiten Zunahme der Volatilität niederschlagen. Unter Umständen geht der Trend dahin, dass Investoren manche Unternehmen wegen enttäuschender Ergebnisse abstrafen, der Kurs aber schon am nächsten Tag infolge von Übernahmegerüchten in die Höhe schnellt. Der Markt wird die Wirtschaftsdaten – vor allem aus den USA – genau im Auge behalten. Ein Anstieg der Inflationsrate würde die Hoffnung auf eine Lockerung der Zinsschraube durch die US-Notenbank im Laufe des Jahres wohl zunichte machen. Zunehmende Risikoscheu und fallende Kurse wären die Folge.

Vor diesem Hintergrund positionieren wir uns in Bereichen mit hohen Wachstumsraten (der irische Bankensektor zum Beispiel). Interessant sind auch Unternehmen mit gesunden Bilanzen und defensiver Ausrichtung, die in allen Konjunkturphasen Ertrags- und Gewinnzuwächse – und damit Dividendenzahlungen und Wachstum – sicherstellen können.

Dividendenstrategien: keine „Blase“ in Sicht

Unserer Einschätzung nach sind Dividendenstrategien zurzeit besonders attraktiv. Die Cash-Bestände sind hoch, der Verschuldungsgrad ist adäquat, die Bilanzstrukturen gesund. Gelder können sowohl zur Investition eingesetzt werden als auch als Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet oder für Aktienrückkäufe genutzt werden. Wir begrüßen die Verwendung von Liquidität für Übernahmen, Investitionen und Ausschüttungen an Aktionäre – sie sichern künftiges Wachstum und damit weitere Dividendenzahlungen und Kurspotenziale.

Entgegen verbreiteter Ansicht bewegen sich die Ausschüttungsquoten auf einem sehr angemessenen Niveau (zum Beispiel in Europa unter 43 Prozent und in den USA mit 31 Prozent sogar noch niedriger). Sie haben sich in den letzten zwei Jahren sogar verringert. Damit besteht also Spielraum für ein weiteres Wachstum der Dividenden. In einigen Teilen der Welt ist die Dividende je Aktie in zügigem Tempo gestiegen: um 15 Prozent bzw. 19 Prozent in Europa und Asien (2006). Weltweit liegt die Dividendendeckung im Durchschnitt über einem Wert von 2. Damit sollten die meisten Unternehmen in der Lage sein, ohne Liquiditätsengpässe ihre Ausschüttungen zu verdoppeln.

Dividendenstrategien sind in Europa noch in der Entwicklung begriffen. Dass sich hier eine „Blase“ bildet, ist unwahrscheinlich. Auch wenn die kräftigen Renditen, die ertragsstarke Aktien beispielsweise 2004 abwarfen, wohl nicht jedes Jahr wiederholbar sind, sind Dividendentitel auf lange Sicht außerordentlich interessant. Dividendenstrategien haben also nicht an Attraktivität eingebüßt. Zusammen mit kluger Aktienauswahl sollten Dividendenstrategien bei allen Marktlagen gute Renditen einfahren.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2006 rund 184,2 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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