Kommentar
14:01 Uhr, 20.07.2024

Warum Künstliche Intelligenz nur eine große Blase sein könnte

Erwähnte Instrumente

Die Investitionen in generative Künstliche Intelligenz (KI) sind in den vergangenen Jahren exponentiell gestiegen, wobei Tech-Giganten und andere Unternehmen aktuell weltweit schätzungsweise über eine Billion USD für Kapitalausgaben bereitstellen. Trotz dieser enormen Summen stellen sich viele die Frage, ob diese Investitionen jemals die erhofften Früchte tragen werden. Ein neuer Report von Goldman Sachs beleuchtet diese Thematik ausführlich und stellt die unterschiedlichen Perspektiven von Branchenexperten dar.

Die zentralen Fragen betreffen die tatsächliche Wirtschaftlichkeit und den langfristigen Nutzen dieser Investitionen. Werden die gewaltigen Ausgaben für KI-Infrastruktur und -Technologie zu signifikanten Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum führen? Oder handelt es sich um eine Überinvestition, die keine ausreichenden Erträge generieren wird? Diese Debatte ist hochrelevant, da sie viele Aspekte der modernen Wirtschaft berührt und die technologische Landschaft der nächsten Jahrzehnte prägen könnte.

Überblick diverser Akteure der Branche

  • Nvidia: Als führender Hersteller von Grafikprozessoren (GPUs) ist Nvidia einer der größten Profiteure des aktuellen KI-Booms. Ihre Chips sind entscheidend für das Training und den Betrieb von KI-Modellen.
  • Alphabet, Amazon und Microsoft: Diese großen Cloud-Computing-Anbieter investieren erhebliche Summen in die Infrastruktur, die für die Entwicklung und den Betrieb von KI notwendig ist. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung der Rechenleistung, die für KI-Anwendungen erforderlich ist.

Die Relevanz dieser Akteure und ihrer Einschätzungen können nicht genug betont werden. Angesichts der erheblichen finanziellen Mittel, die in diesen Bereich fließen, und der potenziellen Auswirkungen auf Arbeitsmärkte, Produktionsprozesse und das globale Wirtschaftswachstum ist es entscheidend, die möglichen Ergebnisse und Herausforderungen zu verstehen, um Chancen und Risiken von KI abzuwägen und auch an der Börse das Thema rational zu bewerten.

Wenn du mehr über die Investitionen in Künstliche Intelligenz und über mögliche Profiteure erfahren möchtest, wirf gerne einen Blick in diesen Artikel: Energiekrise durch KI ?

Zu hohe Kosten, zu wenig Nutzen ?

Die massiven Investitionen in Künstliche Intelligenz sorgen zunehmend für Skepsis. Tech-Giganten wie Alphabet, Amazon und Microsoft haben Milliarden in die KI-Infrastruktur gesteckt, doch ob diese Ausgaben gerechtfertigt sind, wird immer fraglicher.

Laut David Cahn von Sequoia Capital müssen die Tech-Konzerne jährlich einen Umsatz von rund 600 Milliarden USDerzielen, um die enormen Hardware-Kosten zu decken und damit zu rechtfertigen. Das Problem? Selbst bei optimistischen Schätzungen liegt das Umsatzpotenzial nur bei maximal 100 Milliarden USD pro Jahr.

Das Unternehmen was von diesem Heißhunger nach KI-Hardware profitiert ist bekanntlich Nvidia, das als Schaufelverkäufer in diesem neuen Goldrausch gilt. Nvidia erzielte im letzten Jahr 47,5 Milliarden USD Umsatz mit Hardware für Rechenzentren und verzeichnete damit ein enormes Umsatz- und Gewinnwachstum. Dieses enorme Wachstum verdeutlicht folgende Grafik:

Ihre Chips sind essenziell für das Training und den Betrieb von KI-Modellen, und bisher hat das Unternehmen stark von der gestiegenen Nachfrage profitiert. Doch bei den Kunden von Nvidia, also Alphabet, Amazon und Microsoft, ist bisher kein durch KI induziertes übermäßiges Wachstum zu erkennen. Aber warum ?

Jim Covello von Goldman Sachs argumentiert, dass die aktuellen KI-Anwendungen noch nicht in der Lage sind, die komplexen Probleme zu lösen, die nötig wären, um die hohen Kosten zu rechtfertigen. Anders als bei früheren technologischen Revolutionen wie dem Internet oder Smartphones fehlen konkrete, weit verbreitete Anwendungen.

Die Frage bleibt: Können die Investitionen in KI jemals die erhofften Erträge bringen? Oder stehen wir vor einer gigantischen Überinvestition ohne ausreichenden Nutzen? Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Tech-Riesen die Lücke zwischen Kosten und Einnahmen schließen können.

Unterschiedliche Perspektiven auf KI

Die Diskussion über den Nutzen und die Risiken von KI-Investitionen wird von Experten unterschiedlich bewertet. Hier sind einige spannende Perspektiven:

Optimistische Sichtweise

Joseph Briggs von Goldman Sachs sieht großes Potenzial in der KI. Er prognostiziert, dass KI in den nächsten Jahren signifikante Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum bringen könnte. Besonders die Automatisierung komplexer Aufgaben und die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind zentrale Argumente der Optimisten. Auch Tech-Riesen wie Google und Microsoft investieren weiterhin massiv in KI und glauben an langfristige Erträge.

Die Grafik zeigt, wie unterschiedliche KI-Szenarien die Arbeitsproduktivität beeinflussen. In Szenarien mit stärkerer KI und schnellerer Adaption steigen die Produktivitätsgewinne erheblich. Dies liegt daran, dass verbleibende Arbeitskräfte produktiver werden und verdrängte Arbeitskräfte neue Aufgaben finden. Besonders Szenarien mit “mehr Verdrängung von Arbeitskraft” und “viel stärkere KI” zeigen signifikante Produktivitätssteigerungen, da die Effekte der verbesserten Technologien und der Neu-Anstellung von Arbeitskräften kombiniert werden.

Skeptische Sichtweise

Daron Acemoglu vom MIT ist weitaus skeptischer. Er glaubt, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen von KI in den nächsten zehn Jahren begrenzt sein werden. Acemoglu argumentiert, dass die hohen Investitionen in KI bisher nicht die erwarteten Produktivitätszuwächse gebracht haben und warnt vor einer möglichen Überbewertung der Technologie.

Warnungen vor einer Blase

David Cahn von Sequoia Capital warnt eindringlich vor einer KI-Blase. Seiner Einschätzung nach könnten die Investitionen in KI in einer riesigen Enttäuschung enden, wenn die erwarteten Einnahmen ausbleiben. Er betont, dass selbst optimistische Umsatzprognosen nicht annähernd die hohen Investitionskosten decken können, was auf eine massive Überbewertung hindeutet.

Chancen und Risiken von KI

Chancen und Risiken von KI

Die Einführung von KI birgt sowohl immense Chancen als auch erhebliche Risiken.

Chancen:

  1. Produktivitätssteigerung: KI kann monotone Aufgaben automatisieren, was menschliche Arbeitskräfte entlastet und ihnen ermöglicht, sich auf komplexere und kreativere Tätigkeiten zu konzentrieren. Dies steigert die Effizienz und fördert Innovationen.
  2. Neue Geschäftsmöglichkeiten: Durch die Automatisierung und Optimierung von Prozessen eröffnet KI neue Märkte und Geschäftsfelder. Unternehmen können personalisierte Produkte und Dienstleistungen anbieten, die zuvor nicht möglich waren.
  3. Verbesserte Entscheidungsfindung: Mit fortschrittlichen Datenanalysetools können Unternehmen fundiertere Entscheidungen treffen. KI kann Muster und Trends erkennen, die menschlichen Analysten möglicherweise entgehen.

Risiken:

  1. Arbeitsplatzverlust: Einer der größten Risikofaktoren ist die Verdrängung von Arbeitsplätzen. Wenn Maschinen und Algorithmen menschliche Arbeitskräfte ersetzen, können viele Jobs überflüssig werden, was zu sozialer Ungleichheit führen könnte.
  2. Abhängigkeit von Technologie: Unternehmen, die stark auf KI setzen, könnten anfälliger für Cyberangriffe und technische Störungen sein. Eine übermäßige Abhängigkeit könnte ihre operative Resilienz gefährden.
  3. Ethische Bedenken: Fragen des Datenschutzes, der Datensicherheit und der algorithmischen Fairness sind von großer Bedeutung. Es besteht die Gefahr, dass KI-Systeme bestehende Vorurteile verstärken oder diskriminierende Entscheidungen treffen.

Die Zukunft der KI hängt davon ab, wie wir diese Chancen und Risiken managen. Durch sorgfältige Planung, ethische Überlegungen und die Zusammenarbeit zwischen Technologiebranche, politischen Entscheidungsträgern und Gesellschaft können die positiven Effekte maximiert und die negativen Auswirkungen minimiert werden.

Wie geht es weiter am Aktienmarkt ?

Tja, das weiß natürlich niemand, aber eines ist sicher: Die steigenden Investitionen in KI haben den Aktienmarkt ordentlich durcheinandergewirbelt. Tech-Giganten wie Nvidia erleben derzeit einen Höhenflug, der Anlegern den Atem stocken lässt. Doch wie nachhaltig sind diese Entwicklungen?

Aktuelle Markttrends

  • Nvidia: Als führender Anbieter von KI-Hardware hat Nvidia stark von der Nachfrage nach Grafikprozessoren profitiert. Die Aktienkurse haben sich in den letzten Jahren vervielfacht, und das Unternehmen wird oft als der zentrale Profiteur des KI-Booms angesehen.
  • Andere Tech-Riesen: Unternehmen wie Alphabet, Amazon und Microsoft investieren massiv in KI-Infrastruktur und -Entwicklung, was ebenfalls zu steigenden Aktienkursen geführt hat.

Ist ein Vergleich mit DotCom angebracht?

Viele Analysten ziehen Parallelen zur DotCom-Blase der späten 1990er Jahre. Besonders der Vergleich zwischen Nvidia und Cisco Systems, einem der führenden Technologieunternehmen der DotCom-Ära, ist sehr interessant.

Nvidia und Cisco im Vergleich

Cisco Systems damals: Führender Anbieter von Netzwerktechnologie, starkes Umsatz- und Gewinnwachstum während der DotCom-Ära.

Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge von Cisco Systems von 1990 bis 2003
eigene Darstellung | Quelle: Cisco IR

Zwischen 1990 und 2000 ist der Umsatz von Cisco von 69,8 Millionen USD auf 18,93 Milliarden USD exponentiell angestiegen, also um das 270-fache. In der gleichen Zeit ist der Aktienkurs um über 100.000 % gestiegen. Also ist auch die Bewertung von Cisco in dieser Zeit massiv angestiegen.

Heute liegt der Jahresumsatz von Cisco bei über 57 Milliarden USD. Dennoch notiert die Aktie über 40 % unter ihrem Allzeithoch aus dem Jahr 2000.

Nvidia heute: Führender Anbieter von KI-Hardware, starkes Umsatz- und Gewinnwachstum, hohe Erwartungen an zukünftige Entwicklungen.

Schlüsselunterschiede:

  1. Technologische Reife: Die Technologien, die Nvidia unterstützt, haben bereits signifikante Anwendungen in verschiedenen Branchen gefunden. Im Gegensatz dazu waren viele der DotCom-Unternehmen stark spekulativ und ohne nachhaltige Geschäftsmodelle.
  2. Marktpotenzial: Das Potenzial von KI, verschiedene Industrien zu transformieren, wird als größer angesehen als das der frühen Internetunternehmen. Aber: Ob das realistisch ist, bleibt diskussionswürdig, wenn man den Impact des Internets aus heutiger Sicht betrachtet.

Risiken:

  • Überbewertung: Wie bei Cisco Systems während der DotCom-Blase besteht das Risiko, dass Nvidia und andere KI-Unternehmen überbewertet sind.
  • Marktvolatilität: Der Markt könnte auf unerwartete Weise reagieren, insbesondere wenn die erwarteten Produktivitätsgewinne und Umsätze ausbleiben.

Der Aktienmarkt erlebt derzeit einen Boom aufgrund der Erwartungen an KI-Technologien. Nvidia steht im Mittelpunkt dieser Entwicklungen, aber es gibt auch Risiken, die an die DotCom-Blase erinnern. Anleger sollten vorsichtig bleiben und die langfristigen Fundamentaldaten der Unternehmen im Auge behalten.

Fazit

Die Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) sind in den letzten Jahren massiv gestiegen, wobei Tech-Giganten und andere Unternehmen weltweit über eine Billion USD bereitgestellt haben. Diese Entwicklungen werfen jedoch die Frage auf, ob die enormen Ausgaben gerechtfertigt sind und ob sie jemals signifikante Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum bringen werden.

Während Unternehmen wie Nvidia stark von der gestiegenen Nachfrage nach KI-Hardware profitieren, bleibt bei den Hauptkunden wie Alphabet, Amazon und Microsoft ein durch KI induziertes übermäßiges Wachstum bisher aus. Experten sind gespalten: Optimisten sehen großes Potenzial in der Automatisierung und der Schaffung neuer Arbeitsplätze, während Skeptiker vor einer möglichen Überbewertung und den Risiken einer Blase warnen.

Die Zukunft der KI hängt davon ab, wie gut Chancen und Risiken gemanagt werden. Ein Vergleich mit der DotCom-Blase zeigt, dass überhöhte Erwartungen und Marktvolatilität eine Gefahr darstellen. Langfristig wird sich zeigen, ob die hohen Investitionen die erhofften Erträge bringen oder ob wir vor einer gigantischen Überinvestition stehen.

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