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Kommentar
21:00 Uhr, 13.07.2025

Warum es nie wieder eine Altcoin-Season wie früher geben wird

Bitcoin auf Allzeithoch-Kurs, auch die Krypto-Aktien steigen rasant, nur: Altcoins schwächeln. Warum das so ist, erklären Anton Werner und Martin Bechter von Fountainhead Digital im Gastartikel.

Bitcoin hat im März letzten Jahres sein vorheriges Allzeithoch von 65.000 US-Dollar durchbrochen. Seither ist der Kurs um weitere 60 Prozent gestiegen und liegt aktuell knapp unter dem neuen Rekordwert von rund 112.000 US-Dollar. Und dennoch: Kein breit getragener Bullenmarkt. Einige bekannte Kryptowährungen notieren aktuell sogar auf einem ähnlichen Kursniveau wie während des FTX-Zusammenbruchs. Kurzum: Keine lang erwartete Altseason. Die Frage, die sich daher viele stellen: Was ist los mit Altcoins? Genau dieser Frage widmet sich diese Analyse.

Marktzyklen: Was diesmal anders ist

Historisch folgte der Krypto-Markt einem vertrauten Muster: Auf das Halving folgt ein BTC-Allzeithoch, dann die Altcoin-Rallye und der Bärenmarkt, bevor die Erholung einsetzt. Ein Zyklus, fast wie aus dem Lehrbuch. Doch diesmal weicht das Drehbuch ab.

Obwohl das Bitcoin-Halving erst im Frühjahr 2024 stattfand, erreichte BTC sein neues Allzeithoch bereits davor – ein Novum. Möglich gemacht durch die ETF-Zulassungen in den USA, die institutionellen Investoren erstmals einen direkten Zugang zu Bitcoin ermöglichten.

Und genau darin liegt das Dilemma für Altcoins: Während Bitcoin, Ethereum und börsennotierte Krypto-Unternehmen (Coinbase, Robinhood, Strategy, Circle etc.) über regulierte Kanäle zugänglich wurden, blieb der Großteil des Markts weiterhin ausgeschlossen.

Zugang ist alles – oder nichts

Alle Gewinner seit Jahresbeginn 2024 haben eines gemeinsam: Sie sind für jedermann zugänglich.

Performance in Prozent sei dem 1. Januar 2024. “Total3” bezeichnet einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Index der 125 größten Krypto Assets – ohne Bitcoin und Ethereum I Quelle: Tradingview

Sie bewegen sich im regulierten Finanzsystem. Man kann sie über Banken, Broker oder institutionelle Fonds kaufen. Das war in früheren Zyklen nicht der Fall:

  • Coinbase ging erst im April 2021 an die Börse
  • Robinhood folgte im Juli 2021
  • Bitcoin-ETFs wurden im Januar 2024 genehmigt
  • Ethereum-ETFs im Juli 2024
  • Circle ist erst vor wenigen Wochen an die Börse gegangen – der Kurs schoss um 600 Prozent in die Höhe, da Investoren auf regulatorischen Rückenwind (Stichwort: GENIUS Act) setzten.

Zum ersten Mal haben Institutionen also regulierten Zugang zu Krypto Assets – aber eben nur bei einer Handvoll Assets. Der Rest bleibt außen vor. Altcoins sind nicht an öffentlichen US Börsen gelistet, nicht in ETFs enthalten, und dadurch abgeschnitten von:

  • institutionellem Kapital
  • tiefer Liquidität
  • vertrauenswürdiger Infrastruktur
  • Sichtbarkeit im regulierten Markt

Und das, obwohl viele Projekte technologisch deutlich stärker sind als in 2021 und sehr starke Traktion haben. In Sachen institutioneller Liquidität bleiben sie aber (noch) isoliert. Anmerkung: Trotz ETF-Zulassung fällt die Kurs-Entwicklung von Ethereum negativ auf. Das Protokoll steckt in einer Identitäts- und Führungs­krise – was sich unter anderem im Preis widerspiegelt.

Retail Investoren haben sich die Finger verbrannt

Während Institutionen zunehmend über regulierte Wege investieren, bleibt der Altcoin-Markt stark retail-getrieben. Und Retail? Ist ausgebrannt. In früheren Zyklen genügte es oft, nach dem BTC-Ausbruch irgendeinen Altcoin zu kaufen – die Gewinne kamen (fast) von allein. Heute ist vieles anders.

Der Markt ist fragmentierter und komplexer geworden, die Signale widersprüchlich. Im Zentrum des Problems: Asymmetrie. Informationsasymmetrie. Zugangsasymmetrie. Anreizasymmetrie. Was meinen wir damit?

Früher konnten Retail-Investoren über ICOs früh und günstig einsteigen. Nach dem regulatorischen Gegenwind ab 2018 verlagerte sich alles in private VC-Runden. Bei Token-Launches sind dann oft nur Bruchteile der Tokenmenge im Umlauf – ein großer Teil liegt bei VCs und Teams.

Zur Einordnung helfen zwei Kennzahlen:

  • Market Cap = Token-Preis × Umlaufmenge
  • FDV (Fully Diluted Valuation) = Token-Preis × Gesamte Tokenmenge (inkl. gesperrter Tokens)

Das Problem? Viele Token, die im Zyklus 2020 bis 2023 auf den Markt kamen, hatten eine niedrige Umlaufmenge und gleichzeitig eine extrem hohe FDV. Für Retail sahen sie günstig aus – weil die Market Cap klein schien. Doch das war eine Illusion: Tatsächlich war die Bewertung (FDV) oft bereits im Milliardenbereich. Diese Struktur führte zu einer verzerrten Dynamik:

  • Künstliche Knappheit
  • Verdeckte Inflation durch Token-Unlocks
  • Preisdruck, weil Insider schrittweise verkaufen konnten
  • Geringe Anzahl an Token in Zirkulation = Leichte Preismanipulation

Retail wurde zur Exit-Liquidität. Die Folge: Viele Privatanleger haben sich die Finger verbrannt. Heute ist klar:

Projekte mit hohem Anteil gesperrter Token verdienen größte Vorsicht.

Doch das eigentliche Problem liegt tiefer: Nicht jedes Projekt mit hoher FDV ist ein Scam. Bei vielen Early-Stage-Protokollen sind große Tokenreserven sinnvoll und notwendig – etwa für weitere Entwicklung, Community-Anreize oder Ökosystem-Aufbau. Die Struktur an sich ist nicht das Problem.

Das Problem ist: Retail kann oft nicht unterscheiden, ob ein Projekt langfristig Substanz hat – oder nur das schnelle (VC)-Exit-Play ist.

Der Lemon-Market-Effekt

Wenn Qualität nicht mehr erkennbar ist, regiert Misstrauen. Gute und schlechte Projekte werden gleich behandelt – und alle falsch bewertet. Diese fehlende Differenzierung nennt man in der Ökonomie einen “Lemon” Markt. Genau das passiert in Krypto: Relevante Infos wie Tokenomics, Vesting oder Treasury-Ausgaben sind oft intransparent, nicht vergleichbar oder werden gar im Nachhinein verändert.

Die Folge? Viele Retail-Investoren geben auf. Ein Teil rotiert zurück in Bitcoin – mit weniger Komplexität, transparentem Token Angebot und klaren Regeln. Ein anderer Teil jagt Memecoins nach – dort gibt es keinen Geschäftszweck und daher braucht man auch nicht viel verstehen – eine klassische Due Diligence ist damit obsolet.

Zwischenfazit

Altcoins stürzen nicht ab, weil sie fundamental kaputt sind. Sie schwächeln weil zwei entscheidende Kräfte fehlen:

  1. Retail ist müde – frustriert von Verlusten, Intransparenz und Verwässerung.
  2. Institutionelle bleiben außen vor – sie brauchen regulatorische Klarheit, um einzusteigen.

Das sind unserer Meinung nach die Hauptgründe , warum es keine Altseason in diesem Zyklus gab. Und wahrscheinlich wird es auch nie wieder eine Altseason wie früher geben. Der Markt hat sich verändert. Aber das bedeutet nicht, dass die Chancen verschwunden sind. Ganz im Gegenteil: Unter der Oberfläche liegt eine massive strukturelle Fehlbewertung.

Hochwertige Altcoins – die echten Blue Chips – handeln wie zweitklassige Assets. .

Der Katalysator kommt

Doch diese Marktverzerrung dürfte bald ein Ende haben. Warum? Weil zwei strukturelle Katalysatoren bereits sichtbar ist.

Regulatorische Klarheit

Zwei bedeutende Krypto-Gesetze sollen mit breiter parteiübergreifender Unterstützung bis Ende Q3 2025 in den USA verabschiedet werden. Gemeinsam werden sie den Markt grundlegend verändern:

  • GENIUS Act: Regelt Stablecoin-Emission, Reserveanforderungen und Zuständigkeiten
  • CLARITY Act: Bestimmt, welche Krypto-Assets Wertpapiere sind – und was Projekte tun müssen, um compliant zu sein

Gemeinsam liefern sie, worauf die Branche seit Jahren wartet: Einen klaren gesetzlichen Zugangspfad zu Krypto-Assets über regulierte Finanzinfrastruktur im größten Kapitalmarkt der Welt. Die großen Profiteure? Nicht BTC. Nicht Coinbase. Sondern: Altcoins. Denn diese fristen derzeit ein Dasein im regulatorischen Niemandsland. Ohne Klarheit – ohne Kapital.

Doch genau das wird sich jetzt ändern. Die USA wollen ihre Führungsrolle in Krypto festigen. Das gelingt nicht durch Überregulierung – sondern durch smarte Gesetzgebung, die Innovation schützt und gleichzeitig Anleger:innen absichert. Sobald die Gesetze in Kraft treten, entsteht ein neues Spielfeld:

  • Altcoins werden reguliert
  • Regulierte Infrastruktur folgt
  • Institutionelles Kapital fließt – nicht nur in Bitcoin, sondern über die gesamte Asset-Klasse hinweg

Besserer Zugang

Schon heute liegen über 70 ETF-Anträge für Krypto-Assets bei der SEC auf dem Tisch. Diese Zahl dürfte nach der Verabschiedung der Gesetze weiter steigen. Denn Banken, Broker und Vermögensverwalter bekommen endlich Sicherheit, um voll regulierte Produkte aufzulegen:

ETFs, ETPs, Verwahrungslösungen auf institutionellem Niveau. Was bisher fragmentiert, offshore oder auf Krypto-native Plattformen beschränkt war, wird sich in zugängliche, regelkonforme Finanzstrukturen verwandeln.

Wohin das smarte Geld fließen wird

Lassen wir keine Illusionen aufkommen: Nicht alles wird steigen, sobald regulatorische Klarheit herrscht. Das wird keine Neuauflage der breiten Altcoin-Euphorie vergangener Zyklen. Die Zeiten von „alles geht nach oben“ sind vorbei.

Nur fundamental starke Assets werden neu bewertet.

Warum? Weil institutionelle Investoren nicht in Narrative investieren – sondern in Substanz. Und sie wissen, wie man sie findet. Sie suchen gezielt nach Projekten, die ihnen Zugang zu den drei zentralen Krypto-Trends der kommenden Jahre bieten: Stablecoins, Tokenisierung realer Vermögenswerte und die Verknüpfung von Krypto mit Künstlicher Intelligenz (AI). Im Fokus stehen dabei vor allem Projekte, die:

  • reale Anwendungsfälle adressieren – und bereits sichtbare Traktion vorweisen können
  • sich über mehrere Marktzyklen hinweg mit stabilen Teams behauptet haben
  • aktive, langfristig orientierte Communitys aufgebaut haben
  • transparente, nachhaltige Tokenomics verfolgen – mit Fokus auf Wertschöpfung, nicht kurzfristige Profite

Fazit

Der Markt leidet unter einer tiefgreifenden strukturellen Fehlbewertung. Ursache: fehlender Zugang für institutionelles Kapital. Regulatorische Klarheit wird diesen Zugang freischalten. Und damit eine asymmetrische Neubewertung auslösen – in Richtung Qualität.

Wir gehen davon aus, dass Blue-Chip-Altcoins die großen Gewinner dieser Verschiebung sein werden. Nicht getrieben von Influencern, sondern von professionellen Kapitalallokatoren, die wissen, was sie tun.

Und da viele dieser Qualitätsprojekte aktuell noch im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Milliardenbereich bewertet sind, kann diese Neubewertung sehr schnell und , scharf verlaufen. Und wenn die Bewegung einmal begonnen hat, wird auch Retail wieder auf den Zug aufspringen.

Über die Autoren:

Anton Werner und Martin Bechter sind die Gründer von Fountainhead Digital, ein unabhängiges Krypto-Research- und Investmentunternehmen. Das Ziel: Den digitalen Wandel der Finanzmärkte verstehen, fundiert analysieren und in konkrete Investmentchancen für professionelle und institutionelle Investoren übersetzen. Dabei verbindet Fountainhead klassische Fundamentalanalyse mit aktiven Strategien, die gezielt Volatilität reduzieren.

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Quelle

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