Kommentar
06:27 Uhr, 02.12.2016

Warum der ganz große Knall früher oder später kommen muss

2008 haben die meisten schon wieder vergessen, obwohl die Folgen der Krise die Welt noch heute fest im Würgegriff haben. 2008 war allerdings erst ein Vorgeschmack.

Wir haben ein großes Problem. Dieses Problem ist nicht auf Europa oder die USA beschränkt. Es ist ein globales Problem, welches sich durch die Finanzkrise verstärkt hat. Die meisten Länder sind immer noch dabei, den Scherbenhaufen aufzukehren und bemerken dabei nicht, was eigentlich schiefläuft.

Global betrachtet stehen die Zeichen derzeit auf Renationalisierung, sprich, weniger Handel, weniger offene Grenzen (das gilt nicht nur für Waren, sondern auch für Personen und Kapital) und im Notfall auch Protektionismus über Zölle. Dass solche Programme Wahlen gewinnen, sollte nicht verwundern, denn die Unzufriedenheit ist groß.

Seit 2007 hat sich die Lage für die meisten Menschen nicht verbessert. Das gilt weltweit, doch in den Ländern, in denen Politik und Notenbanken Banken und Wirtschaft gerettet haben, gilt dies ganz besonders. Man muss nicht einmal lange nach Hinweisen suchen. Selbst in den Daten mit geringster Auflösung erkennt man das Problem.

Grafik 1 zeigt dazu, wie sich das Vermögen des Durchschnittsbürgers in den letzten Jahren entwickelt hat. Nachdem bis 2007 das Vermögen anstieg, hat sich seitdem nicht mehr viel getan. Es gab ein kurzes Zurückschnappen nach der Krise, doch seit Jahren stagniert das Vermögen bzw. geht es sogar zurück.

Wenn Menschen über ein Jahrzehnt lang keine Verbesserung sehen, dann kann man die Unruhe verstehen. Irgendwie funktioniert das System nicht mehr. Das wird umso deutlicher, je tiefer man in die Materie einsteigt. Grafik 2 zeigt die globale Bevölkerungsverteilung nach Vermögensgruppen.


Allein in den letzten 6 Jahren hat sich das Bild radikal gewandelt. 2010 machte der Teil der Weltbevölkerung, der weniger als 10.000 Dollar Vermögen besaß, weniger als 70 % aus. Heute sind wir nicht weit von 75 % entfernt. Der prozentuale Anteil der Bevölkerung, der im Vergleich zu den obersten Prozenten der Verteilung wenig besitzt, wird immer größer.

Das lässt sich noch eindrücklicher darstellen. Grafik 3 zeigt den Vermögensanteil der Bevölkerungsgruppen. Obwohl Menschen mit einem Vermögen von mehr als einer Million nur 0,7 % der Bevölkerung ausmachen, halten sie 46 % des Gesamtvermögens. Das entspricht der unglaublichen Summe von 116,6 Billionen Dollar.

Die größte Bevölkerungsgruppe mit einem Vermögen von weniger als 10.000, die 73,2 % ausmacht, hat lediglich einen Anteil am Gesamtvermögen von 2,4 %. Vor 6 Jahren war der Prozentsatz fast doppelt so hoch.
Der Trend zu einer immer größeren Vermögenskonzentration hält nicht nur an, sondern verstärkt sich. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Fairness ist eines der wichtigsten Güter. Gibt es Fairness nicht mehr bzw. wird die Ungleichheit zu groß, dann kann man nicht erwarten, dass die Bevölkerung nur zuschaut.

Nun schaut die Bevölkerung weltweit nicht mehr zu, sondern bringt ihr Unwohlsein durch Wahlen zum Ausdruck. Dabei wird nicht unbedingt für eine bestimmte Alternative gestimmt. Wichtig ist lediglich, dass man diejenigen abwählt, die seit Jahren an der Macht sind. Das sind letztlich die etablierten Parteien.

Diese versetzt der aktuelle Trend noch nicht in Angst und Schrecken. Wahrscheinlich ist das bisher nicht der Fall, weil sie nicht erkennen, was vor sich geht. Das Grundproblem wird wohl auch nicht mehr erkannt werden, bevor es zu spät ist.

Wie dem auch sei, diejenigen, die sich derzeit als Alternative anbieten, haben auch keinen Plan. Sie können sich Wählerstimmen aufgrund der Unzufriedenheit erhoffen und nicht, weil sie etwa einen genialen Plan haben, der die Ungleichheit beseitigt. Oftmals sind die als Alternativen wahrgenommenen Parteien oder Personen extrem unbedarft, wenn es darum geht, wie Wirtschaft funktioniert.

Die Hoffnung, dass unter bestehenden Strukturen eine Lösung für das Problem gefunden wird, ist vermutlich vergebens. Das führt früher oder später zwangsläufig zu einem radikalen Politikwechsel. Dumm nur, dass dieser die Dinge oftmals nicht verbessert, sondern noch verschlechtert. Weil niemand die Dinge geordnet geraderücken kann, kommt es zu einem Reset.

Ein solcher Reset muss nicht durch Krieg erfolgen. Das ist zwar das übliche Mittel seit Jahrtausenden, doch es geht genauso gut durch Hyperinflation oder autoritäre Regime, die Enteignungen durchführen. Alles keine schönen Aussichten.

Clemens Schmale

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49 Kommentare

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  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    auf deutsch!

    CEO Koller kriegt fast den Koller

    hören Sie rein, es Lohnt sich um zu verstehen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    20:01 Uhr, 04.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Frage an die Trader wie Sie kalkulieren? Das interessiert mich wirklich!!!

    .

    Kalkulieren sie mit dem fallenden Euro? oder beachten Sie diesen nicht?

    Der Anstoß kam aus der B-Community

    .

    Also einfaches Beispiel:

    Sie kaufen eine Aktie für 100 in Euro zu 1,00 Euro/ USD
    nun steigt diese Aktie um 10 auf 110, der Euro aber fällt um 0,10 auf 0,90 Gewinn = Sero
    allerdings müssen Sie nun auf den Aktiengewinn auch noch Steuern zahlen, also Verlustgeschäft!?

    Wäre es nicht durchaus sinnvoll sich einen Broker zu suchen welcher Bitcoin

    akzeptiert? Allerdings kenne ich auf Anhieb keinen welcher in Bitcoin auszahlt.

    (wenn ich es in Erfahrung bringe, werde ich es ihnen liebende gern geben) Damit könnten sie direkt aus Aktien in Bitcoin wechseln ;)

    Trotz alldem, nur die Akzeptanz von Bitcoin eines Brokers, hätte sich im letzten halben Jahr geloht, da der BTC um ca. 50% aufgewertet, der Euro um 5-10% gefallen ist und Aktien eher auch, somit könnte ich mein Portfolio nun schön mit vielen billigen Aktien wieder aufstocken in dem ich mit Bitcoin kaufe.

    bin nicht sicher ob es aktuell ist, (selbst ist der Trader)

    http://www.devisenhandel-forex.de/bitcoin-cfd-trad...

    http://www.forexnews.com/bitcoin-brokers/

    das ist https://1broker.com/?c=de/home

    etwas aus 09.2016 http://www.forexsq.com/best-bitcoin-broker/

    Allerdings bin ich bei meinem, diesen jetztigen Gedanken nicht sicher, ob Sie soweit denken. Das ist nur eine Überlegung, wie ein nicht Trader sich einen kalkulierenden Trader vorstellt, bzw, so würde ich traden ;) keine Vorwurf, Beleidigung oder sonstiges.

    Mich interessiert immer noch die Frage oben.

    .

    Wäre nett wenn sich Einige dazu äussern, es dient nur meine Verständnis ;)

    20:17 Uhr, 03.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Als Lektüre für den Sonntag ;)

    Befreien Sie sich selbst aus der Knechtschaft der Fiats oder auch nich

    Handelszeitung

    Ola

    http://www.handelszeitung.ch/blogs/bits-coins/jetz...

    And

    http://www.forbes.com/sites/robertwood/2016/12/02/...

    http://www.coindesk.com/coinbase-patent-bitcoin-ke...

    And

    https://www.btc-echo.de/zentralbank-argentinien-bi...

    14:49 Uhr, 03.12. 2016
  • TomCat
    TomCat

    Der Analyse kann ich mich anschliessen. Die Finanzkrise wird sich als der größte Raubzug der Geschichte erweisen. Paradoxerweise haben sie in den USA auch noch den Bock zum Gärtner gewählt. Das eine Prozent, dass die Masse der Vermögen hält ist jetzt noch mit einer zusätzlichen politschen Machtfülle ausgestattet worden. Trumps Kabinet ist ein Millionärstruppe wie man sie woher nicht gesehen hat. Das werden spannende Zeiten werden.

    23:19 Uhr, 02.12. 2016
  • amateur
    amateur

    Die Welt geht bei Hoose u. Co. schon seit 8 Jahren unter - spätestens im Jahr darauf... Die Konserven von damals sind schon längst verschimmelt...Jetzt hat er hier auch noch seinen Knecht gefunden. Ja, irgendwann geht es mal wieder richtig runter. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Nur wann - morgen, übermorgen, 2050...so what? Ich verschwende meine kostbare Lebenszeit nicht mit solchen hypothetischen Überlegungen und vergifte mich...

    17:39 Uhr, 02.12. 2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • goingA
    goingA

    Das Grundübel heißt ganz einfach "Zinsen"!
    Deshalb verbieten die Religionen Zinsen zu nehmen. Im Durchschnitt sind alle Waren und Lebensmittel des täglichen Bedarfs mit etwa 30% Zinsen belegt. Unsere Stadtwerke haben weder die Wasserleitungen noch die Pumpen und Brunnen aus vorhandenem Guthaben bezahlt. Auch der Bäcker die Maschinen für die Herstellung der Brote nicht. Auch für Auto oder Haus müssen wir im allgemeinen Zinsen zahlen. Mieten sind mit etwa 70% Zinsen belastet, nicht nur über die Hypothek des Eigentümers, sondern weil auch der Maschinenpark des Bauunternehmers per Kredit angeschafft wurde. Wer Steuern zahlt hilft auch die Schulden des Staates zu tilgen.
    Wir leben somit in einem Schuldgeldsystem! Hervorgerufen durch Zinsen!
    Diesen Zinszahlungen, die wir alle mehr oder weniger leisten müssen, stehen jedoch in gleicher Höhe Zinseinnahmen gegenüber. Nur, wer hat sich wohl je bewußt darüber Gedanken gemacht, wieviel Vermögen man angesammelt haben muss, um diese allgemeine Zinslast auszugleichen?
    Etwa 90% unserer Bevölkerung sind ausschließlich Zinszahler, sie besitzen nicht genug, um die Zinslasten aus dem Schuldgeldsystem auszugleichen. Pech gehabt, sie sind fleißig aber nicht reich?
    Mich wundert, dass bislang keine Partei diesen Zusammenhang herausgearbeitet hat, um uns Volk die Augen zu öffnen. Ist die Macht des Kapitals so übermächtig? Denn was würde passieren, wenn per Gesetz Zinsen verboten würden? Welche Nachteile wüde das für den Einzelnen bedeuten?
    Geld ist als Tauschmittelersatz gedacht und zu einem Spekulationsobjekt verkommen, mit all seinen Auswüchsen, die jeden Rahmen für die Realwirtschaft sprengen. Es war in der Presse zu lesen, dass die "Deutsche Bank" Derivate, also Wetten auf steigende oder fallende Kurse, im Umfang von 45 Billionen (45.000.000.000.000) EUR emittiert hat. Nicht auf die Banken schimpfen, die nutzen bis auf gelegentliche Ausnahmen nur den gesetzlichen Rahmen aus. Gefordert ist der Gesetzgeber, somit wir als Wähler. Geld vermehrt sich durch Zins und Zinseszins exponentiell, also nicht mehr gleichmäßig, diese Mehrung kann irgendwann nicht mehr durch die lineare Steigerung der Arbeitsleistung ausgeglichen werden, es kommt zwangsläufig zur Wirtschaftskrise. Wir sind auf dem Weg dahin, mit allseinen furchtbaren Erscheinungen. Herr Hoose hat es oft genug thematisiert.
    Wenn es keine Zinsen mehr geben würde, hätten nur die jetzigen Zinsgewinner einen verschmerzbaren Nachteil, denn das eingesetzte Kapital würde sich nicht mehr um den bislang erzielten Zins vermehren. Verkraftbar, nicht nur weil es um die oberen 10% geht, die landläufig genug haben, sondern weil im Gegenzug sich die tägliche Lebenshaltung für alle verbilligen würde.
    Der Gesetzger, wir Menschen müssen wieder die Verwendung über das Geld erlangen, momentan sind wir Zinsgetriebene. Denn das Geld soll dem Menschen dienen - nicht der Mensch dem Geld. Dem legendären Autokönig Henry Ford wird zugeschrieben: "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir schon vor morgen Früh eine Revolution."

    15:28 Uhr, 02.12. 2016
    2 Antworten anzeigen
  • 280a
    280a

    Test

    15:01 Uhr, 02.12. 2016
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Sehr guter Artikel Herr Schmale! Die Lösung der anstehenden Probleme ist allerdings einfach, aber sie ist ganz sicher nicht leicht und sie wird nur unter heftigsten Geburtswehen das Licht der Welt erblicken. Die Mutter könnte wenn es dumm läuft, bei der Geburt das Zeitliche segnen. Die Mutter ist unser aktuelles Finanz und Gesellschaftssystem.

    13:43 Uhr, 02.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • emaxx
    emaxx

    Ich denke auch, dass der große Knall kommen wird. Leider bin ich auch überzeugt, dass es nach diesem Knall uns allen (in Summe) schlechter gehen wird, weil weit und breite keine Lösungen bzw. herausragende Reformer in Sicht sind.

    13:16 Uhr, 02.12. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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