Warten auf die Fed
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Vor der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Federal Reserve stehen die Märkte einmal mehr unter enormer Anspannung. Das Federal Open Market Committee (FOMC) trifft sich am Dienstag und Mittwoch. Am Mittwochabend um 20.00 Uhr unserer Zeit werden die Beschlüsse verkündet, bevor sich um 20.30 Uhr Fed-Präsident Ben Bernanke auf der Pressekonferenz den Fragen der Journalisten stellen wird.
In den vergangenen Tagen haben bereits Medienberichte, in denen ohne klare Faktenlage über die möglichen Kommentare von Bernanke spekuliert wurde, die Märkte enorm bewegt. Am Freitag schrieb Fed-Beobachter Jon Hilsenrath vom „Wall Street Journal“ in einem Kommentar, dass die Fed wohl darauf hinweisen werde, dass die Leitzinsen auch recht lange Zeit nach einem Ende der Anleihekäufe noch bei null gehalten würden. Die US-Aktienmärkte sprangen prompt nach oben. Am Montagabend veröffentlichte die britische „Financial Times“ einen Artikel, in dem darüber spekuliert wurde, dass die Fed auf ihrem jetzigen Treffen wohl ein Ende der Anleihekäufe signalisieren werde. Der US-Aktienmarkt brach ein, bevor der Autor des Artikels seine Aussagen im Kurznachrichtendienst Twitter ein wenig relativierte. Die Märkte reagieren inzwischen nicht mehr nur auf das, was Notenbanker sagen, sondern auch auf Berichte, in denen nur über mögliche Aussagen von Notenbankern spekuliert wird.
Die Anspannung der Märkte ist verständlich: Nichts hat die Aktienmärkte seit der Finanzkrise so befeuert wie die ultralockere Geldpolitik. Nun nähert sich langsam aber sicher der Exit, auch wenn niemand so genau weiß, wann es dazu kommen wird. Sicher ist eigentlich nur, dass die Fed ihre Anleihekäufe wohl bereits 2013 oder Anfang 2014 einstellen wird. Die Leitzinsen will die Fed erst anheben, wenn die Arbeitslosenquote auf 6,5% gesunken ist. Dazu dürfte es nach Ansicht der Marktbeobachter Ende 2014 oder Anfang 2015 kommen.
Die Reflationierungspolitik hat inzwischen enorme Ausmaße erreicht. Die US-Geldmenge M0 hat sich seit 2008 mehr als verdreifacht. Seit 1960 ist die sogenannte Geldbasis sogar um mehr als den Faktor 70 gestiegen.
Auf die Realwirtschaft hatte das alles aber erstaunlich geringe Auswirkungen. Die Geldmenge M2 hat sich seit 2008 gerade einmal um den Faktor 1,4 erhöht und ist damit nicht wesentlich schneller gestiegen als vor der Finanzkrise.
Auch das zeigt ganz deutlich, dass die lockere Geldpolitik zwar die Vermögenspreise enorm nach oben treibt, die Realwirtschaft aber eher gering beeinflusst. Ganz egal was Fed-Präsident Ben Bernanke am Mittwoch sagen wird: Die Finanzmärkte stehen wohl noch lange im Bann der Notenbanken.
Oliver Baron
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