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19:22 Uhr, 26.09.2011

Wandel der EZB beeinflusst strategische Asset Allokation im Bond-Bereich

München (BoerseGo.de) - Die Ankündigung von US-Notenbankchef Ben Bernanke, mit dem Aufkauf lang laufender Anleihen die US-Konjunktur anzukurbeln, sowie die geldpolitische Neuausrichtung der Europäischen Zentralbank (EZB) nach dem Rücktritt von EZB-Volkswirt Jürgen Stark führen zu Veränderungen in der strategischen Asset Allokation von Bond-Investoren. "Beide Maßnahmen führen dazu, dass wir in unseren Benchmark-Mandaten die Übergewichtung mittlerer Laufzeiten zugunsten kurzer und langer Laufzeiten abgebaut haben", erklärt Dorothea Müller, Fondsmanagerin im Anleihenbereich der Fondsgesellschaft Pioneer Investments. In der vergangenen Woche hatte die US-Notenbank eine Laufzeitenverlängerung ihrer Bilanz angekündigt. Bis Mitte 2012 will sie Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren verkaufen und im Gegenzug Anleihen mit Laufzeiten zwischen sechs und 30 Jahren erwerben. Damit will sie die Zinsen am langen Ende der Zinskurve senken. Das soll die Finanzierungskosten für Investitionsprojekte und Immobilienkäufer reduzieren und die US-Wirtschaft ankurbeln. Das Programm soll bis zu 400 Milliarden US-Dollar umfassen.

Der vieldiskutierten Einführung von Eurobonds steht Müller skeptisch gegenüber: "Ein von Deutschland unterstützter und erweiterter Rettungsfonds EFSF und verstärkte Anleihekäufe durch die EZB sind derzeit die bessere Lösung", so die Expertin. "Eurobonds müssen das letzte Mittel bleiben, um die Krise zu bekämpfen". Ohne eine gemeinsame europäische Fiskalpolitik, bei der Entscheidungen auf supranationaler Ebene getroffen werden, würden Eurobonds für die Peripherieländer keinen Anreiz zum Sparen schaffen.

In der aktuellen Marktsituation, in der Schuldenkrise und schwächeres Wirtschaftswachstum eine gefährliche Verbindung eingehen, sind Bundesanleihen als sicherer Hafen stark gefragt. Denn vor dem wirtschaftlichen Hintergrund seien nach der EZB-Zinserhöhung im Juli keine weiteren Zinserhöhungen in der Eurozone zu erwarten. Außerdem rechnet die Anleihenexpertin damit, dass demnächst auch die USA die geldpolitischen Zügel in Form eines dritten quantitativen Easings (QE3) weiter lockern werden. Die positiven Auswirkungen auf die Realwirtschaft dürften wegen der noch immer vorhandenen strukturellen Probleme ähnlich verhalten ausfallen wie beim Quantitative Easing 2 (QE2), schätzt Müller.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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