Kommentar
08:30 Uhr, 05.07.2007

Wall Street mit Ermüdungserscheinungen

Ab Mitte Juli wird der Kursverlauf der Wall Street wieder maßgeblich von den Unternehmensberichten zu Q2/07 bestimmt. Im Vorfeld werden Erinnerungen zum Auftaktquartal wach, als niedrige Erwartungen zum Gewinnwachstum schließlich mit +8,3% klar übertroffen wurden. Zu relativieren ist aber, dass gut 3 Prozentpunkte auf vorausgegangene Aktienrückkäufe der Unternehmen zurückgehen. Für das Juni-Quartal wurden zunächst erneut niedrigere Gewinnsteigerungen veranschlagt. Derzeit pendeln sich die Prognosen bei rund 6% ein.

Während der Dow frühere Höchststände schon im Vorjahr hinter sich ließ, konnte der S&P 500 Anfang Juni bisher nur auf Schlusskursbasis eine neue Bestmarke setzen. Mehrfache vergebliche Anläufe seither unterstreichen das Gewicht dieser marktpsychologischen Hürde, die angesichts des zuletzt gemischten Nachrichtenflusses noch nicht genommen werden konnte. Als bremsend erwies sich die Gratwanderung aus verbesserten Konjunkturdaten, aber damit gedämpften Zinssenkungshoffnungen. Im Rahmen der Zwischenberichte einzelner Investmenthäuser kehrte zudem das Thema der „Subprime-Kredite“ wieder auf die Tagesordnung zurück. Jüngste Immobilienmarktdaten bestätigen die anhaltende Konsolidierung des Wohnungssektors.

Rentenmärkte: FED bremst Zinsfantasie der Märkte

Selbst in einem Umfeld mehrheitlich schwächerer Konjunkturdaten gab die Fed wenig Spielraum für eine expansivere Geldpolitik zu erkennen. Eine längere und übergreifende Schwäche des Häusermarktes wurde aber als potenzielles Wachstumsrisiko bewertet, das die Geldpolitik nötigenfalls aktiv werden ließe. Abwärtsrisiken für die Konjunktur stellte die Fed zuletzt aber regelmäßig die Gefahr eines unerwünschten Preisauftriebs trotz im Trend rückläufiger Kernraten entgegen. Ohne Übertragungseffekte des Häusermarktes wird die Fed vorerst kaum auf Lockerungskurs umstellen.

Die Konsolidierung des Wohnungsmarktes und anhaltende Kapazitätsanpassungen im Automobilsektor warfen die US-Wirtschaft zu Jahresbeginn deutlich zurück. In den Folgemonaten setzte eine spürbare Wachstumserholung ein, obwohl der Immobilienmarkt weiterhin bremst. So fiel der NAHB-Index der Hausbauer auf den niedrigsten Wert seit 1991. Auch die Fed konstatierte dem Wohnungsmarkt in ihrem jüngsten „Beige Book“ anhaltende Schwäche. Hingegen erholt sich das verarbeitende Gewerbe sukzessive, während der Dienstleistungssektor als Konjunkturmotor seine Dynamik beibehält. Dem schwachen Jahresauftakt folgt ein merklich belebtes Juni-Quartal nach. Für das Gesamtjahr erwarten wir jedoch weiterhin ein BIP-Wachstum deutlich unter dem längerfristigen Trend.

Quelle: Pioneer Investments

Pioneer Investments gilt als ein ein Vorreiter in der Investmentbranche. Die Geschichte des Unternehmens begann bereits im Jahr 1928. Seit 2000 gehört Pioneer Investments zur europäischen Bankengruppe UniCredit. Durch die Fusion der Muttergesellschaft mit der HVB wird seit 2006 auch Activest unter dem Dach von Pioneer Investments geführt.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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