Wall Street: Analysten-Zunft hat ungewisse Zukunft
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Investmentbanken an der Wall Street haben ganze Sektoren oder bekannte Blue Chips von ihrer Research-Liste gestrichen.
Goldman Sachs gibt seit mehr als sechs Monaten keine Einschätzung für Investmentbanken, Fondshäuser und Brokerage-Unternehmen mehr ab, nachdem der Analyst Richard Strauss entlassen wurde. J.P. Morgan Chase hat die Beobachtung von großen Banken wie der Citigroup oder die Bank of America fallen gelassen. Citigroup's Smith Barney entlies im Mai mehrere Top-Analysten und entschied sich, vorerst keine Einschätzungen mehr für die Sektoren Bergbau, Versorger, Luftfahrt und sechs weitere Industriezweige zu präsentieren.
Grund für die immer weiter zurückgehenden Research-Bemühungen der Investmentbanken sind immer weiter fallende Kommissionen und ein Trend hin zu automatisiertem Trading. Laut New York Stock Exchange Statistiken werden mittlerweile 40% des Handelsvolumens an der NYSE automatisiert, also über Programmtrading, generiert. Programmtrading, das meist 15 Aktien auf einmal umfasst und ein Ordervolumen von über $1 Million hat, kostet pro Aktie zwischen 1.3 und 1.4 Cents Gebühr, was deutlich unter den 3-4 Cents liegt, die bei normalem Trading vom Makler berechnet werden.
Als weiterer Grund wird die stärkere Regulierung der Researchabteilungen der Investmentbanken nach den Interessenkonflikten mit den Investmentbanken-Abteilungen gesehen. In der Vergangenheit haben Analysten aus den Researchabteilungen der Großbanken ihre Empfehlungen im Interesse der Investmentbankenabteilungen ausgesprochen, was zu wissentlich falschen Kaufempfehlungen und zur Irreführung der Anleger führte. Nun haben die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC und die US Staatsanwaltschaft klare Richtlinien entwickelt, die weitere solche Interessenkonflikte verhindern sollen.
Jedoch sind es nicht alle Investmentbanken, die ihre Researchaktivitäten zurückschraubten. Morgan Stanley und Lehman Brothers betonen ihren Kunden gegenüber, ihre Researchangebote noch weiter verstärkt zu haben. Im Gegensatz hierzu verschweigt Goldman Sachs, die Beobachtung und Bewertung ganzer Sektoren gestrichen zu haben.
Nach dem drastischen Abschwung im Sektor und den tiefgehenden Veränderungen in der Regulierung müsse laut Pierre Nguyen, einem Manager bei dem $2 Milliarden schweren Fonds von Carret & Co., abgewartet werden, für welchen Weg sich die Investmentbanken entscheiden werden. Gerade jetzt stehen noch Fragen wie Kostensenkung im Vordergrund, so Nguyen.
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