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12:27 Uhr, 19.06.2024

Wahlverlierer französische Banken: Lohnt jetzt der Einstieg?

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„Politische Börsen haben kurze Beine“, heißt es im Börsenjargon. Frankreicht durchläuft gerade eine politische Schockphase. Nach dem großen Sieg der rechtsextremen Partei „Rassemblement National“ (RN) bei den Europawahlen in Frankreich hat Emmanuel Macron die Nationalversammlung (französisches Parlament) aufgelöst und rief bekanntlich zu vorgezogenen Neuwahlen auf. Diese finden am 30. Juni und 7. Juli 2024 statt. Bis dahin herrscht politische Unsicherheit, was den CAC-40 in der Spitze um fast 7 % im Anschluss an die Europawahl korrigieren ließ. Zu den größten Verlierern zählten unter anderem die französischen Banken, die unter Rendite- und Bewertungsaspekten nun auf Schnäppchenniveau notieren.

Das Wahlergebnis zu antizipieren, ist unmöglich. Wahrscheinlich ist eine sogenannte „Kohabitation“, also eine Konstellation, in der Präsident und Regierungschef nicht aus demselben politischen Lager sind. Die Risiken für den Bankensektor sind klar. Das Szenario Kohabitation könnte das Land lähmen und die Fähigkeit der Regierung beeinträchtigen, das Haushaltsdefizit bis 2027 unter 3 % zu senken und die Debatte über mögliche Supergewinnsteuern (u.a. Bankensteuer) wieder in Gang zu bringen sowie die weitere EU-Integration (Bankenunion und Kapitalmarktunion) verzögern. In der Politik wird nach den Wahlen nicht so heiß gegessen, wie davor gekocht. Beim letzten Kohabitations-Fall unter Jacques Chirac (1997-2002) gab es eine Verdreifachung des CAC-40. Was passiert, wenn politische Unsicherheit mit dem Wahlergebnis abebbt, machte Italien als Blaupause für Frankreich vor zwei Jahren vor, als Präsident Sergio Mattarella das Parlament am 21. Juli auflöste und Neuwahlen (am 25. September) ausrief. Nachdem sich die neue Regierung um die rechtskonservativen Partei Fratelli d’Italia mit Giorgia Meloni an der Spitze gebildet hatte, stieg der italienische Leitindex FTSE MIB binnen zwei Monaten um rd. 17 %.

Die Geschäftsmodelle der französischen Banken sind relativ defensiv gegenüber innenpolitischen Veränderungen, auch wenn man insgesamt natürlich nicht vollständig gegen makroökonomische und politische Veränderungen immun ist. Die großen Drei, BNP Paribas, Société Générale und Crédit Agricole sind weder geografisch mehrheitlich auf Frankreich ausgerichtet, noch besteht ein besonderer Fokus auf das Privat- oder Firmenkundengeschäft. 40 % der Gesamterlöse von Société Générale und Crédit Agricole haben Frankreich-Bezug. Bei BNP werden gar nur 25 % in Frankreich generiert. Die Verteilung beim Kreditbuch ist ähnlich. Das Frankreich-Exposure von BNP bezogen auf den Vorsteuergewinn liegt zudem lediglich bei 8 %, insofern ist eine prozentual zweistellige Kurskorrektur übertrieben.

Auch die Zinsthematik betrifft französische Banken im Vergleich zu ihren europäischen Pendants weniger. Französische Banken agieren als diversifizierte Universalbanken, die einen Allwetter-Business-Mix aus Privatkundengeschäften, Versicherungen, Corporate- und Investmentbanking betreiben. Die Ertragsbasis der französischen Institute ist folglich weniger auf Zinserträge ausgerichtet und damit auch weniger von Zinsänderungen beeinträchtigt. Durchschnittlich ca. 54 % der Erträge stammen aus zinsunabhängigen Erträgen, während der europäische Bankensektor insgesamt lediglich bei 34 % liegt. Das erklärt auch, warum die französischen Banken bei Zinserhöhungen in der jüngeren Vergangenheit weniger profitiert haben. Das heißt aber auch, dass man bei Zinssenkungen wie jetzt durch die EZB auch weniger leidet als die Wettbewerber.
Die größten Risikien für die französsichen Banken lauern im Kreditbuch, insbesondere dann, wenn das verarbeitende Gewerbe, das Baugewerbe sowie der Immobilienmarkt und kleine und mittlere Unternehmen weiterhin unter Druck stehen sollten. Festzustellen ist, dass die BNP zwar prozentual gesehen das größte Engagement in diesen Sektoren hat, die Société Genérale jedoch nach wie vor die französische Bank mit dem größten Engagement im fragilen Immobilienbereich (14 %) ist, dicht gefolgt vom Crédit Agricole. Bei der Bilanzbereinigung kommen die französischen Banken jedoch gut voran. Der Bestand an notleidenden Krediten (NPL) lag Ende 2023 bei BNP & SocGen bei 2,9 % (2019: 3,6 % bzw. 3,1 %) und bei CA bei 2,6 % (2019:3,2 %) vergleichen mit 1,9 % (2019: 2,7 %) für den gesamten europäischen Bankensektor.

Alles zusammengenommen haben wir im französischen Bankensektor einen klaren Favoriten: die BNP Paribas. Aus mehreren Gründen:
Erstens: Die BNP bietet gemessen am Portfolio ein ausgewogenes Chance-Risikoprofil indem man mit lediglich 25 % der Erlöse und damit am geringsten Frankreich lastig ist und somit mutmaßlich von politischen Rahmendaten am wenigsten tangiert wird. Gleichzeitig verfügt man mit 13,1 % über einen soliden Puffer beim vorgeschriebenen Kernkapital.
Zweitens: Durch den ausbalancierten Dreiklang aus Retail Banking, Corporate- & Investment-Banking und Spezial-Geschäft (Vermögensverwaltung, Versicherungen, Immobilien) verfügt man über eine hohe Resilienz bei der Gewinnentwicklung.
Drittens: Die Erwartungen des Marktes liegen unter der Guidance des Managements. Für 2026 hat man eine Eigenkaptialrendite von 12 % in Aussicht gestellt, der Marktkonsens liegt bei 10,8 %, was entsprechendes (positives) Überraschungspotenzial mit sich bringt.
Viertens: Die Bewertung ist im historischen Durchschnitt mit Gewinnvielfachen von 6,3 bzw. 5,6 für 2025/2026 beinahe auf Krisenniveau. Der 10-Jahreschnitt liegt bei 10, was gemessen am 20255er-Wert rd. 60 % Bewertungspoitenzial unterstellt. Hinzu kommt eine niedrige Kurs-Buchwert-Bewertung von 0,6 auf Basis der Erwartungen für 2025 (aktuell: 0,8).
Fünftens: Die Aktie eignet sich auch für Dividendenjänger. Das Management hat Kapitalrückflüsse zwischen 2004 und 2026 in Höhe von etwas 20 Mrd. € in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen in Aussicht gestellt. Für 2024 (zahlbar 2025) wird eine Dividende von 5,03 € je Aktie erwartet, was einer Dividendenrendite von 8,5 % entspricht. Wir erwarten spätestens mit der Wahl in Frankreich einen Impuls.

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