Kommentar
15:31 Uhr, 25.08.2025

Powell gibt nach: Ein Fehler?

Powell deutete an der Notenbankenkonferenz in Jackson Hole an, dass die Zeit des Abwartens vorüber ist. Zinssenkungen werden nach einjähriger Pause fortgesetzt. Ist das ein Fehler?

Inzwischen ist nicht mehr klar, ob die Fed aus Überzeugung eine Zinssenkung anstrebt oder ob der Druck der Politik einfach zu groß geworden ist. Trump hat die Notenbank zuerst unter Druck gesetzt. Es folgte Finanzminister Bessent, der Zinssenkungen im Bereich von 1,5-1,75 Prozentpunkten für angebracht hielt. Die Regierung bedient sich nun einer weiteren Strategie, die Fed unter Druck zu setzen.

Der Staatsapparat wird genutzt, um Angriffsflächen zu finden. Das beste Beispiel ist Lisa Cook. Es steht außer Frage, dass ein Verstoß gegen das Gesetz geahndet werden muss. Es ist allerdings schon auffällig, dass die Administration Gegner ins Visier nimmt, seien es Notenbanker oder Politiker der Demokraten. Gegner werden verfolgt. Jeder, der anderer Meinung ist, wird sich zukünftig genau überlegen, ob er sich dem aussetzen will.

Das alles klärt nicht die Frage, ob Zinssenkungen gerechtfertigt sind. Das ist weniger eindeutig zu bestimmen, als man vielleicht meint. Es gibt sehr wenige Regeln und Modelle, die ein Zinsniveau vorgeben. Bessent begründete seine Idee von tieferen Zinsen durch Modelle. Jedes Modell, so Bessent, lässt Zinssenkungen von 1,5-1,75% zu.

Viele Analysten und auch ich haben lange gesucht und konnten kein solches Modell finden. Das bekannteste Modell, die Taylor Rule, sieht ein Zinsniveau von knapp 5% vor. Der aktuelle Leitzins liegt darunter.

Die Notenbank selbst hat über die Jahre zahlreiche Varianten der Taylor Rule entworfen. Dazu gehört etwa „Balanced Taylor.“ Vereinfacht sagt dieses Modell, dass die Zinsen tiefer sein müssen als unter der traditionellen Regel, wenn die Wirtschaftsleistung unter Potenzial liegt. Das Problem ist, dass Negativzinsen schwer umzusetzen sind, was zur adjustierten Taylor Rule führt. Alle Modellvarianten haben die gleiche Aussage: Der Leitzins ist nicht zu hoch.

Die Historie zeigt allerdings auch, dass der Leitzins die meiste Zeit unterhalb des Modellwertes lag. Die Differenz zwischen Regel und effektivem Leitzins liegt bei ungefähr zwei Prozentpunkten. Der Leitzins könnte demnach auch bei 3% liegen. Das bringt den Leitzins ungefähr auf das Niveau, welches Bessent für adäquat hält.

Der Trend der Taylor Rule ist zudem nach unten gerichtet. Es ist allerdings möglich, dass Zölle den Trend unterbrechen, da die Inflationsrate ansteigt. Nichtsdestotrotz ist ein moderat tieferes Zinsniveau vertretbar. Ein offensichtlicher Fehler sind Zinssenkungen nicht.

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