WACHSTUMSKURS: Comdirect mit ehrgeizigen Plänen und attraktiver Volatilität
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Eine interessante Einstiegsgelegenheit bietet sich momentan bei einer Aktie, die früher am Neuen Markt notiert war und für eine kurze Zeit ganz besonders vom „Aktien-Wahn“ profitieren konnte. Die Rede ist von Comdirect, der anno 2000 an die Börse gebrachten Online-Tochter der Commerzbank. Mit 621.000 Kunden ist das ebenso wie Blödelbarde Mike Krüger in Quickborn beheimatete Unternehmen bereits jetzt die größte Direktbank Deutschlands – doch das Team um den erst seit November amtierenden Vorstandschef André Carls will noch mehr: Durch das Wachstumsprogramm „Comvalue“ sollen bis Ende 2007 weitere 150.000 Anleger an das Institut gebunden werden, wobei der Fokus neben der klassischen (und leider sehr vom Börsenklima abhängigen) Brokerage-Tätigkeit auf einem Ausbau des krisenresistenteren Geschäfts mit Girokonten und qualifizierter privater Finanzplanung liegt. Auf diese Weise soll die Ertragsbasis stabilisiert und der Vorsteuergewinn bis 2009 aus eigener Kraft verdoppelt werden.
Bevor das schwarz-orange Geldhaus die Ernte einfahren kann, muss allerdings zunächst einmal das Saatgut bezahlt werden – wegen der Aufwendungen im Zusammenhang mit „Comvalue“ erwartet Comdirect für das laufende Jahr nur ein EBIT von 35 Mio. Euro. Damit liegt die am Montag veröffentlichte Prognose mehr als 50 Prozent unter den vorherigen Schätzungen der Analysten. Kein Wunder also, dass die Aktie zuletzt kräftig unter die Räder gekommen ist; binnen zwei Tagen ging’s von 7,65 Euro runter auf 7,10 Euro (minus 7,2 Prozent). Schade eigentlich, denn normalerweise sollte die Börse es eigentlich honorieren, wenn Manager ihre Politik nicht auf kurzfristige Erfolge ausrichten oder sinnlos Geld für Übernahmen verprassen, sondern auf die langfristige Weiterentwicklung des Geschäftsmodells und nachhaltiges organisches Wachstum setzen. Zumal die Comdirect-Chefs alles andere als Träumer sind: Seine operative Kraft hat das Unternehmen bereits mit den Zahlen für 2004 unter Beweis gestellt, wie die trotz Börsenflaute und stagnierenden Orderzahlen um 4,8 Prozent auf 87,1 Mio. gesteigerten Provisionserlöse zeigen. Beim Jahresüberschuss war der Zuwachs sogar noch größer, mit 34 Mio. Euro (Vorjahr: 23,4 Mio. Euro) steht unter dem Strich ein Rekordergebnis.
Trotzdem dürfte die Aktie in den nächsten Monaten eher seitwärts notieren – bevor es einen neuen Kurssprung gibt, wollen die beim Wort „Expansion“ auch zwei Jahre nach dem Ende des Neuen Marktes immer noch sehr skeptischen Anleger erst einmal Erfolge sehen. Keine schlechte Ausgangsbasis also für ein Discount-Engagement, vor allem weil die implizite Volatilität infolge des Mini-Einbruchs deutlich zugelegt hat. Frühzeitig zur Stelle war dabei wieder einmal das X-markets-Team der Deutschen Bank, das in weiser Voraussicht schon am Freitag ein Papier mit einem Höchstbetrag bei 7,50 Euro auf den Markt gebracht hat (ISIN DE 000 DB1 521 3). Der Cap liegt damit genau fünfzig Cent über der charttechnischen Unterstützungslinie, die die Aktie seit dem Kurssprung vom November gleich viermal getestet hat. Ungewöhnlich erscheint dagegen die relativ langfristige Terminierung bis Juli 2007, die aber gleich aus zwei Gründen Sinn macht: Zum einen können so die positiven Auswirkungen von „Comvalue“ abgewartet werden, zum anderen schafft die Laufzeit Luft für Übernahme-Spekulationen. Mehrheitseigner von Comdirect ist mit einem Stimmanteil von 58,65 Prozent schließlich nach wie vor die Commerzbank und ähnlich wie zuletzt die Deutsche Telekom ihre Internet-Tochter T-Online (die bei den Quickbornern mit 21,35 Prozent im Boot sitzt) zum Schnäppchenpreis zurückgekauft hat, könnte auch hier eine Reintegration stattfinden. Kommt es zu einem Übernahmeangebot, dürfte schlagartig sämtliche Volatilität aus der Aktie entweichen und zusätzlich zu eventuellen Kursgewinnen könnte man den gesamten Discount auf einen Schlag realisieren.
Doch auch ohne diese Zusatz-Phantasie sehen die Konditionen gut aus: Bei einem momentanen Briefkurs von 5,84 Euro winkt bis zur Fälligkeit in knapp zweieinhalb Jahren eine maximale Rendite von 28,6 Prozent entsprechend 11,5 Prozent p.a. – und dafür muss die Aktie lediglich 5,4 Prozent zulegen. Der Risikopuffer beläuft sich auf rund 17,5 Prozent, endet also ziemlich genau auf dem Niveau der im letzten Herbst markierten charttechnischen Unterstützung. Wie alle „Vola-Plays“ auf Einzelwerte birgt natürlich auch diese Handels-Idee gewisse spezifische Risiken. Ein Gefahrenfaktor könnte die drohende Herausnahme aus dem MDAX sein; wegen des nur 20prozentigen Streubesitz-Anteils sind die Handelsumsätze etwas dünn für die zweite Börsen-Bundesliga. Da die Aktie jedoch in der Vergangenheit vom Aufwärtstrend des MDAX nur unterproportional mitgezogen wurde, stufen wir das damit verbundene Rückschlagspotential als marginal ein. Vorsichtige Discount-Fans warten mit der Order für das Zertifikat allerdings ab, bis die Aktie ein weiteres Mal die Haltemarke von 7,00 Euro bestätigt hat.
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