Wachstumserwartungen für Europa könnten überhöht sein
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Zwar zeigten die Indikatoren für das europäische Wirtschaftsklima weiterhin nach oben – vor allem für das verarbeitende Gewerbe, wo die Neuaufträge einen Post-Pandemie-Boom zu beflügeln scheinen. „Doch bis jetzt spiegeln die ,harten‘ Daten keinen gesteigerten Optimismus wider – möglicherweise, weil zeitliche Verzögerungen im Spiel sind oder Umfragen einen übertriebenen Optimismus ausweisen, so wie während der Wirtschaftswachstumsphase 2017“, schreibt William Davies, Chief Investment Officer für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) sowie globaler Aktienchef bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Marktkommentar.
Die Verfassung des Arbeitsmarktes dürfte den Experten zufolge der verlässlichste Indikator für die mögliche Stärke der Binnennachfrage sein. „Allerdings werden hier die Daten nach wie vor von der hohen Zahl von Menschen verzerrt, die in Kurzarbeitsprogrammen beschäftigt sind“, gibt Davies zu bedenken. „Es könnte somit noch einige Zeit dauern, bis das ganze Ausmaß der Arbeitsmarktflaute in der Eurozone sichtbar wird.“
Bis dahin beruht der Optimismus hinsichtlich einer kräftigen und inflationären Konsumerholung nach Ansicht von Columbia Threadneedle darauf, dass die Privathaushalte das Geld, das sie während der vergangenen rund zwölf Monate gespart haben, wieder großzügig ausgeben werden. Doch auch in dieser Hinsicht warnt Davies vor zu viel Optimismus: „Analysen der Banque de France und anderer Stellen legen nahe, dass der bei Weitem größte Teil des während der Pandemie weggefallenen Konsums auf den Dienstleistungssektor entfällt – und hier gibt es offensichtliche Grenzen in Bezug auf den Konsumumfang, der sich wieder hereinholen lässt.“ Darüber hinaus hätten – genau wie in anderen Regionen – vor allem die Menschen Ersparnisse gebildet, die sowohl über höhere Einkommen verfügen als auch eher einer älteren Bevölkerungsgruppe angehören. „Bei ihnen ist – unter ansonsten gleichen Bedingungen – die Konsumneigung weniger stark ausgeprägt.“
Vor diesem Hintergrund erwartet Columbia Threadneedle einen deutlich schwächeren Euro als der Marktkonsens. Ende 2021 sehen die Experten die Gemeinschaftswährung bei 1,15 Dollar – deutlich unter dem aktuellen Niveau und der Konsensschätzung von 1,22 Dollar.
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