Wachsendes politisches Risiko versetzt Märkte in Unruhe
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Was sind das für Negativmeldungen, die die Anleger so sehr in Unruhe versetzen? In erster Linie stammen diese Meldungen aus China und den USA. Hinzu kommt, dass auch die Konjunkturdaten zum Teil enttäuschten.
China will Überhitzung seiner Wirtschaft vermeiden
Die chinesische Regierung versucht, die Vergabe von Bankkrediten durch eine Erhöhung der Mindestreserveanforderungen zu drosseln. Entsprechend befürchten Teile der Anlegerschaft, dass es in den nächsten Quartalen zu drastischen Maßnahmen kommen wird, um dem Überhitzen von Wirtschaft und Vermögensmärkten entgegenzuwirken. Unserer Auffassung nach sind diese Befürchtungen allerdings übertrieben.
Die Binnennachfrage in China wächst kräftig, wie sich auch am Importwachstum von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr sowie einer Zunahme der Stromerzeugung von über 20 Prozent zeigt. Wir gehen davon aus, dass die chinesische Volkswirtschaft in diesem Jahr um etwa 10 Prozent wachsen wird. Insofern macht es Sinn, dass die Regierung ihre Konjunkturmaßnahmen zurückschrauben wird. Eine geldpolitische Straffung wird in China – wie während der vergangenen zehn Jahre – nur allmählich stattfinden, da es noch keine überzeugenden Hinweise auf eine Überhitzung von Konjunktur und Vermögensmärkten gibt. Die Inflationsrate ist in den letzten Quartalen zwar gestiegen, liegt im Vorjahresvergleich aber immer noch nahe null. Und nur bestimmte Segmente des Immobilienmarktes in einigen wenigen Städten können derzeit als überhitzt bezeichnet werden. Ansonsten ist dies bei den Vermögensmärkten – darunter auch der Aktienmarkt – durchaus nicht der Fall. Die Bewertungsniveaus haben jetzt fast den globalen Durchschnitt für Emerging Markets erreicht und sind mittlerweile weit von den zuvor verbuchten Höchstständen entfernt. Unserer Einschätzung nach ist China wegen der Kombination aus starkem Wachstum der Binnennachfrage und praktisch völlig fehlendem Währungsrisiko derzeit einer der attraktivsten Märkte. Längerfristig ist mit einer Aufwertung des Renminbi zu rechnen.
Auch politische Unabwägbarkeiten in den USA machen Anleger nervös.
Große politische Herausforderungen für Präsident Obama
Mit seinen Plänen zur Reformierung des Bankensektors will Präsident Obama sowohl die Größe als auch das Betätigungsfeld von Banken begrenzen. Bisher sind diese Pläne allerdings wenig konkret. Klar ist indes, dass diese Art der Regulierung für den Finanzsektor nicht unbedingt günstig sein wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sich diese Pläne negativ auf die Verfügbarkeit von Krediten und damit auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Im größeren Zusammenhang betrachtet, könnten diese Pläne durchaus dazu beitragen, den Finanzsektor den anderen Sektoren der Volkswirtschaft anzunähern. Während der vergangenen zehn bis zwanzig Jahre ist der Finanzsektor stark gewachsen. Zudem hat die Kreditkrise klar vor Augen geführt, welchen Risiken für die Stabilität des globalen Finanzsystems bestehen.
Die Diskussion um die künftige Struktur des Finanzsektors hat die Anlegerschaft indes verschreckt. In den nächsten Monaten dürften diese Diskussionen noch anhalten; die Unsicherheit wird dementsprechend noch einige Zeit bestehen bleiben.
Konjunkturdaten uneinheitlich
Bei einem bereits unruhigen Markt reagieren Anleger nervös auf Negativmeldungen. Insgesamt deuten die jüngsten Zahlen darauf hin, dass der Konjunkturzyklus seinen Höhepunkt bereits hinter sich hat oder der Höhepunkt jedenfalls kurz bevorsteht. Die Weltkonjunktur schreibt immer noch recht ordentliche Wachstumszahlen, wenn auch das Wachstumstempo etwas nachgelassen hat. Solange nichts auf einen deutlichen Rückgang der privaten Konsumausgaben hindeutet, bereitet uns dies wenig Sorge. Die befristeten Konjunkturmaßnahmen sind bis auf weiteres nicht nur für die Weltwirtschaft sondern auch für die Unternehmenserträge günstig.
Fazit Investoren sehen sich politischen Risiken gegenüber, die zum Teil auch infolge der Schwierigkeiten, mit denen die Regierung Obama zu kämpfen hat, deutlich gestiegen sind und auf absehbare Zeit wohl nicht verschwinden werden. Ohne heftige Debatten werden die Bankenreformpläne wohl nicht verabschiedet und umgesetzt werden. In jedem Fall wird dieses Thema die Märkte noch eine Weile beschäftigen.
Quelle: ING IM
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.
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