Von Spülmaschinen und Fondssparplänen
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Ein Bekannter von mir rennt vor dem Kauf einer Spülmaschine in zahlreiche Geschäfte und vergleicht die Preise. Nach tagelangem Hin und Her hat er vielleicht 50 Euro gespart. Zumindest freut er sich wie ein kleines Kind. Steht sein Versicherungsvertreter aber in der Tür, schließt er ruck-zuck seine dritte Kapitallebensversicherung ab: „Werner, das ist doch eine Kapitalanlage – steuerfrei!“ Warum Deutsche ihren Tod als lukrative steuerfreie Kapitalanlage sehen, werde ich nie verstehen. Die Lebensversicherung ist im Todesfall nur für ihre Liebsten lukrativ. Die Verzinsung auf das eingezahlte Kapital im Erlebensfall (Sie leben noch!) ist zumindest nicht berauschend. Was haben Spülmaschinen mit Lebensversicherungen zu tun? Bei einer Spülmaschine sparen Sie einmalig 50 Euro. Ein systematischer und langfristiger Vermögensaufbau bringt Ihnen einen zusätzlichen Ertrag von mehreren Tausend Euro.
Die Mehrheit der deutschen Sparer meidet langfristige Anlagen in Aktienfonds. Deutsche Anleger fürchten die Risiken bei den stärker als Anleihefonds schwankenden Aktienprodukten. Das zeigen die Zuflüsse in Renten-, Geldmarkt- und offene Immobilienfonds im Jahr 2004. Ich meine, das ist ein gravierender Widerspruch im Land der Termingeschäfte, Steuersparer und Policenhalter. Die am Markt offerierten Steuersparmodelle von Containerschiffen bis Filmproduktionen dürften bei Laufzeiten von teilweise mehr als 10 Jahren riskanter sein als breit gestreute Aktienanlagen; von Wetten mit Öl-Future-Kontrakten oder Kaffeebohnen ganz zu Schweigen. Die Aktienfondsanlage dagegen ist unter Berücksichtigung des Alters und des Risikoprofils eines Anlegers ein wichtiger Baustein in der Vermögensstruktur.
Fondssparpläne bieten Investoren die Möglichkeit, diszipliniert einen Kapitalstock zu bilden. Allerdings versuchen einige Asset Manager seit dem Wegfall des Steuerprivilegs für Versicherungen, die Provisionspraxis der Versicherungsvertriebe zu kopieren. Diese vorverprovisionierten oder im Fachjargon „gezillmerten“ Sparpläne sind stark zu hinterfragen. Der konventionelle Sparplan ist flexibler. Hier entrichtet man mit jeder Sparrate den Ausgabeaufschlag. Bei der vorverprovisionierten Variante zahlen Sie die Ausgabeaufschläge für die gesamte Laufzeit in den ersten Monaten ihrer Sparphase. Dieses Geld fehlt bei der Bildung des Kapitalstocks. Zumal die ersten Sparraten diejenigen sind, die am längsten in ihrem Depot liegen und verzinst werden können. Schließen Sie einen herkömmlichen Fondssparplan ab und können ihre Sparraten nicht mehr entrichten (Heizung geht kaputt), dann lässt sich der Sparplan einfach für ein Jahr aussetzen. Auch ein Fondswechsel ist ohne Probleme möglich. Diese Flexibilität bieten vorverprovisionierte Investmentfondssparpläne nicht, denn die gesamten Provisionen werden für die Laufzeit des Sparplans in den ersten Monaten gezahlt. So kann zum Beispiel das Fondsmanagement in fünf Jahren wechseln oder die Performance des Produkts schwach sein – die Provision ist schon in den Taschen ihres Anlageberaters. Diese Art von abdiskontierten Investmentsparplänen ist übrigens in dieser Form in den USA verboten. Vielleicht schafft es ja mein Bekannter - der Sparfuchs mit der Spülmaschine - den Ausgabeaufschlag seines konventionellen Sparplans mit seiner Bank oder dem Finanzberater zu verhandeln.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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