Kommentar
21:00 Uhr, 25.05.2008

Von Moral, Tugend und Verantwortlichkeit – Fehlsignal beim DAX

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Bundespräsident Köhler, hat vor wenigen Tagen gesagt, dass eine Regulierung der Märkte von Moral, Tugend und Verantwortlichkeit getragen sein müsse. Recht hat er! Nur wie ich in den vergangenen Tagen bereits bemerkte, ist es recht schwierig, an Wertpapiermärkten, vielleicht sogar überall wo gehandelt wird, von Moral zu sprechen oder diese gar durchsetzen zu wollen.

Jeder der handelt, versucht das beste Ergebnis für sich zu erzielen. Nur so können Märkte effizient funktionieren. Von Regulierungen halte ich indes überhaupt nichts. Aber auch das hat Präsident Köhler ja gesagt. Es muss einfach mehr darauf geachtet werden, dass die vorhandenen Regularien, und dabei handelt es sich um Regeln die einen geordneten Handel garantieren, auch eingehalten werden. Es bedarf also nicht weiterer Gesetze, sondern mehr Polizisten (im übertragenen Sinne natürlich).

Es muss Schluss damit sein, dass einige wenige mit Kapital umgehen können, als sei es nicht ihr eigenes. Und genau das tun sie leider immer wieder, weshalb es zu den ganzen Problemen gekommen ist. Banker alter Schule sind wieder gefragt und nicht ergebnisoptimierende Unternehmensberater, die sich wie Krebsgeschwüre in Banken eingepflanzt und keine Vorstellung davon haben, was der Kunde eigentlich wirklich will. Die eine Filiale kann es, da muss es in der anderen auch gehen. Letztes Jahr ging es, da muss doch auch dieses Jahr eine kräftige Steigerung möglich sein.

Was denn, Sie haben dem Kunden dieses Produkt nicht verkaufen können? Dann versuchen Sie es eben bei einem anderen Kunden.

Kein Wachstum mehr möglich? Dann übernehmen wir eben ein anderes Haus.

Ich denke, dass hat auch etwas mit Moral zu tun. Aber wie eingangs schon erwähnt, Moral ist im Wertpapiergeschäft nur schwer zu verwirklichen. Ich finde, wir sollten uns aber nicht davon abhalten lassen, wenigsten ein klein wenig Moral bei unseren Aktionen zu zeigen.

Wenn es nun doch zu einer Fusion kommt, woran ich keinen Zweifel hege, wie könnte diese dann aussehen?

Ich meine natürlich eine Bankenfusion. International ist dies auch sicher nötig, da die wirtschaftliche Größe für den Erfolg der kommenden Jahre entscheidend sein wird. Viele Varianten sind in den vergangenen Tagen diskutiert und letztendlich auch spekuliert worden.

Commerzbank mit Dresdner Bank, eine Variante die sicher von manch einem Manager bevorzugt wird. Sind doch beide Häuser in ihren Geschäftsmodellen sehr ähnlich und würden große, sogenannte Synergieeffekte mit sich bringen. Die Allianz will ohnehin bis Jahresende die ungeliebte Tochter loswerden, wofür sie bereits erste Vorkehrungen in Form der Abspaltung des Investmentgeschäftes trifft.

Commerzbank mit der Postbank. Der Bund ist an einem Verkauf interessiert. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass man jeglichen Einfluss verlieren möchte. Das kann aber weder der Commerzbank noch der Dresdner Bank schmecken. Ausserdem würde die Integration sicher schwieriger sein, als bei einer Fusion Commerzbank-Dresdner Bank.

Die nächste Variante ist die, dass die Deutsche Bank mit meinem Lieblings-Schweizer mitmischt. Der spricht mal so und mal so, aber das ganz konkrete Interesse konnte ich noch nicht bei ihm ausmachen. Auch eine Dreier-Konglomerat wird heftig diskutiert. Dies scheint mir aber am unwahrscheinlichsten, da dann gleicht zwei Integrationen gestemmt werden müssten und das kann schnell zum Kollaps führen.

Ich weiß natürlich auch nicht wie es kommen wird. Aber eine Variante könnte sein, dass zunächst die Commerzbank die Dresdner Bank integriert und später, so vielleicht in 2 oder 3 Jahren, wird das gestärkte neue Bankhaus sich an der Postbank zu schaffen machen. In jedem Falle wird sich die Bankenlandschaft verändern.

Die technische Landschaft des DAX hat sich in der abgelaufenen Woche ebenfalls verändert. Man muss aber leider sagen nicht zum besseren. War noch vor Wochenfrist eine Situation entstanden, die berechtigten Anlass zur Hoffnung auf weitere Kurssteigerung gab, wurde diese Hoffnung spätestens in der zweiten Wochenhälfte jäh zerstört. Der seit März bestehende Aufwärtstrend wurde verlassen und auch die psychologisch wichtige Marke von 7.000 Punkten konnte nicht mehr gehalten werden. Somit wurde aus einem leichten Grün für den Börsenzug wieder ein dunkles Rot. Inflationsängste wurden als Begründung genannt. Hat nicht ein gewisser Martin Marquardt vor Wochen, als die Notenbanken die Märkte mit massiven Zinssenkungen gerettet haben auf genau diese Risiken hingewiesen? Gut, was hätten sie auch anderes tun sollen. Trotzdem war damals nicht nur mir klar, dass das Problem damit lediglich verschoben wurde.

Somit bleibt mir wie immer an dieser Stelle nur der Rat unbedingt am Ball zu bleiben und sich so langsam auf die Europameisterschaft zu freuen. Vielleicht ist es ja ganz angenehm Fußball zu schauen und dabei zu wissen, dass sein Vermögen gesichert ist.

Seien Sie mit dabei und schauen Sie selbst : DAX im PROFICHART

Herzlichst

bis zur nächsten Woche

Ihr
Martin Marquardt

Wer ist Martin Marquardt?

Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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