Kommentar
11:47 Uhr, 23.01.2020

Von der Leyen plant Zollschranken und Bürokratiemonster

Die EU-Kommissionspräsidentin hat einen waghalsigen Plan vorgelegt: Sie will im Kampf gegen den Klimawandel gewaltige Zollschranken um Europa und ein neues Bürokratiemonster errichten. Die Zeche dürften erneut die Verbraucher zahlen.

Eine Idee wird nicht unbedingt dadurch besser, dass Nobelpreisträger sie für sinnvoll halten. Das gilt auch für die von der EU-Kommission vorgeschlagene "Carbon Border Tax", für die sich inzwischen offenbar 27 Nobelpreisträger begeistern können.

Der Plan sieht ungefähr so aus: Weil die europäische Wirtschaft bald mit rasant steigenden Energiepreisen und Abgaben im Zuge des Kampfs gegen den Klimawandel konfrontiert werden soll und dadurch noch mehr den Anschluss an den Rest der Welt verlieren dürfte, soll für sie eine Art Schutzzaun errichtet werden:

Auf Waren, die von außerhalb der EU nach Europa eingeführt werden, soll eine Art "Klimazoll" erhoben werden, wenn die Ware im Herkunftsland weniger klimafreundlich produziert wurde als in der EU oder wenn der Transport klimaschädlich ist.

Die Höhe des Klimazolls soll den CO2-Preisen in der EU entsprechen. Die EU will also künftig nicht nur in Europa produzierte Waren mit einer CO2-Abgabe belasten, sondern alle Waren, die in Europa verkauft werden sollen.

Der Plan ist schon deshalb Wahnsinn, weil ein weiteres Bürokratiemonster errichtet werden soll: Für jedes importierte Produkt müsste individuell zunächst ermittelt werden, wie klimaschädlich die Produktion überhaupt war. Man stelle sich mal ein komplexes Produkt wie ein Auto vor, das mitunter aus zehntausenden oder noch mehr Teilen besteht. Hier müsste ermittelt werden, von wo die Teile stammen, wie sie produziert wurden und wie viel Energie dafür verwendet wurde. Dann müsste auch noch die Klimaschädlichkeit des Transports analysiert und in den Zoll eingerechnet werden. Für Politbürokraten vielleicht ein gefundenes Fressen. Für den Rest der Welt aber eine ziemlich katastrophale Idee.

Die EU versucht durch die Idee der "Carbon Border Tax" also, ihren Steuer- und Abgabenwahnsinn gewissermaßen in den Rest der Welt zu exportieren. Wer sich widersetzt, muss blechen. Zumindest, wenn er seine Waren weiterhin in Europa verkaufen will.

Die EU begründet ihren Plan damit, dass die europäische Wirtschaft vor der klimaschädlicheren Konkurrenz außehalb Europas geschützt werden soll. Das Ergebnis wären aber gewaltige Bürokratie- und Zollschranken, die alle ärmer machen würden. Produzierende Unternehmen in Europa würden zwar tatsächlich einen Vorteil haben, weil sie vor der außereuropäischen Konkurrenz geschützt würden. Aber die Zeche müssten vor allem die europäischen Verbraucher zahlen: Viele Produkte des Alltags würden sich dramatisch verteuern, wenn auf alle Waren die hohen europäischen Energiepreise oder der Klimazoll bezahlt werden müssten. Verbraucher in New York, Shanghai oder Mumbai hätten dieses Problem aber nicht. Belastet würde also einmal mehr der Verbraucher. Ganz ähnlich wie bei der Energiewende in Deutschland, für die ebenfalls die Verbraucher die Zeche zahlen.

Aber auch für die europäischen Unternehmen könnte der Klimazoll zumindest langfristig schädlich sein. Denn die USA oder China hätten dann eine Steilvorlage, um ihrerseits Zölle auf europäische Waren zu verhängen. Am Ende hätte Europa nicht nur die höchsten Energiepreise und die höchste Abgabenlast der Welt, sondern die Unternehmen wären auch noch ihrer Absatzchancen außerhalb Europas beraubt. Gerade für die deutsche Wirtschaft wäre das katastrophal.

Ein solches Europa würde nicht nur wirtschaftlich viel bedeutungsloser sein, sondern würde auch seinen politischen Einfluss verspielen.

Wer den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen will, muss den Kampf dagegen zur globalen Aufgabe machen. Das kann aber nicht gelingen, wenn Europa sich wirtschaftlich gegen den Rest der Welt abschottet.


Tipp: Testen Sie jetzt Guidants PROmax! Sie finden dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und GodmodePRO inklusive. Jetzt das neue PROmax 14 Tage kostenlos testen!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

91 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • godfather
    godfather

    Der Klimawandel ist ein globales „Problem“ und kann weder durch die EU und schon gar nicht von Deutschland entscheidend beeinflusst werden.

    D.h.: Man hat/will mit dem sog. Klimapaket/Green Deal Instrumente erschaffen, mit dem man dem Volk beliebig in die Tasche greifen kann – was demnächst auch immer unverschämter passieren wird.

    Gleichzeitig verliert die deutsche/europäische Industrie im globalen Vergleich immer mehr an Wettbewerbsfähigkeit, was sich durch Zollschranken weiter verschärfen wird.

    Nach was sieht das für Euch aus? Richtig, sozialistische Planwirtschaft pur

    Alle Europäer und insbesondere die Deutschen haben es bei Wahlen in der Hand, diesen Schwachsinn via Abwahl zu beenden. ABER. Schwachmaten werden von Schwachmaten regiert und die derzeitige Politik ist zumindest in Deutschland mehrheitsfähig. Es ist in Deutschland/EU ja auch (noch) reichlich Vermögen vorhanden, was nur darauf wartet umverteilt zu werden.

    Leider wird das erst erkannt werden, wenn es nichts mehr zu verteilen gibt!

    Fazit: Alles in den nächsten 5-10 Jahren verprassen und dann Hartz IV beantragen oder auswandern.

    UND: Für die CO2 Problematik gibt es eine sehr einfache Lösung und das diese natürlich torpediert wird, sollte in diesem Lichte nicht verwundern. https://www.focus.de/wissen/kl...

    11:54 Uhr, 24.01.2020
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Bundesverdienstkreuz für Mario Draghi - selten so gelacht

    11:37 Uhr, 24.01.2020
  • Dr. Kurt Weinknecht
    Dr. Kurt Weinknecht

    Na dann gute Nacht.

    10:02 Uhr, 24.01.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    dir auch...geh auch essen....

    19:22 Uhr, 23.01.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    das weiss ich sehr zu schätzen....das macht nicht jeder....würde aber auch so vorbei schauen....ist doch ein katzensprung....

    18:39 Uhr, 23.01.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    äääääääääääääääääh...des mit der langen strecke fehlt mir in meinen schulungsunterlagen....hmmmmmm...es fehlen ein paar seiten....vermutlich nicht abgeheftet weil wir schon beim griechen waren....lol

    18:26 Uhr, 23.01.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    ha des mit dere lange strecke sagst mir jetzt erst...und ich hab mich schon drauf gefreut....klar speicher ich mir das ab...hmmmmm...das sind halt die feinheiten....naja...gibts halt heute nur suppe

    18:23 Uhr, 23.01.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    hmmm.... will noch nicht...oder besser darf nicht....

    18:01 Uhr, 23.01.2020
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Nicht gut, wenn europäische Industrien geschützt werden. Globales Denken in Wirtschaft und Ökologie ist gefordert. Die Bepreisung von CO2 ist absolut richtig, nur wir müssen weg von Subventionen, damit ein Markt funktioniert. Merci

    17:45 Uhr, 23.01.2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    schnell ä käffschee hole s ´isch schbannend grad wie d´sau.....bis i zrick komm isch´se blau....kennt i wedde...

    17:30 Uhr, 23.01.2020
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

Mehr über Oliver Baron
  • Anlagestrategien
  • Fundamentalanalyse
  • Value Investing und Momentum-Ansatz
Mehr Experten