Von 2,75 Euro bald auf 5,00 Euro?

• VERBIO Vereinigt.BioEnergie AG - WKN: A0JL9W - ISIN: DE000A0JL9W6 - Kurs: 2,76 € (Frankfurt)

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ursprünglich hatte das Management von Verbio für das Geschäftsjahr 2014/15 folgende Prognose abgegeben:

• Umsatz: 500-600 Mio. €
• EBITDA 25 bis 35 Mio. €
• EBIT 3 bis 13 Mio. €

Das war im September 2014. Die Prognose war bewusst konservativ gewählt, das Unternehmen kommt aus einer zähen Restrukturierung, nicht zuletzt bedingt durch zahlreiche regulatorische Eingriffe. Verbio produziert Biodiesel, Bioethanol und Biogas, ein Sektor, der immer wieder durch politische Entscheidungen Rückschläge verkraften musste. Im Geschäftsbericht 2013/14 zeigte sich Claus Sauter dennoch zufrieden. Man habe die notwendigen Maßnahmen unternommen, das Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen, die Produktionsanlagen zu optimieren und die Auslastung zu erhöhen. Wörtlich hieß es: "Die „neue“ Verbio ist wesentlich schlanker, flexibler und damit auch schlagkräftiger geworden. Wir sind heute viel dichter am Markt und können schneller auf Marktveränderungen reagieren. Aus der neuen Struktur und veränderten strategischen Ausrichtung haben sich aber auch größere Herausforderungen an unsere Organisation ergeben."

Dies Herausforderungen scheint Sauter gut gemeistert zu haben. Ende Januar/Anfang Februar 2015 erhöhte Verbio die obige Ergebnisprognose wie folgt:

• EBITDA 36 bis 44 Mio. €
• EBIT 14 bis 22 Mio. €

In dieser Woche schoss das Management allerdings den Vogel ab. Man erwartet nun nicht nur mehr Gewinn, es soll inzwischen sogar das beste Ergebnis der Firmengeschichte erzielt werden. Die neue Prognose lautet:

• EBITDA 48 bis 52 Mio. €
• EBIT 26 bis 30 Mio. €

Das Beispiel zeigt hervorragend, wie das charttechnische Bild und die Fundamentals einer Aktie Hand in Hand gehen. Das Papier von Verbio schoss gestern nach Bekanntgabe der Prognoseanhebung um rund 25% nach oben. Seit Jahresbeginn hat sie sich mehr als verdoppelt.

Chart zeigt enormes Potenzial an

Was auf dem ersten Blick viel erscheint, wird relativiert, wenn man auf den Langfristchart blickt. Denn erst mit dem Anstieg in dieser Woche über 2,46 Euro kann man aus technischer Sicht grünes Licht geben. Im Monatschart ist nun erstmals seit dem Jahr 2013 sogar wieder ein übergeordneter Aufwärtstrend aktiv. Die gesamte Struktur seit dem Jahr 2008 deutet auch aus Sicht der Elliott-Wellen daraufhin, dass nach dem korrektiven Rückgang von 2010 bis 2013 durchaus noch eine zweite Aufwärtswelle in Richtung der Hochs um 5,00 Euro erwartet werden kann. Ein markanter Widerstand im Monatschart notiert bei 3,95 Euro und würde dort mit der oberen Begrenzung eines nun skizzierbaren Aufwärtstrendkanals zusammenfallen.

Solange die aktuelle und die Aprilmonatskerze nicht unterschritten werden, bleibt das Chartbild positiv. Eine Absicherung bietet sich folglich unter 1,90 Euro an.

Analysten müssen neu rechnen

Die aktuellen Analystenerwartungen belaufen sich für das Jahr 2015 auf einen Umsatz von 585 Mio. €, ein EBIT von 18,6 Mio. € und einen Gewinn je Aktie von 0,18 €. Sie sind also mit Blick auf die gestern erhöhte Prognose überholt. Es würde sich aber selbst auf Basis dieser Schätzung "nur" ein KGV von 15 ergeben, was für einen Smallcap, der aus einer Restrukturierung kommt, nicht zu teuer erscheint. Rechnet man mit der Prognose des Managements, die ja in etwa 50% über diesen Analystenschätzungen liegt, wäre durchaus ein Gewinn je Aktie von 0,25 Euro vorstellbar. Das KGV würde dann nur mehr 11 betragen.

Wie bei allen Nebenwerten und vor allen jenen, die eine Restrukturierung durchlaufen, gilt, dass diese Aktien als sehr riskant eingestuft werden müssen. Als Depotbeimischung können sie aber oft das Salz in der Suppe ausmachen. Es ist einzig eine Frage der Gewichtung im Depot, dann kann man auch mit solch volatilen Aktien gut schlafen.

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