Kommentar
12:12 Uhr, 01.05.2012

Volatilität – der „gute Freund“ des Zertifikate-Anlegers (Teil 2)

Erwähnte Instrumente

  • Memory Express 23 Zertifikat
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  • Reverse Bonus Zertifikat auf
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Wer es bei weitem nicht ganz so defensiv angehen und am Bonus-Markt auf besonders schwankungssensitive Strukturen setzen möchte, die einen Vola-Rückgang speziell belohnen, kommt an den im Juni 2006 erstmals von der Société Générale als Bonus- und zeitweise auch Discount-Variante angebotenen Korridor-Papieren nicht vorbei. Der Schlüssel dieser eher kurzfristig ausgerichteten „Seitwärts-Künstler“ liegt in den beiden Barrieren, die bei Emission deutlich unter- und oberhalb des Referenzkurses festgelegt werden und so einen breiten Kurskorridor beschreiben, innerhalb dessen sich der jeweilige Basiswert während der Laufzeit des Papiers maximal bewegen darf. Als Gegenleistung erhält der Investor bei Fälligkeit eine fixe Extra-Zahlung, die deutlich höher ausfällt, als bei herkömmlichen Bonus-Produkten. Sollte allerdings zu irgendeinem Zeitpunkt während der Laufzeit eine der beiden Schwellen berührt werden, wird die Bonus-Struktur deaktiviert und die Kursentwicklung des Zertifikats richtet sich in der Folgezeit danach, welche der beiden Barrieren zuerst verletzt wurde. Trifft das ungewollte Ereignis als erstes auf die untere Schwelle zu, so verwandelt sich das Korridor-Papier in ein einfaches Index-Zertifikat, das die Performance des Basiswertes ausgehend von dem Niveau bei Emission linear im Kurs nachvollzieht. Im umgekehrten Fall, wenn der Basiswert zuerst an seine obere Barriere stoßen sollte, wird der Anleger am Ende so gestellt, als wenn er von vornherein ein sogenanntes Reverse-Zertifikat im Depot gehabt hätte, das eins zu eins von fallenden Notierungen profitiert. Das Underlying müsste hier also erst wieder sein Emissionsniveau unterschreiten, damit das Papier am Ende ins Plus läuft. Beim Schwellenereignis auf der Unterseite wäre es genau umgekehrt. In beiden Fällen bleibt aber die Begrenzung auf den fixen Höchstbetrag bestehen.

Emit.

WKN

Basiswert

Typ

unten

oben

Laufzeit

Rendite Max.

Auszahlung Max.

SG

SG2S5K

DAX

Korr.-Bonus

4.200

8.000

28.09.12

15.95% p.a.

107 €

SG

SG2S57

DAX

Korr.-Bonus

4.600

8.200

04.01.13

18,17% p.a.

112 €

Richtungswechsel – warum eigentlich nicht?

Wird es ungemütlich an den Börsen, kann es sich für Anleger durchaus auch lohnen, die Pferde sprich die Richtung am Markt zu wechseln und auf fallende Notierungen zu setzen, auch wenn bei der Umsetzung einer solch „destruktiven“ Strategie rein subjektiv gesehen, Verluste oftmals schwerer wiegen als solche, die man mit einem normalen Long-Investment erleidet. Wer sich auf der Short-Seite nicht so recht zuhause fühlt, kann allerdings mit einer weiteren Bonus-Variante, den sogenannten Reverse-Bonus-Zertifikaten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn obwohl er hier zwar grundsätzlich auf nachgebende Kurse des Basiswertes spekuliert, kann er die angestrebte Bonus-Rendite wie bei entsprechenden Long-Produkten auch dann noch einfahren, wenn das Underlying moderat gegen ihn läuft. Volatile Märkte sind deshalb genau das richtige Umfeld für diese Spezies. Der Investor muss alles nur genau spiegelverkehrt herum betrachten. Sollte der Basiswert also zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit auf oder über der oberhalb des Referenzstandes bei Emission festgezurrten Barriere notieren, wird am Ende mindestens der Bonusbetrag bzw. bei einer gecappten Variante der Höchstbetrag ausgezahlt. Kommt es jedoch zum Schwellenereignis, geht der Teilschutz verloren und das Zertifikat entspricht nur noch einem einfachen Short-Papier, wobei bereits bei einer Verdopplung des Basiswertkurses bei Auflage (=Reverse-Level) der Totalverlust eintritt. Die Basis des Produkts sollte sich deshalb auch bei einem späteren Kauf wieder in der Nähe des aktuellen Underlying-Preises befinden, um vom realisierten Bonus einmal abgesehen in Bezug auf die Produktentwicklung am Ende keine bösen Überraschungen zu erleben. Ein weiterer wichtiger Parameter beim Kauf ist wie auch bei der Long-Variante das Auf- oder Abgeld des Zertifikats, das den Nach- bzw. Vorteil gegenüber einem Direktinvestment angibt. Eine Reverse-Variante mit „umgekehrten“ Vorzeichen wird übrigens auch von der Société Générale für Discount-Zertifikate angeboten. Der Anleger kann hier ausgestattet mit einem Einstiegsrabatt bis zu einem bestimmten Cap auf der Unterseite von fallenden Kursen profitieren. Auf oder unterhalb des Caps erhält er dann bei Fälligkeit den Maximalen Auszahlungsbetrag, oberhalb davon, entspricht die Rückzahlung der inversen Performance des Basiswertes.

Emit.

WKN

Basiswert

Typ

Barriere

Bonus-Level

Basis

Fälligkeit

Seitwärts-Rendite

Aufgeld

DB

DE9LF8

DAX

Reverse-Bonus Capped

8.000

6.045

(Cap)

6.500

20.12.12

15,55% p.a.

3,29%

GS

GT0NXE

DAX

Reverse-Bonus Capped

8.200

5.600

(Cap)

5.500

15.03.13

23,95% p.a.

8,02%

COBA

CM4WF7

DAX

Reverse-Bonus

8.500

5.859

6.300

20.06.13

8,36% p.a.

7,27%

Emit.

WKN

Basiswert

Typ

Cap

Discount

Basis

Fälligkeit

Rendite Max.

Auszahl. Max.

SG

SG2WDY

DAX

Reverse-Discount

7.500

11,35%

13.500

04.01.13

5,71% p.a.

60 €

SG

SG2CPK

DAX

Reverse-Discount

8.000

16,48%

11.000

04.01.13

4,60% p.a.

30 €

Oder soll’s vielleicht ein Hebel sein?

Der besondere Vorteil von strukturierten Produkten gegenüber allen anderen Anlageinstrumenten, das asymmetrische Chance-Risiko-Profil, kommt bei kaum einem anderen Zertifikate-Typ besser zur Geltung als bei den sogenannten „Sprintern“. Statt wie bei einem Discounter auf einen Einstiegsrabatt zu setzen, eröffnet diese Spezies dem Investor die Möglichkeit, in einer meist relativ engen, fest definierten Kursspanne doppelt oder zum Teil sogar drei- oder vierfach an der Entwicklung des Basiswertes zu partizipieren, ohne gleichzeitig auf der Unterseite ein größeres Risiko als bei einer Direktanlage eingehen zu müssen. Dafür ist wie bei dem Rabatt-Papier die Performance nach oben auf einen Höchstbetrag begrenzt, wobei sich die hier gleich mehrfache „Veroptionierung“ auf der kurzen „Sprintstrecke“ bei einem volatilen Umfeld besonders auszahlt. Anleger können den hohen Zeitwertgewinn zum Laufzeitende hin bei diesen meist auch relativ kurz laufenden Produkten deshalb auch besonders gut nutzen. Leider werden Sprinter im Verhältnis zu Discountern und Aktienanleihen trotz ihrer bereits langen Marktpräsenz nur in geringer Stückzahl angeboten und sind vielen Investoren deshalb auch weniger geläufig. Die Emittenten täten gut daran, diesen „Zustand“ zu ändern und den besonders interessanten und aussichtsreichen Produkttyp, bei dem der Anleger quasi den Teilschutz gegen einen Hebel eintauscht, stärker zu pflegen.

Emit.

WKN

Basiswert

Typ

Start

Stopp

Hebel

Rendite Max.

Fälligkeit

DB

DB2F8H

DAX

Sprinter

6.200

6.800

2

19,77% p.a.

28.06.12

COBA

CK2K7X

DAX

Sprinter

6.600

7.200

2

38,22% p.a.

14.06.12

COBA

CK2K7Y

DAX

Sprinter

6.900

7.450

2

55,60% p.a.

14.06.12

Schnell und seitwärts, am besten per „Express“

Kaum eine Produkt-Kategorie zeigt sich so variantenreich wie Express-Zertifikate, die 2003 erstmals bei der HypoVereinsbank das Licht der Anlagewelt erblickten und mittlerweile stark bedrängt durch die Discounter wieder die stärkste Gruppe bei den Teilschutz-Produkten darstellen. Dabei handelt es sich um echte „Seitwärts-Künstler“, die nicht zuletzt wegen ihres Stichtagsprinzips volatilen Märkten besonders gut trotzen können, haben doch Anleger hier in der Regel nicht das Problem durchlaufender Barrieren wie z.B. bei Bonus-Zertifikaten. Besonders aussichtsreich erscheinen in diesem Zusammenhang Varianten, bei denen bereits die Barriere am finalen Stichtag die Rolle der ursprünglichen Tilgungsschwelle übernimmt. Der Anleger kann dadurch auch bei stärkeren Basiswert-Rückgängen am Ende immer noch die vollständige Rendite einfahren. „Memory-Express“-Papiere gewähren die Extra-Zahlungen bei Einhaltung der Barriere aber auch schon während der Laufzeit, wobei der „Memory-Effekt“ zusätzlich dafür sorgt, dass selbst dann noch ausgefallene Kupons vollständig nachgeholt werden können. Kein Wunder, dass diese von der Société Générale vor einigen Jahren eingeführte Variante bei Investoren besonders beliebt ist.

Emit.

WKN

Basiswert

Typ

Barriere

Tilgungsschwelle

Express-Zahlung

Fälligkeit

HVB

HV5LTB

DAX

Memory-Express

4108,82

6848,03

6,70 € p.a.

20.02.15

SG

SG2C4S

Euro STOXX 50

Memory-Express

1.685,67

2.593,34

8,00 € p.a.

08.08.16

Neue Express-Varianten – Flexibilität pur

Wie flexibel man Express-Papiere ausstatten kann, zeigt ganz aktuell auch die Credit Suisse mit ihren beiden neuen Sprint-Express-Zertifikaten auf den Euro STOXX 50 (CS8AJG, CS8AJS), bei denen regelkonform nach sechs Monaten der erste Stichtag ansteht, in der Folgezeit allerdings auch jeder weitere Handelstag auf Schlusskursbasis bis zum Laufzeitende in vier Jahren als ein solcher fungiert. Der Namenszusatz „Sprint“ wurde hier also nicht ganz zu Unrecht gewählt. Natürlich kann man mit der „schnellen Truppe“ auch auf fallende Kurse setzen. Ein eher für konservative „Bären“ ausgerichtetes „Deep“-Produkt auf den DAX (LB0K1A)wurde erst Anfang März von der Landesbank Baden-Württemberg vom Stapel gelassen. Wegen des hohen 40-prozentigen Puffers eignet es sich auch schon für Investoren zur Seitwärtsspekulation, die in den nächsten sechs Jahren nicht mit Kursen im DAX jenseits der 9.600 Punkte rechnen.

WKN

Emittent

Basiswert

Typ

Barriere

Tilgungsschwelle

Express-Zahlung

Fälligkeit

CS8AJG

CS

Euro STOXX 50

Sprint-Express

1,235.40 (50%)

2.347,25 (95%)

9% p.a.

08.02.16

CS8AJS

CS

Euro STOXX 50

Sprint-Express

2,337.73 (50%)

2337,73 (95%)

7,50% p.a.

14.03.16

LB0K1A

LBBW

DAX

Reverse-Express

9.632,30 (140%)

6.880,21 (100%)

7 € p.a.

23.03.18

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Die gesamte, gerade veröffentlichte Sonderpublikation Zertifikate können Sie hier herunterladen: http://www.godmode-trader.de/service/downloads

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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