Kommentar
10:43 Uhr, 23.05.2006

Volatilität an den Emerging Markets

Wir haben bereits seit geraumer Zeit eine Korrektur an den Märkten erwartet. Der folgende Auszug aus dem Protokoll unserer Strategiesitzung vom 7. Mai macht deutlich, warum wir so vorsichtig waren. „Bis Ende April waren neue Mittel in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar in diese Asset-Klasse geflossen. Damit übertrafen die Zuflüsse bei Aktien aus Schwellenländern in diesem Jahr ganz erheblich das Niveau der Vorjahre. Die Schwellenmärkte sind vergleichsweise illiquide, so dass diese Geldmenge sich auf einige Märkte besonders stark auswirkt. Der indonesische Markt beispielsweise verzeichnet bis Ende Mai Kurszuwächse von 44 Prozent. Hier treibt ein Übermaß an Cash einen relativ kleinen Markt ganz klar höher, als es die wirtschaftlichen Rahmendaten eigentlich zulassen würden. Wir weisen bereits seit langem darauf hin, dass die Emerging Markets aufgrund der erheblich verbesserten Wirtschaftsdaten weitaus mehr Aufmerksamkeit von Anlegerseite verdienen. Einen derartigen Anstieg innerhalb kurzer Zeit haben wir allerdings auch nicht vorausgesehen. Wir glauben jedoch nicht, dass das gegenwärtige Interesse auf längere Sicht aufrechtzuerhalten ist. Unserer Einschätzung nach wird früher oder später ein Marktereignis eintreten, das Gewinnmitnahmen stimuliert und so kurzfristig eine scharfe Korrektur auslöst. ‘

Auswirkungen und Ausblick

Schließlich erwiesen sich Inflationsängste, die zu einer gestiegenen Risikoscheu führten, als Auslöser der Korrektur. Die Wahrscheinlichkeit, von kurzfristigen Gewinnmitnahmen beeinflusst zu werden, war für die Emerging Markets immer am größten. Dies gilt um so mehr vor dem Hintergrund der jüngsten Zuwächse an den Märkten, die zum Teil von technischen Faktoren, wie Carry-Trades and Fremdfinanzierungsgrad, angetrieben wurden. In der Vergangenheit wurden drastische Markteinbrüche vor allem durch überzogene und damit unhaltbare Bewertungen ausgelöst. Nach unserer Auffassung werden etwaige Rückschläge nur von kurzer Dauer sein, da das Anlageuniversum der Emerging Markets sich im Hinblick auf Wert- und Wachstumspotenzial grundsätzlich lohnt. Die Aussicht auf ein leicht verlangsamtes Wachstumstempo in den USA wird sich auf die aufstrebenden Volkswirtschaften weniger stark auswirken als in früheren Konjunkturzyklen, da Strukturverbesserungen inzwischen eine bessere Isolation gegenüber Kapitalflüssen bieten. Die gegenwärtige Korrektur ist gesund und notwendig und stellt sicher, dass die künftige Performance von soliden Rahmendaten anstatt von irrationalem Überschwang getragen wird.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2005 rund 158,2 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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