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00:04 Uhr, 22.07.2005

Verwirrung bei Google-Zahlen: Aktie zeitweise 12% im Minus

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Nachbörslich ging es bei der Aktie des weltgrößten Internetsuchmaschinenbetreibers Google Inc. heiß her. Das Unternehmen präsentierte in der Nachbörse Zahlen zum abgelaufenen zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres.

Für anfängliche Verwirrung bei den Anlegern sorgte ein Sonderposten in Höhe von $47.34 Mio. Dieser Sonderposten umfasst die Kosten, die im Verlauf des Quartals für die Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmenserfolg durch Aktien und Aktienoptionen angefallen waren. Diesen Sonderposten eingerechnet ergibt sich ein Gewinn je Aktie von $1.19. Damit hätte Google die von Thomson First Call ermittelten durchschnittlichen Gewinnerwartungen von $1.21 je Aktie verfehlt. Diesen Sonderposten abgezogen verdiente Google im zurückliegenden Vierteljahr $1.36 je Aktie und lag auf dieser Basis $0.15 über den Consensuserwartungen.

Die Situation beim Umsatz gestaltete sich dabei klarer: Das Unternehmen meldete einen Bruttoerlös von $1.38 Mrd. und lag damit über den Consensuserwartungen von $1.32 Mrd. Nach Herausrechnung von Kommissionen, die Google an andere Webseiten in seinem Advertising-Netzwerk entrichtet, errechnet sich ein Umsatz von $890.5 Mio. Nach Herausrechnung dieser so genannten Traffic-Akquisitionskosten (TAC) übertreffen die Google-Erlöse ebenfalls die Erwartungen, die bei $841.9 Mio. liegen.

Die Wogen, die eine unterschiedliche Berichterstattung der verschiedenen bekannten Finanznachrichtenanbieter in den USA schlugen, sorgten für eine Achterbahnfahrt bei den Google-Aktien in der US-Nachbörse. Um 16:01 Uhr New Yorker Zeit (22:01 MESZ) veröffentlichte Google über den mit dem deutschen „Ad Hoc“-Dienst vergleichbaren Nachrichtenkanal „Business Wire“ die Pressemitteilung zu den Zahlen zum zweiten Quartal. Hierin wird das Zahlenwerk in vielfältiger Form aufgearbeitet und mit und ohne Sonderkosten ausgewiesen. Zunächst herrschte Verwirrung.

Fast alle bekannten Nachrichtendienste meldeten zu diesem Zeitpunkt, Google habe einen Gewinn je Aktie von $1.19 ausgewiesen, was, wie eingangs erläutert, die Kosten für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme beinhaltet. Auf dieser Basis verfehlte Google also die Analystenerwartungen. Just ging es mit der Aktie nachbörslich bergab – zunächst hielt dabei noch die Marke von $300. Etwas später veröffentlichte die „Associated Press“ eine Meldung, wonach Google vor Einrechnung der Kosten für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme einen Gewinn je Aktie zwischen $1.29 und $1.35 erwirtschaftet habe. Damit übertraf Google nach Angaben der „AP“ die Markterwartungen lt First Call. Zu dieser Zeit ging es jedoch mit der Google-Aktie weiter abwärts. Sie verlor inzwischen die Marke von $300. Etwas später meldete „Reuters“, dass Google mit dem gemeldeten Gewinn je Aktie von $1.19 ohne Einrechnung der Kosten für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme die von „Reuters Estimates“ ermittelten durchschnittlichen Gewinnerwartungen von $1.12 übertroffen hat.

Erst nach und nach wurde das Zahlenwerk aufgeschlüsselt. Rund eine Stunde nach Veröffentlichung der Zahlen schien sich folgende „Version“ der Zahlen durchgesetzt zu haben: Google erwirtschaftete einen Gewinn von $342.8 Mio. oder $1.19 je Aktie nach $79.1 Mio. oder 30 cents im Vorjahr. Vor Einrechnung von Kosten für Aktienbeteiligungsprogramme für Mitarbeiter in Höhe von $47.34 Mio. lag der Gewinn je Aktie bei $1.36. Die im Vorfeld von Thomson Financial ermittelten durchschnittlichen Analystenerwartungen lagen bei einem Gewinn je Aktie von $1.21, womit Google über den Erwartungen lag.

Die Verwirrung sorgte bei den Anlegern in der Nachbörse für hohe Unsicherheit. Zeitweise rutschte die Google-Aktie auf der elektronischen Handelsplattform Instinet um 12,3% auf $279,50 ins Minus. Zuletzt können sich die Anteile bei -5,56% auf $296,50 erholen. Im regulären Handel vor Bekanntgabe der Quartalszahlen schloss die Google-Aktie 0,62% im Plus bei $313.94.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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