Kommentar
12:50 Uhr, 04.07.2005

Vertrauensfrage

An den Weltaktienmärkten sollten auch in der laufenden Woche freundliche Tendenzen vorherrschen. Mit Spannung werden die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag erwartet. „Wir gehen davon aus, dass außerhalb der Landwirtschaft rund 190.000 Stellen geschaffen werden“, sagt COMINVEST-Fondsmanager Klaus Breil. Der ISM für den Dienstleistungssektor sollte leicht im Plus stehen. Als Hauptrisikofaktor für die Aktienmärkte sieht Breil weiterhin den hohen Ölpreis: „Der West Texas Intermediate notiert nach wie vor in der Nähe seines Höchststandes bei rund 60 Dollar.“

Mit dem weltgrößten Aluminium-Produzenten Alcoa beginnt am 7.7. in den USA die Gewinn-Berichtssaison für das zweite Quartal. „Aufgrund moderater Erwartungen und relativ weniger substanzieller Gewinnwarnungen in den letzten Wochen sehen wir eher ein geringes Enttäuschungspotenzial“, sagt USA-Experte Breil. „Das sollte die US-Aktienmärkte stützen.“

In Euroland und UK werden die Einkaufsmanagerindizes für den Service-Sektor veröffentlicht, wobei wir für Euroland eine Stagnation auf Vormonatsniveau und für UK eine leichte Abschwächung erwarten. Die EZB-Sitzung am Donnerstag wird voraussichtlich keine Überraschungen mit sich bringen, so dass weder mit einer Leitzinsänderung noch mit einer diesbezüglichen verbalen Ankündigung zu rechnen ist. In Deutschland wird es hinsichtlich der geplanten Neuwahlen voraussichtlich keine neuen Informationen geben, da Bundespräsident Horst Köhler die volle Ausschöpfung seiner 3-Wochen-Frist angekündigt hat. Mit seiner Entscheidung ist also erst um den 21.7. zu rechnen. COMINVEST geht davon aus, dass Köhler die Rechtmäßigkeit der Vertrauensfrage nicht in Frage stellt und dass das wahrscheinlich durch einige Abgeordnete eingeschaltete Bundesverfassungsgericht die Verfassungskonformität bestätigt. In diesem Szenario können die vorgezogenen Neuwahlen dann, wie auch von den Aktienmärkten erwartet, am 18.09.2005 stattfinden. Sollte Köhler jedoch, wovon wir nicht ausgehen, die Rechtmäßigkeit des Vorgehens bezweifeln, so kann eine vorgezogene Neuwahl dennoch erreicht werden, und zwar durch einen Rücktritt des Kanzlers Schröder bei anschließendem Scheitern der Wahl eines neuen Kanzlers.

Die wichtigsten Daten kommen aus Rentenmarkt-Sicht erst gegen Ende der Woche. In Euroland steht die EZB-Sitzung am Donnerstag im Mittelpunkt, die aufgrund der bevorstehenden Sommerpause noch an Bedeutung gewinnt. Nach Erwartung der COMINVEST wird die EZB dabei jedoch keine Veränderungen an ihrer neutralen Haltung vornehmen. Ein weiterer wichtiger Faktor werden die Veröffentlichungen der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag sein. Hier ist mit weiter soliden Zuwächsen bei der Beschäftigung zu rechnen. Insofern könnten die Renditen in dieser Woche tendenziell leicht ansteigen. Wir erwarten daher einen Rückgang des Bund-Future auf Werte von ca. 122,50.

Quelle: ADIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 22,6 Mrd. Euro in 90 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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