Kommentar
08:00 Uhr, 15.02.2008

Versuchen Sie Balance in Ihr Trading/Investieren zu bringen

Bei diesem Ratschlag handelt es sich definitiv um einen der 10 wichtigsten, die ich an Sie richten kann. Hier lesen Sie, warum Balance so wichtig ist. Zunächst werden wir über die Balance zwischen Gewinnen und Verlusten sprechen. Wenn Sie Balance in diesem Zusammenhang verstehen können, dann wird es mit Sicherheit einfacher für Sie sein, wenn wir über ihre Wichtigkeit in anderen Bereichen sprechen werden.

Wir leben in einer Welt der Polaritäten – gut Vs. schlecht, oben Vs. unten, jung Vs. alt, glücklich Vs. unglücklich. Die „Gewinn und Verlust“ Polarität ist nur ein Beispiel unter vielen. In den meisten Fällen neigen wir dazu die Polarität so zu beurteilen, dass wir eine Seite präferieren und die andere Seite als unangenehmer betrachten. Eines der Geheimnisse im Leben liegt darin, dass man beide Seiten für sich „okay“ macht. Doch was bedeutet das eigentlich?

Für die meisten Menschen ist dies nur sehr schwer zu verstehen, daher werde ich es aus Illustrationszwecken versuchen anhand von Gewinnen und Verlusten zu erklären. Sie können kein erfolgreicher Trader sein, wenn Sie nicht dazu bereit sind sowohl Gewinne als auch Verluste hinzunehmen. Wie der mechanische Trader im fünften Buch des Peak Performance Course sagte, „es ist wie wenn man lediglich einatmen, niemals jedoch ausatmen wollte. Dabei stellen beide (also Gewinne und Verluste) einen signifikanten Teil des Tradingprozesses dar“.

Die meisten Personen verstehen dieses Konzept absolut nicht. Sie wollen immer Recht behalten. Sie möchten mit jedem Trade Geld verdienen. Das wird jedoch nicht passieren, weil Verluste ganz einfach einen Teil des Trading/Investment Prozesses darstellen. Wenn Sie die Beziehung jedoch verstehen, dann können Sie sich mit Verlusten arrangieren und diese als akzeptabel betrachten.

Ein natürlicher Teil des Tradingprozesses liegt in der Konfrontation mit Zeitpunkten zu denen man Positionen bzw. Trades ganz einfach mit Verlust glattstellen muss, um das Risikokapital zu beschützen. Mit diesen Verlusten sind die meisten Menschen in etwa 50 % (oder mehr) aller Fälle konfrontiert. Ihre Aufgabe liegt darin diese Verluste als okay zu empfinden oder zumindest neutral zur Kenntnis zu nehmen.

Wenn ein Verlust nicht akzeptabel ist, dann wird er auch nicht realisiert. Wenn Sie nicht bereit sind einen Verlust hinzunehmen, dann wird er normalerweise etwas größer. Doch ein Unglück kommt selten allein. Als Konsequenz wird es noch schwerer den Verlust zu akzeptieren – und damit noch schmerzvoller. Wenn Sie den Verlust schon beim ersten Mal nicht akzeptieren konnten, dann wird die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es tun wohl sinken je größer er wird. Was wird höchstwahrscheinlich passieren? Der Verlust wird vermutlich noch größer. Der Zyklus setzt sich normalerweise so lange fort, bis Sie dazu gezwungen sind, den Verlust hinzunehmen. Dies passiert für gewöhnlich, wenn man einen Margin Call vom Broker erhält.

Investoren bekommen jedoch in den meisten Fällen gar keinen Margin Call, weil Sie gar nicht auf Margin handeln. Stattdessen binden Sie wertvolles Kapital in fallende Investments, die vielleicht niemals aufhören zu fallen. Gerade in diesem Moment gibt es wohl Millionen von Investoren die an Verlustinvestitionen festhalten. Und das, obwohl wir uns immer noch in einem Bullenmarkt befinden. Sie warten darauf, dass diese Investments noch einmal zurückkommen. Daraus folgt, dass man es akzeptieren muss, Verluste hinzunehmen.

Doch auch die andere Seite der Gleichung ist wichtig (und genauso verwirrend). Man darf Gewinnen nicht zu viel Bedeutung zusprechen. Menschen, die Profiten zu viel Gewicht beimessen, versuchen diese sehr schnell zu realisieren. Warum? Tja, Sie haben Angst, dass wenn Sie sie nicht realisieren, diese womöglich für immer verschwunden sein könnten.

Auf ein Beispiel hierfür wurde ich erst kürzlich durch Immobilien-Investoren hingewiesen. Eine Gruppe von Investoren war in einen Immobilien-Deal involviert, der unmittelbar an Wert verlor. Anstatt auszusteigen und den Verlust hinzunehmen, entschieden sie sich dafür dabei zu bleiben und die ganze Fahrt nach unten mitzumachen. Als sie gefragt wurden, warum sie aus diesem schlechten Investment nicht ausgestiegen waren, lautete die Antwort, „wir haben unser Geld noch nicht wieder zurückbekommen“.

Dieselben Investoren tätigten daraufhin einen weiteren Immobilien-Deal. Das Investment wurde sehr schnell profitabel. Tatsächlich konnte es sogar über 100 % im Wert steigen. Jene Investoren, die jedoch am schlechten Investment festgehalten hatten, verkauften sehr schnell mit nur wenig Profit. Als sie gefragt wurde, warum sie denn verkauft hätten, war die Antwort, „wir haben beim letzten Geschäft Geld verloren, also wollten wir sicher gehen, dass wir unsere Geld zumindest diesmal zurückbekommen“.

Das Konzept der Balance ist sehr wichtig, und es ist auf alle Arten der Polarität anwendbar, die Sie sich vorstellen können – nicht nur für Gewinne und Verluste. In einem zukünftigen Artikel werden wir auf die Balance eingehen, die bei Emotionen angestrebt werden sollte.

TJ-Fazit:

Wir leben in einer Welt der Polaritäten. Diese müssen jedoch nicht unbedingt eine Wertigkeit bekommen.

Wer Verluste nicht akzeptieren will, verhält sich wie jemand der nur bereit ist einzuatmen, nicht jedoch auszuatmen.

Wer Gewinne zu schnell realisiert, der sieht sich schnell mit großen Opportunitätskosten konfrontiert.

Autor: Van K. Tharp, Ph.D. Dieser Fachartikel wurde im Tradersjournal veröffentlicht.

-

http://www.tradersjournal.de - Die Publikation für Trader und jene, die es werden wollen. Melden Sie sich kostenlos an.

Anbei der Link zu der Website von Dr. Van K. Tharp:

http://www.iitm.com/

Anbei der Link zu einer Artikelsammlung von Van Tharp:http://www.godmode-trader.de/wissen/chartlehrgang/index.php?ida=678545

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

Mehr über Harald Weygand
  • Prozyklisches Breakout-Trading
  • Pattern-Trading
  • Makro-Trades
  • Intermarketanalyse
Mehr Experten