Fundamentale Nachricht
16:06 Uhr, 21.09.2016

Globales Vermögenswachstum verlangsamt sich

Weltweit konnte das private Geldvermögen in den vergangenen Jahren stark wachsen. Doch die besten Jahre sind vorbei, resümiert die Allianz in ihrem Global Wealth Report 2016. Nur in Asien wachsen die Vermögen weiter rasant.

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Das Wachstum der privaten Geldvermögen hat sich im vergangenen Jahr deutlich verlangsamt. Das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte wuchs 2015 nur noch um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie der Versicherungskonzern Allianz in dem am Mittwoch veröffentlichten "Global Wealth Report 2016" schreibt. In den drei Jahren zuvor waren die privaten Vermögen im Schnitt noch um neun Prozent und damit rund doppelt so schnell gewachsen.

Seit der Finanzkrise wuchs das private Geldvermögen weltweit sogar um 61 Prozent. Verantwortlich dafür war vor allem die lockere Geldpolitik der Notenbanken, die zu einem starken Anstieg der Börsenkurse führte und so die privaten Geldvermögen mehrte. Doch zunehmend verliert die expansive Geldpolitik nach Einschätzung von Allianz-Volkswirt Michael Heise ihre Wirkung. "Ein wichtiger Faktor des Vermögenswachstums der letzten Jahre fällt damit weg", betonte Heise bei der Vorstellung des Berichts.

Vor allem in den Industriestaaten hat sich das Vermögenswachstum verlangsamt. In Westeuropa erhöhten sich die Bruttovermögen noch um 3,2 Prozent und in den USA um 2,4 Prozent. Ein starkes Wachstum wurde weiter in Asien (außer Japan) verzeichnet, wo sich die Vermögen um 14,8 Prozent erhöhten. Auch in der längerfristigen Betrachtung seit 2015 wuchsen die Vermögen nirgendwo so stark wie in Asien. Der Kontinent hat seinen Anteil am weltweiten Brutto-Geldvermögen zwischen 2005 und 2015 von 7,5 auf 18,5 Prozent gesteigert.

Die folgende Grafik zeigt auf der vertikalen Achse den Anteil der jeweiligen Region am globalen Brutto-Geldvermögen und auf der horizontalen Achse die durchschnittliche Wachstumsrate seit dem Jahr 2005. Die Zahlen bei den einzelnen Regionen und die Größe der Kreise zeigen die absolute Höhe des Bruttogeldvermögens der jeweiligen Region in Billionen Euro.

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Aus globaler Sicht ist die Vermögensverteilung seit dem Jahr 2000 vor allem wegen des Aufstiegs Asiens nicht ungleicher geworden. Stattdessen wuchs die globale Mittelschicht um 600 Millionen Personen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung verdoppelte sich von 10 auf 20 Prozent. Das war vor allem auf die steigenden Vermögen in China zurückzuführen. Der Anteil der weltweiten Mittelschicht am Weltvermögen konnte sich sogar auf 18 Prozent verdreifachen. Da der Anteil der Oberklasse am globalen Geldvermögen zurückging und gleichzeitig die Unterklasse von 80 Prozent der Weltbevölkerung auf 69 Prozent schrumpfte, ist damit die globale Vermögensverteilung seit dem Jahr 2000 nicht ungleicher, sondern im Gegenteil breiter geworden.

Allerdings sind die Unterschiede weiter groß. Rund vier Fünftel des globalen Geldvermögens gehört weiter den Haushalten in den reicheren Teilen der Welt, obwohl diese Haushalte nur rund 19 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.

Während die globale Vermögensverteilung gleicher wurde, ist in vielen Industriestaaten das Gegenteil zu beobachten: Hier schrumpfte die Mittelschicht in den vergangenen Jahren. Dies war vor allem in den Euro-Krisenländern Italien, Irland und Griechenland sowie in den "alten" Industriestaaten USA, Japan und Großbritannien zu beobachten. In Deutschland hat sich die Mittelschicht in den vergangenen Jahren laut Allianz hingegen kaum verändert.

Beim Blick auf das Geldvermögen pro Kopf schneidet Deutschland allerdings weiter enttäuschend ab. So landet Deutschland beim Nettovermögen pro Kopf nur auf Platz 18, beim Bruttovermögen sogar nur auf Platz 20. Das enttäuschende Abschneiden Deutschlands hat vor allem damit zu tun, dass die Rentenansprüche hierzulande nicht durch Kapital gedeckt sind und deshalb auch nicht beim Vermögen mitgezählt werden. Die folgende Tabelle zeigt die 20 reichsten Länder der Welt:

Land Nettovermögen pro Kopf in Euro Veränderung ggü. Vorjahr
Schweiz 170.590  +0,2 %
USA 160.950  +1,6 %
Großbritannien 95.600  +0,8 %
Schweden 89.940  +9,3 %
Belgien 85.030  +3,3 %
Japan 83.890  +1,4 %
Dänemark 81.290  +11,7 %
Taiwan 81.240  +3,9 %
Niederlande 80.180  +4,7 %
Singapur 79.260  +3,7 %
Kanada 76.960  +5,7 %
Israel 71.370  +4,2 %
Neuseeland 67.900  +4,6 %
Australien 58.870  +6,3 %
Italien 53.490  +2,8 %
Frankreich 53.430  +5,1 %
Österreich 51.060  +0,8 %
Deutschland 47.680  +5,6 %
Irland 41.910  +10,2 %
Finnland 27.470  +5,1 %

Der Global Wealth Report der Allianz analysiert die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern. Der Bericht kann hier heruntergeladen werden.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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