Verheugen: Bundeskanzlerin Merkel ist auf EU-Gipfel betrogen worden
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Brüssel (BoerseGo.de) – Nach dem EU-Gipfel gegen Ende vergangener Woche schlagen die Wellen weiter hoch. Der ehemalige EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD) hat dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti direkt Betrug vorgeworfen und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Schutz genommen.
„Die Kanzlerin ist vorige Woche betrogen worden. Das ist eindeutig. In Rom und wohl auch in Paris", zeigte sich Verheugen in der TV-Sendung „Unter den Linden“ des Fernsehsenders Phoenix empört. „Sie ging da weg in der Meinung, sie hat alles eingetütet. Dann stellt sie in Brüssel fest, dass sie in eine ganz unangenehme Lage gebracht wird."
Der italienische Regierungschef Mario Monti und der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hatten der Bundeskanzlerin auf dem EU-Gipfel in Brüssel damit gedroht den zuvor verabredeten Wachstumspakt zu blockieren, falls es keine Lockerung bei Finanzhilfen für angeschlagene Euro-Staaten geben wird. Merkel hatte den Wachstumspakt bereits als sicher geglaubt. Monti und Rajoy wussten dabei, dass Merkel nicht ohne das „Okay“ zum Wachstumspakt wieder nach Berlin zurückfliegen konnte, da die Opposition sonst dem Stabilitätspakt im Bundestag nicht zugestimmt hätte.
„Was sich hier widerspiegelt, ist ein Regelverstoß. Auch die Reaktion von Monti ist ein Regelverstoß, das tut man nicht", so Verheugen der mittlerweile als Honorarprofessor an der europäischen Viadrina Universität in Frankfurt (Oder) lehrt. „In Europa gehört es zum guten Stil, auch nach einer kritischen Auseinandersetzung zu sagen, wir haben einen Weg gefunden, mit dem wir alle leben können". Das sei hier nicht der Fall gewesen. Verheugen sieht dies als Zeichen dafür, „dass die Nerven blank liegen“.
„Hier liegt der Vorwurf, den man Herrn Monti, Herrn Hollande und auch Herrn Rajoy machen muss", so Verheugen weiter. "Das ist nicht die Art und Weise, wie wir in Europa gewohnt waren, miteinander umzugehen. Ich habe so etwas in mehr als zehn Jahren in Brüssel nicht erlebt. Das stimmt mich sehr, sehr bedenklich."
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