Verhaltender Jahresauftakt an den Börsen
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Die internationalen Aktienmärkte zeigten sich angesichts der Veröffentlichung der Unternehmensergebnisse für das vierte Quartal 2004 in nervöser Verfassung. Insbesondere die zum Teil enttäuschenden Zahlen und Perspektiven amerikanischer Unternehmen warfen Fragen nach der weiteren Gewinnentwicklung auf. An den Emerging Markets in Asien und Osteuropa war die Tendenz überwiegend positiv, wobei auch die russische Börse wieder Fuß fassen konnte.
Deutschland/Europa
Weiteres Kurspotenzial vorhanden: Das Gros der europäischen Aktienmärkte tendierte im Januar unter Schwankungen letztendlich seitwärts bis leicht im Plus. Anleger verhielten sich angesichts der anstehenden Ergebnisse für das vierte Quartal 2004 eher zurückhaltend. Teilweise enttäuschende Ertragszahlen und Prognosen amerikanischer Unternehmen hatten für Nervosität gesorgt. Von Seiten der Konjunktur kamen keine nennenswerten Impulse. Das Bild eines verhaltenen Aufschwungs blieb unverändert. Hingegen konnte ein gegenüber dem US-Dollar wieder nachgebender Euro die Stimmungslage aufhellen. In Deutschland notierte der DAX zuletzt bei rund 4.255 Punkten und damit nahezu unverändert im Monatsvergleich. Der TecDAX verbuchte sogar ein leichtes Plus von gut einem Prozent.
Der weiteren Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten stehen wir durchaus zuversichtlich gegenüber. Vor allem das wirtschaftliche Umfeld dürfte trotz abnehmender Wachstumsdynamik den Börsen die notwendigen Impulse liefern. Auch sehen wir der Gewinnentwicklung auf Unternehmensseite per saldo optimistisch entgegen und erwarten insbesondere in Deutschland angesichts effektiver Lohnkürzungen und voranschreitender Restrukturierungsmaßnahmen sogar noch Überraschungen auf der positiven Seite. Aus derzeitiger Sicht ist im kommenden Jahr erneut mit zweistelligen Wachstumsraten bei den großen Aktiengesellschaften zu rechnen. Für die europäischen Märkte, allen voran diejenigen in der Eurozone, ergeben sich durch vergleichsweise günstige Bewertungen noch zusätzliche Anlagevorteile. Dies ist auch der wesentliche Grund dafür, dass wir Bestände in Europa über-, in den USA hingegen untergewichten. Insgesamt bevorzugen wir in der aktuellen Konjunkturphase dividendenstarke Papiere.
Osteuropa
Überwiegend freundlich: Die osteuropäischen Aktienmärkte tendierten im Januar überwiegend freundlich. Dabei konnte auch die russische Börse wieder Fuß fassen, die ihre Tore feiertagsbedingt erst am 12. Januar öffnete. Neben hohen Ölpreisen und Rohstoffnotierungen wie Stahl, Kupfer und Aluminium wirkten sich auch voranschreitende Reformen bei Versorgern und Festnetzanbietern positiv auf das Geschehen aus. Des Weiteren hatte die Rating-Anhebung auf BBB- durch Standard & Poor's nochmals verdeutlicht, dass die russische Wirtschaft über nennenswertes Wachstumspotenzial verfügt. Mit S&P hat die dritte namhafte Ratingagentur dem Land den Status "Investmentgrade" verliehen. Favorisiert wurden im Berichtsmonat insbesondere russische Small und Mid Caps, die kräftige Kurssteigerungen verbuchten. Dabei taten sich vor allem lokale Investoren als Käufer hervor. Deutlich aufwärts tendierte auch der ungarische Markt. Er profitierte von einer weiteren Leitzinssenkung der Notenbank auf neun Prozent, die vor dem Hintergrund der Forint-Stärke allerdings nicht unerwartet kam. Überraschend war hingegen die Rücknahme der Leitzinsen in Tschechien. Hier hatte die Zentralbank wohl ebenfalls aus Währungsüberlegungen den entsprechenden Satz auf 2,25 Prozent reduziert. Die tschechische Börse reagierte überaus positiv. Insgesamt fanden die Konvergenzmärkte das rege Interesse gerade auch internationaler Anleger.
In Russland bleibt Titelselektion wichtig: Die jüngsten Kurssteigerungen am russischen Aktienmarkt haben uns in unserer Meinung bestätigt, dass gerade ausländische Investoren trotz der Yukos-Ereignisse an Anlagen in Russland weiterhin interessiert sind. Bei einem Markt-KGV von rund sieben bieten sich ihnen günstige Einstiegsmöglichkeiten, um ihre hier untergewichtete Positionierung zu erhöhen. Unter der Voraussetzung, dass sich keine weiteren Negativnachrichten seitens der Regierung einstellen, sollten die Aufwärtstendenzen noch bis zum Frühjahr anhalten. Um die längerfristige Performance des Marktes zu sichern, wird allerdings Klarheit über die Einstellung der Regierung zum Kapitalmarkt nötig. Festzuhalten bleibt jedoch, dass der Markt angesichts weiterhin hoher Rohstoffpreise einschließlich der Öl- und Gasnotierungen, die für die russische Wirtschaft ausgesprochen günstig sind, eine besondere Attraktivität besitzt. Eine Verstaatlichungswelle schließen wir aus. Vielmehr rechnen wir mit Reformen im Gas- und Versorgersektor sowie im Telekom-Festnetz-Bereich. Alles in allem dürfte es Investoren Schwierigkeiten bereiten, die russische Börse auf Dauer zu meiden, zumal auch angesichts des angeschlagenen Ansehens von Putin populistische Maßnahmen zu erwarten sind, die das Marktgeschehen ebenfalls stimulieren dürften. Wir bleiben am russischen Aktienmarkt übergewichtet. Dabei sind wir uns des Allokationsrisikos bewusst, sehen jedoch auf Einzeltitelebene viele herausragende Investmentchancen. Mit Blick auf unsere Branchenpräferenz bevorzugen wir ausgewählte Stahlunternehmen, Titel aus dem Chemiesektor, konsumorientierte Werte und regionale Festnetzanbieter. Darüber hinaus werden wir weiterhin gezielt in Small und Mid Caps investieren.
Die Konvergenzstaaten dürften unseres Erachtens im Börsenjahr 2005, das eine durchschnittliche Rendite von 10 bis 15 Prozent abwerfen sollte, behauptet tendieren. Allerdings ist ein volatiles Währungsumfeld zu erwarten, das letztendlich die Performance für ausländische Anleger dämpfen sollte. Unser Favorit neben Russland bleibt Ungarn. Der ungarische Aktienmarkt ist angesichts niedriger Bewertungen und einer fortschreitenden Konjunkturerholung weiterhin interessant. Darüber hinaus werden wir auf regionaler Ebene unsere Diversifikationsbemühungen vorantreiben. Bereits seit Monaten haben wir Positionen in ukrainischen Werten aufgebaut, die bislang kräftige Kurssteigerungen verbuchen konnten. Wir werden an diesem Engagement festhalten. Darüber hinaus planen wir einen Bestandsaufbau in Bulgarien und wollen zudem Investitionen in den baltischen Staaten tätigen.
USA
Konjunktur als Stütze des Börsengeschehens: An den US-Aktienbörsen fiel die Januar-Bilanz negativ aus. Die Entwicklung war vor allem von den für das vierte Quartal 2004 (Q4) veröffentlichten Unternehmensergebnissen geprägt, die - wie auch die aufgezeigten Perspektiven - oftmals enttäuschten. Gerade im Technologiesektor bestanden Sorgen, dass die Gewinne im laufenden Jahr den Erwartungen nicht entsprechen werden. Von konjunktureller Seite wurde das Geschehen hingegen gestützt, obwohl auch hier einige Wirtschaftsdaten wie etwa der 3,1-prozentige BIP-Zuwachs für Q4 unter den Erwartungen lagen. Zuletzt notierte der Dow Jones Industrial Average bei rund 10.490 Punkten, was im Monatsvergleich einem Rückgang von nahezu drei Prozent entsprach. Im NASDAQ Index betrug das Minus sogar gut fünf Prozent.
Trotz der zum Jahresauftakt leicht eingetrübten Stimmung, scheint die Börsenwelt in den USA per saldo intakt. Vor allem der anhaltende konjunkturelle Wachstumsprozess - für 2004 wurde ein BIP-Zuwachs von 4,4 Prozent veröffentlicht - dürfte den Märkten Unterstützung bieten. Zwar zeigt der für 2005 geschätzte Anstieg von rund drei Prozent eine abnehmende Dynamik des Aufschwungs an, doch sollte diese Entwicklung unseres Erachtens bereits größtenteils in den Kursen antizipiert sein. Unliebsame Überraschungen könnten sich allerdings von Seiten der Unternehmensergebnisse einstellen, die aus unserer Sicht derzeit noch zu hoffnungsvoll betrachtet werden. Hier sind Korrekturen nach unten zu erwarten, die an den Märkten zwischenzeitlich zu Schwächetendenzen führen können. Alles in allem jedoch erwarten wir für 2005 eine robuste Ergebnislage mit immer noch ansprechenden Wachstumsraten und damit per saldo eine erfreuliche Entwicklung an Wall Street.
Fernost
Überwiegend Kurssteigerungen: Die asiatischen Aktienmärkte tendierten im Januar überwiegend aufwärts. Ganz vorn auf der Gewinnerseite stand dabei die philippinische Börse. Hier hatte die Regierung den Einstieg insbesondere ausländischer Investoren in Bergbauaktien erleichtert, sodass eine rege Nachfrage nach Minenwerten wie Lepanto und Philex bestand. Darüber hinaus war die Bau- und Kohlefördergesellschaft DMC dazu übergegangen, einen Teil ihrer Kohle-Aktivitäten an der Börse einzuführen, was vom Markt honoriert wurde. Die DMC-Aktie schnellte auf ein Allzeit-Hoch. Gefragt waren zudem Werte aus dem Immobilien- und Bankensektor. Deutlich positiv entwickelte sich auch der thailändische Aktienmarkt, wo insbesondere Telekomtitel und Immobilienwerte die Gunst der Anleger fanden. In Indonesien sorgten Pläne hinsichtlich umfangreicher Infrastrukturprojekte für Kursfantasie. Die angestrebten Maßnahmen sollen unter anderem dem Bergbau zugute kommen, was gerade Aktien von Minengesellschaften und entsprechenden Zulieferern beflügelte. Kurssteigerungen verzeichnete zudem die koreanische Börse. Hier traten erstmals seit geraumer Zeit inländische Investoren - sowohl institutionelle als auch private Anleger - als Käuferschicht auf. Sie bevorzugten vor allem Mid und Small Caps, was sich positiv im Kosdaq Index niederschlug. Ebenso gefragt waren darüber hinaus Asset-Plays und dividendenstarke Papiere. Zu den Verlierern zählte im Berichtszeitraum hingegen der taiwanesische Markt. Über weite Strecken wurde er von Kursrückschlägen im High-Tech-Bereich in Mitleidenschaft gezogen. Ansonsten fand im Berichtsmonat der erste Direktflug zwischen Festlandchina und Taipeh besondere Beachtung. Hierdurch könnten in Zukunft entsprechende "China-Werte" verstärkte Aufmerksamkeit gewinnen.
Weiterhin positive Einschätzung: Die asiatischen Aktienmärkte dürften unseres Erachtens weiterhin von einem positiven wirtschaftlichen Umfeld mit per saldo robusten Wachstumsraten profitieren. Trotz der Bemühungen Chinas um eine Konjunkturberuhigung bleibt auch hier das Makroszenario intakt. So wurde für das Gesamtjahr 2004 ein BIP-Anstieg von 9,5 Prozent nach 9,1 Prozent im Vorjahr veröffentlicht, was deutlich über den Erwartungen der Analysten lag. Wir gehen davon aus, dass das Land der wirtschaftliche Motor für Fernost bleiben wird. Ganz oben in der Gunst der Anleger stehen hier Werte aus den Bereichen Grundstoffe, Schifffahrt und Immobilien. Aber auch Energietitel und Zulieferer für den Minensektor sind gefragt. Antriebskraft für die fernöstliche Region ist zudem Indien, welches auch unter der neuen Regierung wirtschaftliche Erfolge vorweisen kann. Insgesamt geben unserer Meinung nach erfreuliche Unternehmensergebnisse, ansprechende Dividenden und befriedigende Bewertungsrelationen Rahmenbedingungen ab, die zusammen mit einer Beruhigung an der Ölpreisfront eine Anlage an den fernöstlichen Börsen weiterhin attraktiv machen. Dabei gehen wir davon aus, dass einer der favorisierten Anlagebereiche der Immobiliensektor bleiben wird, dem per saldo niedrige Zinsen zugute kommen. Aber auch Banken und Konsumwerte dürften in diesem Umfeld das Augenmerk der Investoren auf sich ziehen.
Japan
Leichtes Kursminus: Der japanische Aktienmarkt tendierte im Januar leicht rückläufig. Neben negativen Vorgaben aus den USA waren es vor allem die für das vierte Quartal 2004 veröffentlichten Unternehmensergebnisse, welche zu Verstimmungen führten. Per saldo zeigten sie, dass ein gegenüber dem US-Dollar starker Yen sowie höhere Inputpreise ihren Tribut gefordert hatten. Zwar war bereits seit geraumer Zeit erwartet worden, dass die Geschäftssituation in der zweiten Hälfte des Fiskaljahres 2005 (31.03.) für japanische Gesellschaften schwieriger wird. Hierdurch ließ sich allerdings nicht verhindern, dass die tatsächlichen Zahlen dann doch für Nervosität sorgten. Zudem führten nach unten revidierte Prognosen wie etwa bei dem Hersteller von Videospielen Nintendo oder dem Elektronikriesen NEC zu weiteren Belastungen. Darüber hinaus trübte ein neuerlicher Kapitalbedarf des angeschlagenen Automobilherstellers Mitsubishi Motors die Laune der Anleger. Erfreuliche Nachrichten erreichten hingegen die Börse seitens der Konjunktur. Vor allem ein überraschend kräftiger Anstieg der Auftragseingänge im Maschinenbau konnte überzeugen. Aber auch der deutliche BIP-Anstieg von 9,5 Prozent in China stützte den Markt und ließ die Nachfrage unter anderem nach Stahlproduzenten in die Höhe schnellen. Zuletzt notierte der Nikkei Index bei rund 11.388 Punkten und damit knapp ein Prozent unter dem Vormonatsultimo.
Kurspotenzial vorhanden, aber begrenzt: Vor dem Hintergrund einer sich noch fortsetzenden Berichtssaison dürfte das Geschehen am japanischen Aktienmarkt auch in den kommenden Wochen von Nervosität geprägt sein. Da die Ertragserwartungen insgesamt leicht zurückgenommen werden müssen, könnte sich im Zuge dieses Anpassungsprozesses das Korrekturpotenzial im Nikkei Index kurzfristig bis unter 11.000 Punkte erstrecken. Dieses Niveau würden wir als Kaufgelegenheit erachten. Günstige Bewertungsrelationen und eine sich trotz Wachstumsverlangsamung fortsetzende Konjunkturerholung sprechen dabei für erneute Aufwärtsbewegungen. Auch ist die Situation im Unternehmensbereich insgesamt zufrieden stellend. So bleibt das Gewinnwachstum trotz jüngster Revisionen mit prognostizierten Zuwachsraten von 10 bis 12 Prozent (exkl. Finanzwerten) für 2005 und Steigerungen im einstelligen Bereich für 2006 unseres Erachtens vergleichsweise kräftig. Auch haben die großen Konzerne in den letzten Jahren ihre Schulden abgebaut und verfügen mittlerweile wieder über einen positiven Cash-Flow. Der hierdurch hervorgerufene Investitionsbedarf sollte zudem im laufenden Jahr eine Übernahmewelle am japanischen Aktienmarkt auslösen und das Geschehen beflügeln. Allerdings gehen wir davon aus, dass die Aufwärtstendenzen begrenzt sind und sich eine Trading-Range im Nikkei Index zwischen 11.000 und 13.000 Punkten mit unteren und oberen Spitzen einstellen wird. In Japan bevorzugen wir weiterhin Werte, die von der Binnenkonjunktur sowie dem Export nach Asien profitieren. Dabei favorisieren wir vor allem die Bereiche Handel, Finanzen, Immobilien und Investitionsgüter.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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