Verbraucherstimmung trotzt den Arbeitsmarktdaten
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1. Der deutsche GfK-Konsumklimaindikator hat sich für den Monat März weiter verbessert. Er stieg von 4,2 auf 4,8 Punkte, was entsprechend der Definition dieses Indikators eine Jahresveränderungsrate des privaten Konsums von 0,48 % implizieren würde. Angesichts des Überschreitens der 5-Millionen-Grenze am Arbeitsmarkt ist dies eine positive Überraschung. Gleichzeitig wurden die Detailergebnisse für Februar veröffentlicht, in denen sich die Arbeitsmarkteffekte eher wiederfinden. So sanken die Einkommensund Konjunkturerwartungen deutlich, während sich die Kaufneigung leicht verbesserte. Der Interpretation dieser Daten geht im folgenden eine kurze Erläuterung dieser Indikatoren und eine Analyse zur deren Brauchbarkeit voraus.
2. Das GfK-Konsumentenvertrauen ist das Ergebnis einer Umfrage bei 2000 repräsentativ ausgewählten Personen ab 14 Jahren. Dabei werden folgende drei Fragen gestellt und der Saldo aus den positiven und negativen Antworten gebildet.
- „Glauben Sie, dass es zurzeit ratsam ist, größere Anschaffungen zu tätigen – günstig, weder noch, ungünstig?“ ( Anschaffungsneigung)
- „Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die finanzielle Lage Ihres Haushalts in den kommenden zwölf Monaten entwickeln – verbessern, gleich bleiben, verschlechtern“ ( Einkommenserwartung)
- „Was glauben Sie, wie wird sich die allgemeine wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten entwickeln – verbessern, gleich bleiben, verschlechtern?" ( Konjunkturerwartung).
Der Schwankungsbereich dieser drei Teilkomponenten liegt zwischen –100 und +100, wobei die Nulllinie durch den langfristigen Mittelwert (seit 1980) bestimmt wird. Der Konsumklimaindikator basiert auf einer Regressionsanalyse mit den privaten Konsumausgaben als zu erklärende Variable. Die Revisionsanfälligkeit des Konsumklimaindikators ist daher unangenehm hoch. Ein Wert über Null signalisiert einen Anstieg der realen privaten Konsumausgaben im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dabei entspricht ein Indikatorpunkt einer Veränderung der Konsumausgaben um 0,1 %.
3. Mit Blick auf die Erklärung der Entwicklung der privaten Konsumausgaben ist der Konsumklimaindikator zuletzt wenig hilfreich gewesen. Schaubild 2 zeigt eine fast schon gegenläufige Entwicklung seit dem dritten Quartal 2002. Die meisten verwertbaren Informationen stecken in der Teilkomponente „Anschaffungsneigung“, die seit 2001 eine Korrelation von 0,87 aufweist. Und dennoch waren auch die Signale dieser Komponente in den vergangenen anderthalb Jahren nicht besonders hilfreich. Der größten Mehrnutzen lässt sich bei der Prognose des Verbrauchervertrauens der EU-Kommission für Deutschland anhand der Einkommenserwartungen erzielen.
4. Was sind die Schlussfolgerungen? Zunächst sind die Daten sehr vorsichtig zu interpretieren. Da es mit Blick auf die Konsumkonjunktur nur wenige verlässliche Vorlaufindikatoren gibt, darf man seine Augen allerdings auch nicht verschließen. Im Ergebnis gilt es festzuhalten, dass der kräftige Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Januar – und die Erwartung eines weiteren spürbaren Anstiegs im Februar – zwar die Konsumlaune der Haushalte wieder etwas verdorben hat, was sich in einem Rückgang des EU-Konsumentenvertrauens für Deutschland niederschlagen sollte. Die Kaufneigung blieb davon aber unbeschadet. In einer positiven Lesart könnte man darin den Anfang vom Ende der Konsumverweigerung erkennen. Die Zeit, in der Geiz geil war, geht zu Ende. Die Konsumenten in Deutschland wollen wieder auf Einkaufstour gehen, nur sie trauen sich noch nicht. Noch nicht, denn angesichts der wieder aufkeimenden Kauflaune bedarf es „nur noch“ eines, nämlich besserer Arbeitsmarktdaten. Die anderen Voraussetzungen sind gegeben: Anders als in den Vorjahren entwickeln sich in diesem Jahr die Einkommen wieder besser und die Haushalte haben in den vergangenen Jahren Ersparnisse angehäuft, die zum Teil ebenfalls für den Konsum zur Verfügung stehen sollten. Schließlich sollte man den aufgestauten Nachholbedarf nicht vergessen, der mancherorts der Lust zu Konsumieren die Notwendigkeit hinzufügt.
5. Alles in allem darf man in diesem Jahr noch kein Konsumfeuerwerk erhoffen, doch die Weichen für ein Comeback des Konsums werden derzeit gestellt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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