Verband sieht Wohnungsbau im freien Fall
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Nachdem die sozial orientierten Wohnungsunternehmen zuletzt bereits reihenweise Projekte des bezahlbaren Wohnungsbaus absagen mussten, verschlimmert sich die Lage nach einer Umfrage des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW nun weiter. Im Jahr 2024 seien weitere 22 Prozent und 2025 sogar 38 Prozent der bereits eingedampften Neubaupläne nicht realisierbar, teilte der Verband zum Tag der Wohnungswirtschaft mit, der am Mittwoch in Berlin stattfindet. Über zwei Drittel der GdW-Wohnungsunternehmen würden in den kommenden beiden Jahren nach gegenwärtiger Lage gar keine Wohnungen mehr errichten können - für 2024 gaben dies konkret 68 Prozent und für das Jahr danach 69 Prozent der Unternehmen an.
Der Verband machte "historisch schlechte Baubedingungen aus gestiegenen Kosten, Zinsen und fehlende Förderung" für den Einbruch verantwortlich. "Der bezahlbare Wohnungsbau befindet sich im freien Fall", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Die Umfragewerte zeigten unmissverständlich, dass der 14-Punkte-Plan der Regierung vom Wohngipfel zumindest unter den 3.000 sozial orientierten Wohnungsunternehmen im GdW "alles andere als ein Beenden des Rückgangs oder gar eine Wende" gebracht habe. "Im Gegenteil: Der Absturz beim Wohnungsbau gewinnt an Fallgeschwindigkeit."
Der Negativtrend betreffe auch den sozialen Wohnungsbau. 2024 könnten von den GdW-Wohnungsunternehmen 16 Prozent, 2025 sogar 33 Prozent der ursprünglich geplanten Sozialwohnungen nicht gebaut werden - das seien rund 6.100 Wohnungen, die nicht entstünden. Ebenso müssten aufgrund der schlechten politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die ursprünglich geplanten Modernisierungsmaßnahmen reduziert werden. 2024 würden die GdW-Wohnungsunternehmen rund 13 Prozent, 2025 rund 18 Prozent weniger Wohnungen modernisieren können. Insgesamt würden damit rund 28.000 Wohnungen nicht klima- und altersgerecht angepasst. Bei weiteren 35.000 Wohneinheiten müsse die geplante Maßnahmentiefe deutlich reduziert werden.
Die "zwischenzeitlich völlig entgleiste" Gesetzgebung zum Gebäudeenergiegesetz, aktuell extrem verunsichernde Pläne zur EU-Gebäuderichtlinie und das derzeitige "Haushaltsdrama" führten zu massiver Planungsunsicherheit bei den Wohnungsunternehmen. "Ein allgemein sehr schlechtes Investitionsklima verursacht den Absturz am Bau", sagte Gedaschko. Extrem erschwerend komme hinzu, dass von der Regierung präsentierte Lösungen wie die degressive AfA in Wirklichkeit keine Lösungen seien. Für 90 Prozent der sozial orientierten Wohnungsunternehmen sei sie laut der GdW-Umfrage überflüssig bis wenig wichtig, weil nicht nutzbar. Die rund 1.400 Vermietungsgenossenschaften könnten die degressive AfA aus rechtlichen Gründen nicht nutzen. Und die allermeisten anderen Unternehmen hätten so hohe Verlustvorträge, dass eine AfA für sie komplett ins Leere laufe.
"Der wichtigste Punkt und die bislang nicht gelöste Frage ist die der Finanzierung und der sozial gerechten Refinanzierung der gewaltigen Investitionen für Wohnungsneubau und Klimaschutz. Was wir daher brauchen, ist eine differenzierte Unterstützung der wirklich betroffenen Mieter", sagte Gedaschko. Deshalb müsse das Förder- und Rechtssystem viel stärker auf die Frage der individuellen Notwendigkeit ausgerichtet werden. "Um wieder so richtig in den Bauschwung zu kommen", sei eine Zinsverbilligung durch die bundeseigene Förderbank KfW nötig. "Der Staat bekäme durch einen auf diesem Wege angeregten Neubau-Aufschwung deutlich mehr an Steuern und Sozialabgaben zurück, als die Zinsverbilligung kostet", sagte der GdW-Präsident.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
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