VDA: Automobiler Mittelstand pessimistisch
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Von Andreas Kißler
DOW JONES--Für jedes zweite Unternehmen des automobilen Mittelstands in Deutschland bleibt der bisherige wirtschaftliche Jahresverlauf laut Verband der Automobilindustrie (VDA) hinter den Erwartungen zurück, weitere 19 Prozent sehen ihre ohnehin schlechten Erwartungen bestätigt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die der VDA unter den Automobilzulieferern (Herstellergruppe III) sowie den mittelständisch geprägten Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen (Herstellergruppe II) seit dem Frühjahr 2020 regelmäßig durchführt. Lediglich 5 Prozent der Unternehmen hätten demnach ihre Erwartungen übertroffen, für ein Viertel der Unternehmen sei es wie erwartet gut gelaufen.
Auch der Ausblick sei getrübt: Für 2025 erwarteten lediglich 17 Prozent der befragten Unternehmen eine Verbesserung gegenüber diesem Jahr. 45 Prozent gingen davon aus, dass die Situation in etwa unverändert bleibe, 38 Prozent nähmen an, dass sich ihre wirtschaftliche Entwicklung sogar verschlechtern werde. Zum immer größeren Problem für den automobilen Mittelstand werde dabei die Auftragslage, die 65,5 Prozent als große oder sehr große Herausforderung angeben. Die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowie die aktuell schwache Entwicklung des europäischen Automarkts kämen immer stärker im automobilen Mittelstand an, betonte der Verband. Die hohen Auftragspolster der Vergangenheit seien endgültig abgearbeitet.
"Die Zulieferindustrie und insbesondere die zahlreichen mittelständischen Unternehmen sind ein zentraler Faktor für eine erfolgreiche Transformation der deutschen Automobilindustrie", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Doch die schwache Nachfrage in Kombination mit den Standortbedingungen wird gerade für die Unternehmen des industriellen Mittelstands zunehmend toxisch. Umso wichtiger ist jetzt, dass die politischen Rahmenbedingungen sie unterstützen - statt zusätzlich belasten."
Die Zulieferunternehmen seien mit ihren Produkten international wettbewerbsfähig, der Standort sei es für viele Unternehmen aktuell nicht, monierte sie. Die Politik müsse endlich die Ursachen der Probleme angehen. "Konkret bedeutet das: Wir benötigen konkurrenzfähige Energiepreise, einen konsequenten Bürokratieabbau, Infrastrukturinvestitionen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sowie internationale Handels- und Rohstoffabkommen, die zeitnah und in großem Umfang abgeschlossen werden müssen", so Müller.
Zulieferer seien zudem in letzter Zeit mit deutlich erschwerten Zugängen zu Bankfinanzierungen konfrontiert. "Banken können die Lage verbessern, wenn sie den Automotive-Sektor differenzierter betrachten. Es gibt viele erfolgreiche Transformationsmodelle bei den Zulieferern", betonte Müller. Die Umfrage zeigt laut VDA, dass die Investitionstätigkeit in Deutschland weiter schwach ist. Angesichts der Geschäftserwartungen hielten sich die Unternehmen mit Investitionen zunehmend zurück. 69 Prozent der Unternehmen gäben an, eigentlich geplante Investitionen in Deutschland zu verschieben, zu verlagern oder ganz zu streichen. So planten 23 Prozent eine Investitionsverlagerung ins Ausland - der bisher niedrigste Wert seit Durchführung der Umfrage.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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