Kommentar
17:21 Uhr, 04.02.2010

VA USA: Dritter sehr starker Produktivitätsanstieg in Folge - "Entlassungsproduktivität" spielt keine Rolle mehr

1. Zum dritten Mal in Folge ist die Produktivität der US-Wirtschaft sehr stark angestiegen. Nach einem Anstieg um 6,9 % (qoq, ann.) im zweiten bzw. um 7,2 % im dritten Quartal, erhöhte sie sich um weitere 6,2 % im vierten Quartal (Bloomberg-Umfrage: 6,5 %, DekaBank: 6,0 %). Die hohe Produktivität schlug sich einmal mehr auch in der Lohnstückkostenentwicklung nieder. Die Lohnstückkosten sanken sogar überraschend deutlich um 4,4 % (qoq, ann., Bloomberg-Median: -3,5 %; DekaBank: -3,0 %). Mit 5,1 % lag die höchste Jahresveränderungsrate für die Produktivität seit Anfang 2002 vor. Spiegelbildlich hierzu lag die Jahresveränderungsrate der Lohnstückkosten mit -2,8 % auf dem tiefsten Stand seit Anfang 2002.

2. Die Produktivitätszahlen sind (im Vergleich zu anderen makroökonomischen US-Daten) von eher geringerer statistischer Qualität und unterliegen häufig größeren Revisionen. Beispielsweise wurde in der Erstmeldung vom dritten Quartal 2009 für die Lohnstückkosten zunächst ein Rekordrückgang im Jahresvergleich in Höhe von 3,6 % gemeldet (nun: -1,2 %). Trotz dieser starken Revisionen lässt sich dennoch ein ungefähres Bild der wirtschaftlichen Entwicklung zeichnen: Der erste starke Produktivitätsanstieg im vergangenen Jahr resultierte vor allem durch eine erhebliche Kostenreduktion der Unternehmen, die häufig etwas abfällig als „Entlassungsproduktivität“ bezeichnet wird. Im dritten Quartal 2009 setzte sich dieser Prozess mit etwas geringerer Ausprägung fort und wurde bereits ergänzt durch Effizienzgewinne, die die Unternehmen an ihre Mitarbeiter in Form höherer Löhne und Gehälter weiter gereicht haben. Die „Entlassungsproduktivität spielte im vierten Quartal 2009 praktisch keine Rolle mehr, denn erstmals seit dem zweiten Quartal 2007 nahm die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden zu und bremste damit sogar die Produktivitätsentwicklung. Der Anstieg der Arbeitsstunden resultierte vermutlich durch eine höhere Pro-Kopf-Leistung als durch eine höhere Anzahl an Beschäftigten. Zumindest nach aktuellem Wissenstand sank die Anzahl der Beschäftigten auch im vierten Quartal 2009, wenn auch geringfügig. Der starke Zuwachs des Outputs hat es vielmehr ermöglicht, dass sich einerseits die Kostensituation der Unternehmen nochmals verbessert hat und andererseits Spielraum für moderate Gehaltserhöhungen vorhanden war. Gesamtwirtschaftlich ergibt sich dieser Gehaltsanstieg aus dem Produkt von geleisteten Arbeitsstunden und Entlohnung pro Stunde und betrug ca. 2,5 % (qoq, ann.). Dieser Zuwachs ist für die Anfangsphase von Konjunkturaufschwüngen nicht besonders üppig. Er erklärt, weshalb es zwar einerseits zu einem Konsumanstieg der privaten Haushalte im vergangenen Quartal kommen konnte und andererseits, weshalb dieser Zuwachs aber nur moderat gewesen ist.

3. Die Produktivitätsentwicklung, bzw. die begleitenden Daten hierzu, zeigen, dass sich die Situation für die US-Wirtschaft schrittweise verbessert. Der nächste Schritt wäre nun, dass nicht nur weitere Produktivitätsfortschritte erzielt werden, sondern diese im deutlich größeren Umfang als bislang an die Mitarbeiter weitergereicht werden. Das hohe Produktivitätstempo der vergangenen drei Quartale wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht erzielt werden. Die niedrige Gehalts- und Lohnentwicklung dürfte allerdings ebenfalls der Vergangenheit angehören. Die US-Unternehmen sind inzwischen ausreichend fit, um den bisherigen Konjunkturaufschwung auch mit einem Beschäftigungsaufbau eine höhere Stabilität zu verschaffen. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten der Beschäftigungsaufbau in moderater Weise erfolgen wird.

4. Die hohen Produktivitätszuwächse in den vergangenen drei Quartalen schlugen sich auch im Gesamtjahr 2009 nieder. Mit 3,0 % ist der Produktivitätszuwachs der höchste seit 2004. Der Rückgang der Lohnstückkosten um 0,9 % ist zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand ein Rekordwert.

Quelle: Deka Bank

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