Kommentar
16:08 Uhr, 03.03.2004

USA: Wie steht es um den Arbeitsmarkt?

1. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist zurzeit die Achillesferse der amerikanischen Volkswirtschaft. Konjunkturprognostiker und Finanzmarktteilnehmer schauen deshalb mit Argusaugen am ersten Freitag eines jeden Monats auf den Arbeitsmarktbericht. Die Bedeutung des Arbeitsmarkts ist in der Tat auch aus konjunktureller Sicht nicht zu unterschätzen. Es ist absehbar, dass die bisherigen Konjunkturimpulse der Geldpolitik in Form von niedrigen Zinsen und die der Finanzpolitik in Form von Steuersenkungen in diesem Jahr auslaufen werden. Etwa ab Mitte des Jahres muss die amerikanische Volkswirtschaft auf eigenen Füßen stehen. Damit ist gemeint, dass nach der wirtschaftspolitischen Anschubfinanzierung die Unternehmen verstärkt investieren, zunehmend auch in neue Kapazitäten, was wiederum mit Beschäftigungsaufbau einhergeht, sodass mehr Menschen in Lohn und Brot stehen und für einen steigenden Konsum sorgen. Entscheidend wird dabei sein, dass der Arbeitsmarkt ins Laufen kommt. Wie die aktuelle Lage am amerikanischen Arbeitsmarkt ist und welche Perspektiven ableitbar sind, wollen wir im Folgenden anhand verschiedener Indikatoren genauer analysieren. Wird der Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund der Enttäuschungen an den Finanzmärkten über die jüngsten Beschäftigtendaten von den Analysten überschätzt, oder unterzeichnen die aktuellen Daten die tatsächliche Stärke? Der Arbeitsmarkt ist sicherlich ein nachlaufender Konjunkturindikator. Wenn also hier eine stabile Entwicklung zu erkennen ist, hat die gesamtwirtschaftliche Expansion derart an Stabilität gewonnen, dass mit einem sich selbst tragenden konjunkturellen Aufschwung zu rechnen ist.

2. Einen ebenfalls wichtigen Punkt für die Einschätzung der amerikanischen Volkswirtschaft und in besonderem Maße für die Geldpolitik - die starke Produktivitätsentwicklung - diskutieren wir in einem eigenständigen Volkswirtschaft Spezial (siehe Volkswirtschaft Spezial "Ursachen und Folgen des US-Produktivitätsbooms" vom 03.03.04). Die Interdependenz der beiden Analysen ist freilich hoch, denn es sind die überdurchschnittlichen Produktivitätszuwächse, die es den Unternehmen ermöglichen, die Nachfragesteigerungen mit dem gleichen oder nur wenig höheren Personalbestand zu bedienen. Speziell für die amerikanische Notenbank ist die Beurteilung der trendmäßigen Produktivitätsentwicklung und der Stabilität des Arbeitsmarkts von zentraler Bedeutung bei ihrem Weg hin zu höheren Zinsen.

Die jüngsten Arbeitsmarktberichte - ein Branchenüberblick

3. Die vergangenen drei Arbeitsmarktberichte waren für die Finanzmärkte, insbesondere die Rentenmärkte, enttäuschend und hatten entsprechende Marktreaktionen in Form von sinkenden Renditen zur Folge. Die Erstveröffentlichungen lagen durchschnittlich um ca. 100.000 Personen niedriger als die ursprünglich erwarteten Beschäftigungszuwächse, und die zunächst gemeldeten Zuwächse selbst ließen mit 57.000 Personen im November, 1.000 Personen im Dezember und 112.000 Personen nur auf geringe positive Einkommenseffekte schließen.

Der Arbeitsmarktbericht im Februar zeichnete allerdings ein leicht positiveres Bild, da insbesondere der Beschäftigungsaufbau im November nach oben revidiert wurde: Nach bisherigen Angaben stieg die Anzahl der Beschäftigten in den vergangenen drei Monaten um 211.000 Personen. Dieser Beschäftigungsaufbau wurde weitgehend in fünf von elf Branchen erzielt: im Gesundheitswesen (78.000 Personen), in der Unternehmensberatung (inklusive Zeitarbeit, 67.000 Personen), im Bereich Freizeit und Gastronomie (ebenfalls 67.000 Personen), in der Bauwirtschaft (54.000 Personen) und im Handel-, Transport- und Versorgungssektor (47.000 Personen). Interessanterweise weisen die vier erstgenannten Branchen auch auf Jahressicht einen Beschäftigungszuwachs aus. Der Beschäftigungsaufbau im Baugewerbe lässt sich durch eine Sonderkonjunktur erklären, nämlich durch die überaus rege Bautätigkeit im privaten Bereich aufgrund der niedrigen Zinsen. Dieser Effekt wird vermutlich auslaufen, sodass hier mit keinem größeren Beschäftigungsaufbau zu rechnen ist. Dagegen kann in den anderen drei Branchen mit Beschäftigungsimpulsen gerechnet werden. Nimmt man die Branchen mit einem Beschäftigungsabbau in den Blickpunkt, dann fällt zunächst auf, dass das produzierende Gewerbe sowohl in den vergangenen drei Monaten als auch auf Jahressicht die Anzahl der Beschäftigten am stärksten verringert hat (-34.000 Personen auf Dreimonatssicht; -532.000 Personen auf Jahressicht). Dieses Bild ist nicht verwunderlich, da der seit Jahren anhaltende Trend (seit der Asienkrise im Jahr 1998 gab es nur neun Monate mit monatlichem Beschäftigungsaufbau), Produktionsanlagen in der Industrie in das lohngünstigere Ausland zu verlagern, weiterhin Bestand hat. Daher ist in den kommenden Monaten bestenfalls mit einer Stagnation der Anzahl der Beschäftigten in dieser Branche zu rechnen.

Zwei weitere Branchen, die sowohl in den vergangenen drei Monaten als auch auf Jahressicht Beschäftigung abgebaut haben, verdienen ebenfalls eine genauere Betrachtung: Unternehmen in der Informationsbranche und die Staatsunternehmen. In beiden Bereichen wurde auf Jahressicht in ähnlichem Ausmaß Beschäftigung abgebaut (93.000 bzw. 92.000 Personen), sie unterscheiden sich aber in ihrer Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit. Während der Beschäftigungsabbau bei den Staatsunternehmen im Jahresverlauf eine gewisse Kontinuität aufweist und aufgrund der leeren Staatskassen wohl auch weiterhin Bestand haben wird, hat sich der Beschäftigungsabbau der Unternehmen in der Informationsbranche in diesem Zeitraum verlangsamt. Daher ist der Ausblick im Hinblick auf mehr Beschäftigung in dieser Branche durchaus positiv, wenn auch aufgrund des Gewichts der Branche für die Gesamtentwicklung nur von einer stützenden Komponente gesprochen werden kann.

Die Unterschiede von Unternehmens- und Haushaltsbefragung

4. In dem monatlichen Arbeitsmarktbericht stehen zwei Daten im Vordergrund: die Veränderung der Beschäftigten und die Arbeitslosenquote. Immer wieder kommt es vor, dass scheinbar nicht konsistente Wertepaare veröffentlicht werden, wenn beispielsweise die Beschäftigung leicht sinkt und dennoch die Arbeitslosenquote zurückgegangen ist. Entscheidend für die angemessene Bewertung dieser Daten ist die Berücksichtigung dessen, dass es sich um zwei sehr unterschiedliche Statistiken handelt. Während die Beschäftigtendaten aus einer sehr umfassenden Erhebung bei den Unternehmen stammt, wird die Arbeitslosenquote aus einer Haushaltsbefragung mit deutlich geringerem Stichprobenumfang ermittelt. Dass es daher in dem ein oder anderen Monat vordergründig nicht zueinander passende Daten gibt, ist für sich genommen nicht marktentscheidend. Und dennoch ist jüngst eine Diskussion um die "richtige" Beschäftigungsentwicklung aufgekommen. Denn seit Anfang 2002 hat sich eine ungewöhnlich große Schere zwischen den Ergebnissen der beiden Statistiken aufgetan, wie das folgende Schaubild mit der normierten Entwicklung seit März 2001 deutlich zeigt. Dass die Arbeitslosenquote seit Juli vergangenen Jahres von 6,3 % auf zuletzt 5,6 % gesunken ist, lässt sich fast ausschließlich auf die wesentlich günstigere Beschäftigungsentwicklung laut der Haushaltsbefragung zurückführen, wonach die Anzahl der Beschäftigten in diesem Zeitraum um knapp 900.000 Personen gestiegen ist. Die These, dass die Arbeitslosenquote gesunken ist, weil sich Personen vom Arbeitsmarkt verabschiedet haben, kann nicht bestätigt werden, weil sich die Anzahl der Erwerbspersonen in diesem Zeitraum nur um 54.000 Personen verringert hat.

5. Sympathisiert man mit den Ergebnissen der Haushaltsbefragungen, kommt man leicht zu der Vermutung, dass die Entwicklung am Arbeitsmarkt unterschätzt wird. Rein gefühlsmäßig würde man sich auch dadurch bestätigt fühlen, dass die Einkommensentwicklung der vergangenen zwei Jahre stetig positiv verlaufen ist. Auf den ersten Blick passt dies besser zu der kräftigen Expansion der Konsumausgaben als der nach der Unternehmensbefragung eher schwache Arbeitsmarkt in den Jahren 2002 und 2003. Allerdings lässt sich die stabile Einkommensentwicklung in dieser Zeit auch mit einer durch das hohe Produktivitätswachstum begünstigten positiven Lohnentwicklung sowie durch die steuerlichen Entlastungen erklären.

Zudem gibt es prominente Fürsprecher für die Ergebnisse der Unternehmensbefragung. Notenbankchef Alan Greenspan wurde im Rahmen der Anhörung vor dem US-Kongress zu diesem Thema befragt. Greenspan führte den ungleich größeren Stichprobenumfang bei den Unternehmensdaten an und erwähnte die Abhängigkeit der Ergebnisse der Haushaltsbefragung von Bevölkerungsprognosen, bei denen signifikante Revisionen möglich sind. Greenspan hat ein eindeutiges Plädoyer für die Beschäftigungsstatistik aus der Unternehmensbefragung gehalten. Wir schließen uns dieser Argumentation an, schon allein wegen der breiteren Stichprobenbasis. Dennoch bleibt zumindest eine kleine Verunsicherung, ob die Beschäftigtenzahlen nicht doch noch ein wenig nach oben revidiert werden könnten, sodass der Arbeitsmarkt in der Nachbetrachtung besser aussieht als er jetzt sich im Zuge der Erstveröffentlichung der Daten darstellt. Diese Hoffnung scheint mit Blick auf die Entwicklung nach der Rezession 1990/91 nicht unberechtigt (siehe Ziffern 6 / 7).

Revisionsphänomen in konjunkturellen Frühphasen?

6. Bei jeder Veröffentlichung der Beschäftigtendaten werden die beiden Vormonate revidiert. Hierbei lässt sich keine systematische Verzerrung erkennen. Der Vorwurf, es könnten zunächst zu günstige Daten gemeldet werden, um positive Marktreaktionen hervor zu rufen, während die Abwärtsrevisionen in späteren Monaten unbeachtet blieben, ist vollkommen haltlos. Wie sieht es aber in der Frühphase einer konjunkturellen Erholung aus? Ist es denkbar, dass hier die Beschäftigungsentwicklung unterschätzt wird? Ein nicht unplausibles Argument lautet, dass nach einer Rezession neu entstehende Unternehmen in der Stichprobe der Unternehmensbefragungen unterrepräsentiert sind, also der dort entstehende Beschäftigungszuwachs nicht bzw. nicht korrekt erfasst wird. Im folgenden Schaubild wird die empirische Relevanz anhand von sogenannten Realtime-Daten dargestellt, die von der regionalen Notenbank in Philadelphia bereitgestellt werden.

Man kann dort die Beschäftigungsdaten zum jeweiligen Veröffentlichungsdatum abrufen. Für die Jahre 1992 und 1993 liegt die Reihe mit den Beschäftigtendaten nach aktuellem Stand fast immer über den Werten, wie sie für die jeweiligen Monate in der Erstveröffentlichung vorlagen. Konkret betrug der durchschnittliche Beschäftigungszuwachs pro Monat im Jahre 1992 laut den Erstveröffentlichungen 35.000 Personen. Aus heutiger Sicht sind damals aber durchschnittlich 96.000 Stellen geschaffen worden. Für das Jahr 1993 ging man ursprünglich von einem monatlichen Beschäftigungsplus um 136.000 Stellen aus, während wir in der aktuellen Statistik einen durchschnittlichen Jobaufbau von 232.000 Personen sehen. Am Ende stellt sich die Beschäftigungsentwicklung in der konjunkturellen Erholung vor gut zehn Jahren also besser dar als es ursprünglich der Fall war, als der Begriff der "jobless recovery" geprägt worden ist.

7. Sicherlich hat das Argument für eine Unterschätzung der Beschäftigungsdynamik einigen Charme. Gleichwohl hat Notenbankchef Greenspan darauf hingewiesen, dass diese Problematik durch verbesserte Erhebungsmethoden an Relevanz verloren hat. Wir können also nicht eindeutig darauf setzen, dass die Beschäftigungsstatistik wie vor zehn Jahren sukzessive nach oben revidiert wird.

Der Rezessionsvergleich fällt ungünstig aus

8. Neben dem Statistikvergleich kann zur Einschätzung der Arbeitsmarktsituation auch der zeitliche Vergleich mit früheren Konjunkturzyklen hilfreich sein. Bekanntermaßen wurde der konjunkturelle Aufschwung nach der Rezession Anfang der Neunzigerjahre mit "jobless growth" bezeichnet. Die Rezession endete nach Angaben des National Bureau of Economic Analysis im März 1991 und es verging ca. ein Jahr, bis sich der anschließende konjunkturelle Aufschwung tatsächlich auch am Arbeitsmarkt in Form von Beschäftigungsaufbau positiv niederschlug. Die vergangene Rezession liegt bereits über zwei Jahre zurück (die Rezession endete im November 2001), und anhand des unteren Schaubilds wird deutlich, dass die Beschäftigungsentwicklung aktuell nochmals deutlich schwächer verläuft als damals.

Die Gründe für die schwächere Arbeitsmarktentwicklung sind vielschichtig, lassen sich aber auf zwei Hauptargumente fokussieren. Die Unsicherheit der Unternehmen bezüglich der weiteren konjunkturellen Entwicklungen war im Zeitraum 2002 bis Mitte 2003 vergleichsweise hoch, da es eine Vielzahl an konjunkturellen Schocks gegeben hat: Bilanzskandale, Hafenblockade an der Ostküste, hoher Ölpreis, Irakkrieg u.a.m. haben die Diskussionen über ein mögliches Abknicken der Konjunkturentwicklung stets wieder aufkommen lassen.

Hinzu kommt der enorme Anpassungsdruck, der auf den zumeist global agierenden Untenehmen gelastet hat. Der preisliche Wettbewerbsnachteil gegenüber der ausländischen Konkurrenz entstand nicht zuletzt aus den Ende der Neunzigerjahre entstandenen Überkapazitäten, die eben nicht nur bei den Kapitalinvestitionen, sondern auch beim Faktor Arbeit vorzufinden waren. Die notwendige personelle Neustrukturierung hat zur Jahresmitte 2003 zumindest im gesamtwirtschaftlichen Aggregat zunehmend an Bedeutung verloren. Ein Indiz hierfür sind beispielsweise die gestiegenen geleisteten Arbeitsstunden sowohl im dritten als auch im vierten Quartal 2003, da sie darauf hindeuten, dass die hohe Güternachfrage nicht mehr wie in der Vergangenheit durch eine höhere Produktivität befriedigt werden kann (vgl. Volkswirtschaft Spezial "Ursachen und Folgen des US-Produktivitätsbooms" vom 03.03.04).

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeigen ein ermutigendes Bild

9. Dem Konjunkturanalysten stehen zur Einschätzung der Situation am Arbeitsmarkt neben dem monatlichen Arbeitsmarktbericht eine Vielzahl weiterer arbeitsmarktrelevanter Indikatoren zur Verfügung. Die vorangegangene Untersuchung über die Revisionsanfälligkeit der Anzahl der Beschäftigten hat gezeigt, dass der Arbeitsmarktbericht alleine hierfür nicht ausreicht.

In den vergangenen Monaten wurden an den Finanzmärkten die Veröffentlichungen der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe häufig mit gleicher Spannung erwartet wie der Arbeitsmarktbericht selbst. Dieser Indikator wird wöchentlich bekannt geben und gilt als zeitlich gleichlaufender Arbeitsmarktindikator. Das untere Schaubild verdeutlicht, dass den Höchstständen im Herbst 2001 bzw. im Frühjahr 2003 ein deutlicher Abwärtstrend gefolgt ist (der kurzzeitige Anstieg im März 2002 lässt sich auf eine Verlängerung der Bezugsdauer von Arbeitslosenhilfe zurückführen; um in deren Genuss zu kommen, war damals ein nochmaliger Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe notwendig).

Um einen länger zurückgehenden Vergleich mit der Historie zu ermöglichen, ist die Ursprungszeitreihe der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ungeeignet, da die langfristigen Änderungen in der Entwicklung der Erwerbspersonen unberücksichtigt bleiben. Daher wurden im unteren Schaubild die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Relation zu den Erwerbspersonen gesetzt, und die resultierende Größe wird mit dem Verlauf der Arbeitslosenquote verglichen. Hierbei zeigt sich, dass in Zeiten der Erholung am Arbeitsmarkt die berechnete Relation einen Vorlauf von ca. zwei bis drei Quartalen gegenüber der Arbeitslosenquote hatte, während in Phasen eines schwächeren Arbeitsmarktes ein Gleichlauf bestand.

Im Vergleich zu früheren Zyklen ist das aktuelle Niveau der Relation tiefer und korrespondiert mit einer niedrigeren Arbeitslosenquote. Hier wird die erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik ab Mitte der Neunzigerjahre deutlich, die dazu führte, dass das Niveau der Arbeitslosenquote und der Relation zu Beginn der Schwächephase tiefer gewesen ist als in früheren Zyklen. Der nachfolgende Anstieg in beiden Statistiken entspricht zumindest dem Verlauf Anfang der Neunzigerjahre. Aufgrund des diagnostizierten Vorlaufs der Relation gegenüber der Arbeitslosenquote in Erholungsphasen kann davon ausgegangen werden, dass die Arbeitslosenquote sich in den kommenden Monaten weiter verringert.

Zu einer ähnlichen Aussage führt die Betrachtung des unteren Schaubilds. Hier ist die Arbeitsmarktkomponente des Verbrauchervertrauens abgetragen, die sich berechnet aus der Differenz des Anteils der Haushalte, die die Arbeitsmarktlage besser einschätzen, und des Anteils der Haushalte, die die Lage schlechter einschätzen. Zu erkennen ist, dass die Haushalte im Saldo die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt höher einschätzen als in den Beschäftigungsaufbauphasen in den frühen Achtzigerjahren bzw. Neunzigerjahren. Dies kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass am aktuellen Rand bestenfalls eine Seitwärtsbewegung festgestellt werden kann, sodass aufgrund des Niveaus zwar grundsätzlich mit Beschäftigungsaufbau zu rechnen ist, dieser wird aber, gemessen an diesem Indikator, vergleichsweise gering ausfallen.

Fazit: Auf den zweiten Blick sieht es etwas besser aus

10. Der Ausblick für die weitere Beschäftigungsentwicklung ist verhalten optimistisch. Der Tiefpunkt in der Beschäftigungsentwicklung liegt ein knappes halbes Jahr hinter uns. Richtig ist, dass der bisherige Beschäftigungsaufbau moderat gewesen ist. Im unteren Schaubild wird nochmals der Vergleich zwischen der Beschäftigungsaufbauphase nach der Rezession 1990/91 und der aktuellen Entwicklung vorgenommen (siehe auch Ziffer 8). Allerdings wurde hierbei nicht auf den Beginn bzw. auf das Ende der jeweiligen Rezession normiert, sondern jeweils auf den Monat mit dem letzten monatlichen Beschäftigungsabbau im betreffenden Zyklus. Anfang der Neunzigerjahre war dies der Monat Februar 1992 und am aktuellen Rand der Monat August 2003. Da die Beschäftigungsentwicklung ein nachlaufender Indikator ist, hat diese Normierung den Vorteil, dass die zwei Jahre dauernde Belastungsphase nach der Rezession 2001 aus der Betrachtung fällt. So wird ein direkter Vergleich der Beschäftigungsaufbauphasen ermöglicht.

Hierbei zeigt sich, dass sich die Beschäftigungsentwicklung in beiden Phasen durchaus ähnelt. Gleichwohl liegen für die Einschätzung der aktuellen Beschäftigungsaufbauphase nur wenige Monatswerte vor, sodass wir für den weiteren Verlauf unsere Prognose dargestellt haben. Der schwächere Verlauf resultiert weitgehend aufgrund des im Vergleich zu den Neunzigerjahren zu erwartenden höheren Produktivitätswachstums sowie der weitergehenden Abwanderung von Industrien in das Ausland.

Der von uns skizzierte Beschäftigungsaufbau beinhaltet eine Steigerung der monatlichen Beschäftigungszuwächse auf etwa 170.000 Personen bis Ende 2004 und auf knapp 250.000 Personen bis Ende 2005. Vor allem in den Branchen Gesundheitswesen, in der Unternehmensberatung und im Bereich Freizeit und Gastronomie kann mit Beschäftigungsimpulsen gerechnet werden. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass auch in diesem Jahr der eine oder andere Monatsbericht einen Beschäftigungszuwachs von über 200.000 Personen ausweist. Zwar werden die Beschäftigungszuwächse nicht in den Himmel wachsen, eine Fortdauer der Erholung ist jedoch zu erwarten und mit ihr ein Anhalten der kräftigen Konsumentwicklung.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen