USA: Wachstum im zweiten Quartal auch ohne Lager kräftig
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1. Die wirtschaftliche Aktivität hat im zweiten Quartal deutlich zulegen können: Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 3,4 % (qoq, ann.) und war damit etwas kräftiger als erwartet (Bloomberg-Median: 3,2 %; DekaBank: 3,6 %).
2. Der private Konsum blieb auch im zweiten Quartal eine wichtige Wachstumsstütze. Allerdings fiel der Zuwachs der privaten Konsumausgaben um 1,3 % (qoq, ann.) so schwach aus wie seit dem vierten Quartal 2005 nicht mehr. Hintergrund für diese Abschwächung sind aber nicht etwaige negative Vermögenseffekte vom Hypothekenmarkt, sondern viel mehr eine schwächere Lohn- und damit Einkommensentwicklung und hierfür ist ein Rückpralleffekt nach dem sehr starken ersten Quartal verantwortlich. Denn in den ersten drei Monaten des Jahres erhöhten sich die Löhne um 10,7 % (qoq, ann.) und die Einkommen um 10,5 %, was selbst für diesen Konjunkturzyklus mit einer vergleichsweise kräftigen Einkommensentwicklung ungewöhnlich hoch war. Im zweiten Quartal erfolgte nun eine Normalisierung: Die Löhne stiegen um 2,8 % und die Einkommen um 4,0 %. Relativ kräftig ist der Zuwachs der Staatsausgaben um 4,2 %. Allerdings ist auch hierfür – diesmal ein positiver – Rückpralleffekt verantwortlich: Die Ausgaben für Verteidigung sanken im ersten Quartal um 10,8 % und normalisierten sich im zweiten Quartal wieder mit einem Plus um 9,3 %.
3. Gebremst hat zum sechsten Mal in Folge der private Wohnungsbau. Zwar scheint sich die Abwärtsdynamik zu verringern – zum dritten Mal in Folge war die negative Veränderungsrate niedriger als im jeweiligen Vorquartal. Gleichwohl scheint sich die Rezession am Wohnungsbau weiter fortzusetzen. Eine positive Überraschung boten die Gewerbeinvestitionen. Der sehr kräftige Zuwachs um 8,1 % geht aber in erster Linie auf den Gewerbebau zurück. Zwar ließ sich aus den monatlichen Daten zu den Bauausgaben bereits eine starke Entwicklung erwarten. Mit einem Zuwachs um 22,1 % (qoq, ann.) hatten wir allerdings nicht gerechnet. Die Ausrüstungsinvestitionen stiegen um 2,3 % im Rahmen unserer Erwartungen. Beachtlich ist nochmals der Sondereffekt im Transportsektor, aufgrund geränderter Abgasnormen für Lastkraftwagen zu Beginn des Jahres. Ohne diesen bremsenden Effekt wären die Ausrüstungsinvestitionen um über 7 % angestiegen. Die für uns größte Überraschung boten die Lagerinvestitionen. Aufgrund der für die Unternehmen überraschend kräftigen Konsumentwicklung im vierten Quartal 2006 und im ersten Quartal 2007 musste teilweise die Konsumnachfrage durch Lagerbestände befriedigt werden. Wir hatten damit gerechnet, dass die Unternehmen die schwächere Konsumtätigkeit im zweiten Quartal wieder zu einer Normalisierung ihrer Lagerbestände nutzen würden. Mit 3,6 Mrd. US-Dollar sind die Lagerinvestitionen nach wie vor auf einem äußerst niedrigen Niveau, sodass der von uns erwartete positive Wachstumsbeitrag von den Lagerinvestitionen nicht aufgehoben sondern nur aufgeschoben ist. Den kräftigsten Wachstumsbeitrag im zweiten Quartal lieferte der Außenhandel. Die Exporte stiegen, dank der starken Entwicklung der Weltwirtschaft, um 6,4 % und die Importe sanken wegen einer schwächeren Binnennachfrage um 2,6 %.
4. Mit der Veröffentlichung des zweiten Quartals stand auch die übliche jährliche Statistikrevision des Bruttoinlandsprodukts an. Hierbei wurden die vergangenen drei Jahre revidiert. Mit wenigen Ausnahmen wurden alle Quartalszuwächse nach unten korrigiert. Dies hat zur Folge, dass unsere Einschätzung hinsichtlich des Potenzialwachstums der US-Wirtschaft von bisher gut drei Prozent vermutlich zu hoch ist. Zum anderen ist der statistische Überhang aus dem vergangenen Jahr um 0,2 Prozentpunkte niedriger, sodass sich allein hieraus ein Revisionsbedarf für unsere BIP-Prognose für 2007 von 2,5 % auf 2,3 % ergibt.
5. Bislang hatten wir gegenüber der Subprime-Krise im engeren Sinne eine relativ gelassene Einschätzung, weil wir Ansteckungseffekte auf breitere Teile des Hypothekenmarktes vor dem Hintergrund eines robusten Arbeitsmarktes und standfester Immobilienpreise für wenig wahrscheinlich gehalten haben. Diese Aussage gilt aus unserer Sicht nach wie vor, d.h. die augenblickliche Straffung der Kreditvergabekonditionen für Subprime-Hypotheken kann die Erholung des Immobilienmarktes zwar verzögern, wird der US-Konjunktur insgesamt aber keinen erheblichen Schaden zufügen. Mit der deutlichen Ausweitung der Spreads bei Unternehmensanleihen verschiedener Bonitäten bekommt die Entwicklung eine neue Dimension, da hiervon potenziell auch die Unternehmensinvestitionen betroffen sein könnten. Dies stellt grundsätzlich ein größeres Abwärtsrisiko für die US-Konjunktur dar als eine anhaltende Schwäche im Wohnungsbau, da sich eine nachlassende Investitionstätigkeit auch am Arbeitsmarkt sowie in der Gewinnentwicklung bemerkbar machen würde. Unseren Untersuchungen zufolge geht eine Spreadausweitung bei Unternehmensanleihen, insbesondere im Bereich schwächerer Bonitäten, wie etwa Single-B, in der Regel mit einer allgemeinen Verknappung der Kreditvergabe, also auch bei Geschäftsbanken einher. Die derzeitige Entwicklung der Credit- Spreads ist somit von Bedeutung für die Investitionstätigkeit der Unternehmen und damit für die USKonjunktur. Gleichzeitig deuten unsere Ergebnisse aber auch darauf hin, dass aufgrund der derzeitigen Niveaus der Credit-Spreads noch nicht mit einer gravierenden Straffung der Kreditkonditionen seitens der Geschäftsbanken zu rechnen ist. Bei den Spreads sind wir bisher noch in einer Phase der Normalisierung und noch nicht in einer Phase der Restriktion. Insofern betrachten wir das zu erwartende Ausmaß der Effekte auf die US-Konjunktur bislang als überschaubar. Wir haben daher unser Bild einer stabilen US-Konjunktur nicht geändert, allerdings sind die Risiken gestiegen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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