Kommentar
14:48 Uhr, 25.06.2018

USA vs. China - Handelskrieg?! Teil 1

Im Mai legten der Einzelhandel, die Industrieproduktion und die Investitionen in China nicht mehr so stark zu wie zuletzt. Die Zuwächse fielen zudem geringer aus als dies von Analysten erwartet wurde.

Gastbeitrag des Guidants-Experten Dr. Christoph Bost

In den ersten Monaten des Jahres wuchs die chinesische Wirtschaft noch dynamischer als erwartet. Da sich jetzt eine Abschwächung abzeichnete, verzichtete die chinesische Notenbank dieses Mal auch darauf, nach einer US-Leitzinserhöhung ebenfalls etwas am Leitzins zu verändern.

Chinas Währungshüter hatten zuletzt nach Zinserhöhungen der Fed oft ebenfalls die Zügel etwas angezogen, damit der Zinsabstand zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt nicht zu groß wird. Die Industrieproduktion legte im Mai im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 6,8 Prozent zu. Von Bloomberg befragte Analysten hatten damit gerechnet, dass sie wie zuletzt um 7 Prozent anzieht.

Noch schlechter sah es im Einzelhandel aus. Dort legte der Umsatz im Mai nur noch um 8,5 Prozent zu. Hier hatten Analysten sogar damit gerechnet, dass er nach den schon vergleichsweise schwachen 9,4 Prozent im April wieder anziehen kann, der Einzelhandel legte in vergangenen Jahren nämlich meist zweistellig zu. Der Anstieg bei den Sachinvestitionen fiel zudem so schwach aus wie seit mindestens Ende der Neunziger Jahre nicht mehr. In den ersten fünf Monaten zogen sie um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an, nachdem sie bis Ende April noch um 7 Prozent gestiegen waren. Hier hatten Analysten damit gerechnet, dass die Wachstumsraten gehalten werden können.

Mit den schwachen Mai-Daten könnte sich nun ein leichter Abschwung abzeichnen, aber in den ersten drei Monaten des Jahres ist die Wirtschaft des Landes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent gewachsen. Damit liegt das Wachstum bislang noch über dem Jahresziel der Regierung, das mit "rund 6,5 Prozent" angegeben wird. Nun bleibt abzuwarten, wie sich der sich verschärfende Handelsstreit mit den USA auf das Wachstum auswirken wird, denn im Handelsstreit mit den USA hat China nun am Wochenende Gegenmaßnahmen für die von Präsident Donald Trump verhängten Milliarden-Strafzölle angekündigt.

Peking gibt sich kampfbereit, lädt Washington aber weiterhin zum Dialog ein. Analysten befürchten nun zu Recht ernsthafte Konsequenzen für die Weltwirtschaft, denn jeder weiß ja wie unberechenbar zum einen Donald Trump ist und wie zielorientiert die Chinesen auf der anderen Seite sind. Wie die USA will China mit der Umsetzung der Zölle auf Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar (42,7 Mrd. Euro) am 6. Juli beginnen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstagmorgen unter Berufung auf das Pekinger Handelsministerium berichtete. Konkret sind demnach zunächst zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf 545 Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar geplant.

Betroffen sind vor allem landwirtschaftliche Produkte, Autos sowie Erzeugnisse des Fischereisektors. Sollten die USA wie angedroht im Gegenzug nochmals zusätzliche Zölle erheben, behalte sich die Regierung "weitere Maßnahmen" vor, hieß es. Die chinesische Presse hat aber gut erkannt, dass aufgrund der oftmaligen Kurswechsel Trumps es noch zu früh sei, um sicher zu sein, dass es einen Handelskrieg geben werde, das schrieb die staatliche Zeitung "China Daily". Chinas Position jedoch sei klar (und dessen kann man sich sicher sein!): "Es ist offen für Dialog und hat keine Angst vor Handelskrieg-Drohungen."

Die regierungsnahe Zeitung "Global Times" bezeichnete die US-Zölle in einem Leitartikel vom vergangenen Samstag als "unlogisch" und als Versuch Washingtons, sein Defizit mit China zu reduzieren. Die US-Regierung versuche, Chinas technologische Weiterentwicklung zu bremsen. Auslöser war Trumps Ankündigung vom vergangenen Freitag, Strafzölle auf Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar gegen China zu verhängen. Zuvor hatte er die EU-Länder sowie die Nachbarn Kanada und Mexiko mit Strafzöllen auf Stahl und Aluminium belegt. Die neuen Zölle gegen China zielen vor allem auf Technologie-Produkte ab. Trump sagte dem Sender Fox News in einem Interview, er wolle keinen Handelskrieg. China nutze die Vereinigten Staaten aber seit vielen Jahren aus - und "die USA können es nicht länger hinnehmen, ihre Technologie und ihr intellektuelles Eigentum durch unfaire Handelspraktiken zu verlieren". Es bleibt abzuwarten was wir Ihnen kommenden Montag an Neuigkeiten zu berichten haben, denn unser Bericht von heute kann in wenigen Stunden wieder überholt sein.

Der aktuell größte Unsicherheitsfaktor dürfte also weiterhin die Entwicklung der internationalen Handelsfragen sein. Präsident Trump steht nun im Handelskonflikte mit China, USA, Mexiko, Kanada und der Europäischen Union wegen ihres großen Handelsüberschusses. Er hat nun den jeweiligen Handelspartnern ordentliche Strafzölle auferlegt oder angedroht.

Diese Maßnahmen, die in den Wirtschaftsdaten noch nicht sichtbar sind, werden den globalen Handel aber reduzieren und die Produktionskosten und die Verbraucherpreise in die Höhe treiben, was letztlich die synchronisierte globale Expansion dämpfen wird. Durch die Konzentration auf das Warenhandelsdefizit ignoriert Präsident Trump aber vollkommen die Tatsache, dass die USA einen jährlichen Handelsüberschuss bei Dienstleistungen wie Finanzen, Versicherungen und Bildung erwirtschaftet hat. Zudem ignoriert er auch die Tatsache, dass die USA einen Kapitalbilanzüberschuss ausweisen, dies bedeutet, dass man aufgrund von Direkt- und Portfolioinvestitionen (Gelder die aus dem Ausland kommen!) einen Überschuss erzielt.

Und diesem Überschuss ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken, vor allem in einer Zeit großer und wachsender Staatshaushalte und einer niedrigen nationalen Sparquote, da die ausländische Nachfrage nach beispielsweise US-Staatsanleihen und anderen Wertpapieren dazu beitragen, die Zinsen niedrig zu halten, was effektiv wieder zu einem schnelleren Wirtschaftswachstum beiträgt. Die Handelsstreitigkeiten belasten bereits das Vertrauen der Unternehmen in den USA, wie der Rückgang des Konjunkturbarometers im zweiten Quartal zeigt.

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