USA vor Zinsanhebung
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Gespannt warten die Märkte auf die Sitzung des geldpolitischen Entscheidungsgremiums (FOMC) der US- Notenbank. Alles andere als eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte wäre eine faustdicke Überraschung. In Europa richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Veröffentlichung von Ifo- und INSEE-Index.
USA vor Zinsanhebung
Dass die US-Notenbank die als Leitzins fungierende Fed Funds Target Rate in dieser Woche erneut um 25 Basispunkte auf dann 4,75 Prozent anheben wird, gilt unter den Marktteilnehmern als ausgemachte Sache und ist in den Rentenmarktkursen bereits eingearbeitet. Auf deutlich mehr Interesse dürfte aber die Presseerklärung der amerikanischen Währungshüter stoßen. Von ihr erwarten sich die Investoren Aufschluss darüber, wohin die US-Geldpolitik in den kommenden Monaten steuern wird. Ein baldiges Ende des Zinserhöhungskurses wird als wahrscheinlich angesehen, was sich auch mit unseren Erwartungen deckt. Mit einem spürbaren Überschreiten der Fünf-Prozent-Markte ist aus unserer Warte jedenfalls nicht zu rechnen, sofern die in den kommenden Monaten zur Veröffentlichung anstehenden Konjunktur- und Inflationsdaten nicht völlig aus dem Rahmen fallen.
Am amerikanischen Bondmarkt hat sich die Lage nach dem steilen Renditeanstieg Anfang März wieder beruhigt. In den zurückliegenden zwei Wochen gaben die Zehnjahresrenditen um rund 10 Basispunkte nach. Damit bleibt ein deutlicher Abstand zur Fünf-Prozent-Schwelle erhalten. Die US-Zinskurve verläuft zwischen 2 Jahren und 30 Jahren nahezu horizontal. Am kurzen Ende ist sie sogar invers, was bedeutet, dass mit zunehmender Laufzeit die Rendite entgegen den allgemeinen Erwartungen sogar sinkt. Ein über das gesamte Laufzeitenspektrum normaler steigender Verlauf ist derzeit noch nicht in Sicht.
Euroraum: Rentenmärkte leicht erholt
Die für den Euroraum in jüngster Zeit bekannt gegebenen Wirtschaftsdaten bestätigten im wesentlichen die Erwartungen einer spürbaren konjunkturellen Belebung. Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone könnte in diesem Jahr, wenn nicht unvorhergesehene Ereignisse dazwischenkommen, um gut zwei Prozent zunehmen, was spürbar über den Ergebnissen der Vorjahre läge. Während Deutschland in diesem Jahr der Anschluss an den allgemeinen Wachstumstrend gelingen sollte, bleibt Italien unter den großen Mitgliedsländern das Hauptsorgenkind. Eine ungünstige Produktivitätsentwicklung gepaart mit überzogenen Lohnsteigerungen haben die Wettbewerbsfähigkeit der italienischen Wirtschaft in den letzten Jahren deutlich verringert. Zudem ist die mittelständisch geprägte Textilindustrie des Landes besonders stark dem Importdruck asiatischer Konkurrenten ausgesetzt. An den fundamentalen Problemen Italiens dürften auch die anstehenden Parlamentswahlen, die Premierminister Silvio Berlusconi das Amt kosten könnten, vermutlich nichts grundlegend ändern. Das Programm des heterogenen Parteienbündnisses unter Romano Prodi steht jedenfalls nicht für weit reichende Reformen in Richtung erhöhter Wettbewerbsfähigkeit. Italien dürfte deshalb auf absehbare Zeit der kranke Mann Europas bleiben, was sich übrigens auch an den gestiegenen Renditeaufschlägen lang laufender italienischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen ablesen lässt. Im Zehnjahresbereich liegt der Spread inzwischen bei beachtlichen 30 Basispunkten.
Insgesamt präsentierten sich die europäischen Rentenmärkte in den zurückliegenden 14 Tagen leicht erholt von den Kursverlusten der jüngeren Vergangenheit. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen haben sich dabei wieder etwas von dem Höchststand von Mitte März entfernt. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Inflationsängste wieder etwas geringer geworden sind. Dies mindert den Druck auf die Europäische Zentralbank, die Leitzinsen über das angestrebte Maß hinaus anzuheben. Wir bleiben dennoch bei unserer Einschätzung, dass im zweiten Quartal der nächste Zinsschritt nach oben fällig ist. Da dies aber allgemein erwartet wird, sollte es zu keinen stärkeren Turbulenzen an den europäischen Anleihemärkten führen, wenngleich vor diesem Hintergrund ein begrenzter Renditeanstieg am langen Ende noch möglich erscheint. Auf 12-Monatssicht sehen wir die Renditen im Zehnjahresbereich jedoch in etwa auf dem heutigen Niveau.
Ausblick:
Neben dem FOMC-Meeting, bei dem eine Zinserhöhung für die USA um 25 Basispunkte erwartet wird, dürfte eine Reihe hochkarätiger Konjunkturdaten die Rentenmärkte bewegen. In den Vereinigten Staaten werden Daten zum Verbrauchervertrauen, zur Einkommensentwicklung und dem Konsum der privaten Haushalte sowie zu den Auftragseingängen der Industrie veröffentlicht. In Europa stehen insbesondere die wichtigen Geschäftsklimaindizes aus Deutschland und Frankreich auf der Agenda. Dabei ist nach den steilen Anstiegen in den Vormonaten ein leichter Rückgang auf hohem Niveau nicht auszuschließen. Aus Deutschland werden zudem Einzelhandelsumsätze und Arbeitsmarktdaten vermeldet. Beides sollte Hinweise darauf geben, ob der lang ersehnte Aufschwung beim privaten Verbrauch endlich einsetzt. Für einen selbst tragenden Aufschwung hierzulande wäre dies eine notwendige Voraussetzung.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.