Kommentar
17:06 Uhr, 10.05.2007

USA: Unerwartet hohes Handelsbilanzdefizit im März

1. Das Handelsbilanzdefizit ist im Februar stärker als erwartet auf 63,9 Mrd. US-Dollar gestiegen (Bloomberg-Umfrage für den Saldo: -60,0 Mrd. US-Dollar; DekaBank: -59,5 Mrd. US-Dollar). Zu dieser Ausweitung trug vor allem der kräftige Anstieg der Importe um 4,5 % gegenüber dem Vormonat bei. Die Exporte stiegen mit 1,8 % gegenüber dem Vormonat in etwa erwartungsgemäß.

2. Die kräftige Importentwicklung im März resultierte in erster Linie aus dem Anstieg der Rohölpreise. So nahmen die nominalen Einfuhren von Petroleumgütern um 17,6 % gegenüber dem Vormonat zu. Dies alleine erklärt über die Hälfte des Gesamtanstiegs der Importe. Einem Zuwachs der Importe von Konsumgütern um 1,8 % und der Importe von Automobilen (die eine eigene Teilstatistik bilden) um 4,4 % steht ein leichter Rückgang (-0,2 % mom) der Einfuhren von Investitionsgütern gegenüber. Dies spiegelt die schwache Investitionstätigkeit und die kräftige Dynamik beim privaten Verbrauch in diesem Zeitraum wider.

3. Auf der Exportseite zog vor allem die Ausfuhr von Automobilen um 6,9 % mom an. Daneben stiegen die Exporte im März vor allem im Bereich der Halbwaren und Rohstoffe (5,6 % mom), während der Export von Konsumgütern moderat zulegen konnte (2,3 % mom). Die Ausfuhren im Bereich des zivilen Flugzeugbaus gingen überraschend deutlich um 29,5 % (mom) zurück. Eigentlich hatten Großaufträge für Boeing, die zumeist aus dem Ausland stammen, einen kräftigen Anstieg erwarten lassen. Diese Aufträge dürften dann wohl in den kommenden Monaten für ein spürbares Anziehen der Exporte im Bereich des zivilen Flugzeugbaus sorgen.

4. Die Entwicklung des Handelsbilanzdefizits im März hat einmal mehr vor Augen geführt, wie stark dieses in einzelnen Monaten von der Rohölpreis-Entwicklung abhängig sein kann. So hat sich das Handelsbilanzdefizit bereinigt um Ölprodukte im März gegenüber dem Vormonat deutlich weniger stark ausgeweitet und liegt mit 41,8 Mrd. US-Dollar nur leicht über dem Durchschnitt der vergangenen zwei Jahre. Allerdings findet sich die Importstärke auch in realer Rechnung wieder. Hier spiegelt sich vor allem die kräftige Konsumtätigkeit in diesem Zeitraum wider. Die realen Exporte nahmen kräftig zu, wenn auch deutlich verhaltener als die Importe. Vor dem Hintergrund der starken Weltkonjunktur machten sie den unerwarteten Rückgang vom Vormonat jedoch nicht ganz wett.

5. Die Bekanntgabe der Handelsbilanz für den dritten Monat eines Quartals ist stets spannend vor dem Hintergrund einer möglichen Revision des Bruttoinlandsprodukts für diesen Zeitraum. Denn das Bureau of Economic Analysis, das die Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ermittelt, muss hinsichtlich der außenwirtschaftlichen Aktivität im letzten Monat des jeweiligen Quartals Setzungen vornehmen. Die heutigen Zahlen zeigen, dass die Setzung hinsichtlich der Exportentwicklung sehr gut zutrifft. Dagegen dürften die Importe deutlich nach oben revidiert werden, sodass sich hieraus ein spürbarer Abwärtsrevisionsbedarf für das Bruttoinlandsprodukt vom ersten Quartal ergibt. Für den weiteren Verlauf des Jahres erwarten wir einen leichten, aber stetigen Rückgang des Handelsbilanzdefizits. Hierfür spricht eine aufgrund einer verhaltenen Binnennachfrage nur mäßig expandierende Importtätigkeit und eine kräftige Exportentwicklung, die von der starken weltwirtschaftlichen Nachfrage und der schwachen Notierung des US-Dollar profitieren kann.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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