Kommentar
18:40 Uhr, 30.08.2005

USA: Stimmung trotzt dem Benzinpreisanstieg

1. Die Stimmung der Verbraucher hat sich im August unerwartet verbessert. Der wichtigste Stimmungsindikator für die privaten Haushalte, das Verbrauchervertrauen des Conference Board, stieg von nach oben revidierten 103,6 Punkten auf 105,6 Punkte. Sowohl wir als auch die Märkte hatten einen leichten Rückgang erwartet (Bloomberg-Umfrage: 101,0 Punkte, DekaBank: 100,0 Punkte). Eine leichte Verbesserung gab es bei der Erwartungskomponente. Diese stieg von 93,2 Punkten auf 93,7 Punkte. Die eigentliche Überraschung liegt aber in der Entwicklung der Lagekomponente, die von 119,3 Punkten auf 123,6 Punkte deutlich zulegte.

2. Die Entwicklungen der Teilbefragungen der Erwartungskomponente sind eher unspektakulär. Sowohl die Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung als auch der zukünftigen Arbeitsmarktentwicklung sowie die Erwartungen bezüglich der eigenen Einkommen haben sich im Monatsvergleich geringfügig verbessert. Die Verbesserung der Lagekomponente resultiert zu einem kleinen Teil aus der Teilbefragung nach der aktuellen Arbeitsmarktsituation, aber vor allem aus der Teilbefragung nach der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Dies ist insoweit bemerkenswert, weil in den vergangenen Wochen ölpreisbedingt starke Zuwächse bei den Benzinpreisen zu beobachten waren. Dies ist auch für uns der Grund gewesen, von einem Rückgang des Verbrauchervertrauens auszugehen.

Im unteren Schaubild sind die beiden prominentesten Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte gegeneinander abgetragen. Zu erkennen ist, dass die von uns erwartete Stimmungsverschlechterung im Augustwert des Konsumklimaindex der Universität von Michigan eingetreten ist, beim Verbrauchervertrauen des Confrence Board jedoch nicht. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das Verbrauchervertrauen des Conference Board die besseren Signale für die Stimmungslage der privaten Haushalte liefert. Somit ist das Fazit einfach: Den privaten Haushalten scheinen Rohölpreise von 65 US-Dollar pro Barrel bzw. einem Benzinpreis von 2,41 Dollar pro Gallone (landesweiter Durchschnitt im August) wenig auszumachen. Wenn aber noch nicht einmal die Stimmung unter dem Benzinpreis leidet, sind auch beim Konsumverhalten der privaten Haushalte keine spürbaren Einschränkungen zu erwarten.

3. Zeitgleich mit dem Verbrauchervertrauen wurden auch die Zahlen für die Auftragseingänge (insgesamt) im Juli veröffentlicht. Bereits vergangene Woche wurde für die Teilstatistik der Auftragseingänge für langlebige Güter ein deutlicher monatlicher Rückgang um 4,9 % vermeldet. Hierfür waren Rückpralleffekte nach zwei starken Vormonaten verantwortlich gewesen. Für die Gesamtstatistik der Auftragseingänge wurde nun ein monatlicher Rückgang um 1,9 % gemeldet (Bloomberg-Umfrage: -2,3 %; DekaBank: -2,0 %).

4. Kapitalmarktreaktionen: Auf die positive Überraschung beim Verbrauchervertrauen reagierten die Bondmärkte in den USA und Deutschland nur kurzfristig. Die 10-jährigen US-Renditen erhöhten sich um eineinhalb Basispunkte auf 4,155 %, während die 10-jährigen Bundrenditen sich in ähnlicher Größenordnung auf 3,175 % erhöhten. An beiden Märkten setzte sich schon nach wenigen Minuten die seit Mittag begonnene Bewegung fallender Renditen wieder durch, sodass der Renditeanstieg nicht nachhaltig war. Hintergrund für diese Entwicklung dürfte der erneut gestiegene Rohölpreis sein. Der WTI erhöhte sich im Tagesverlauf um mehr als zwei US-Dollar auf über 70 US-Dollar pro Barrel. Darüber hinaus scheint der Markt derzeit vor dem Verfallstermin des Treasury-Futures im September nervös zu werden. Mit dem dann fällig werdenden Volumen, das mit rund 95 Mrd. USD deutlich über den durchschnittlich täglichen gehandelten Volumina liegt, müssen viele Investoren in einen knapp werdenden Markt derzeit ihre Positionen eindecken, koste es was es wolle.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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