Kommentar
17:36 Uhr, 17.07.2006

USA: Starker Produktionsanstieg im Automobilsektor

1. Die Industrieproduktion ist im Juni um 0,8 % gegenüber dem Vormonat stärker als erwartet angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %, DekaBank: 0,4 %). Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich von nach oben revidierten 81,8 % auf 82,4 % (Bloomberg-Umfrage: 82,0 %, DekaBank: 81,9 %). Dies ist die höchste Kapazitätsauslastungsquote seit sechs Jahren.

2. Die kräftige Produktionsausweitung im Juni fand sowohl im verarbeitenden Gewerbe (+0,7 % mom) als auch im Bereich der Versorger (+0,7 % mom) sowie im Bergbau (+1,2 % mom) fast gleichermaßen statt. Hintergrund für den Produktionsanstieg der Versorger waren im Juni unüblich hohe Temperaturen, die zu einem vermehrten Einsatz von Klimaanlagen und damit einer erhöhten Energienachfrage geführt hatten. Der stärkste Wachstumsbeitrag kam allerdings vom Sektor Automobile und -teile. In diesem Bereich erhöhte sich die Produktion um 3,3 % gegenüber dem Vormonat. Dies ist durchaus überraschend. Bereits vergangenen Freitag wurde zusammen mit den Einzelhandelsumsätzen ein Rückgang der Autohändlerumsätze im Juni um 1,4 % (mom) berichtet. Somit dürfte die Autonachfrage in diesem Monat eher schwach gewesen sein. Zudem wurde zusammen mit den Lagerbeständen für Mai, die ebenfalls am Freitag veröffentlicht wurden, ein Anstieg der Lagerbestände der Autohändler um 3,2 % gegenüber dem Vormonat bekannt gegeben. Ein hoher Lagerbestand im Vormonat sowie eine schwache Nachfrage im Juni haben eher einen weiteren Rückgang der Autoproduktion erwarten lassen. Zu vermuten ist, dass ein Teil des Produktionsanstiegs im Juni im Vorfeld der Rabattaktion von Chrysler für den Juli erfolgt ist. Da diese Rabattaktion (zumindest bisher) nur auf einen Monat beschränkt ist, dürfte die Automobilproduktion im Juli einen kräftigen Rückprall zeigen und dann die Gesamtentwicklung der Industrieproduktion stark bremsen. Weitere kräftige Produktionsanstiege wurden in den Bereichen Computer und Elektronik (+1,3 % mom) sowie Petroleum und Kohle (1,7 % mom) erzielt. Nochmals schwach war dagegen die Produktion im Bereich Nahrungsmittel (-0,4 % mom).

3. Für die Güterstatistik Business Equipment wurde ein monatlicher Anstieg von 0,7 % ausgewiesen. Diese Teilstatistik ist interessant, weil sie Aufschluss über die aktuelle Investitionstätigkeit liefert. Insgesamt erhöhte sich die Produktion in diesem Bereich im zweiten Quartal um 3,2 % gegenüber dem Vorquartal bzw. um 12,5 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Beides sind recht kräftige Zuwächse und signalisieren, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen im zweiten Quartal weiterhin robust gewesen sein dürfte. Während sich die Anzeichen verdichten, dass die Konsumdynamik der privaten Haushalte aufgrund der zunehmend restriktiveren Geldpolitik an Fahrt verliert, sind auf Unternehmensseite im Hinblick auf die Investitionstätigkeit noch keine deutlichen Anzeichen für eine Verlangsamung zu erkennen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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