Kommentar
15:17 Uhr, 14.03.2007

USA: Starke Verringerung des Leistungsbilanzdefizits

1. Das Leistungsbilanzdefizit hat sich im vierten Quartal 2006 von leicht nach oben revidierten 229,4 Mrd. US-Dollar auf 195,8 Mrd. US-Dollar stärker als erwartet verringert (Bloomberg-Median für den Saldo: -203,5; DekaBank: -203,0 Mrd. US-Dollar). Die Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt sank damit auf -5,8 % – dem niedrigsten Stand seit dem dritten Quartal 2005. Bereits bekannt war, dass sich der Saldo in der Handelsbilanz von 201 Mrd. US-Dollar auf 178 Mrd. US-Dollar deutlich verringert hat. In der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen, die in den vier Quartalen zuvor stets Defizite aufwies, lag ein Überschuss in Höhe von 3,0 Mrd. US-Dollar vor. Der Saldo in der Bilanz der laufenden Übertragungen betrug im vierten Quartal fast unverändert -20,2 Mrd. US-Dollar (Q3: -22,5 Mrd. US-Dollar).

2. Der Ausblick für die Entwicklung der Leistungsbilanz wird von der Handelsbilanz aufgrund ihres hohen Gewichts am Gesamtdefizit bestimmt. Interessanterweise hat sich die Relation des Saldos der Handelsbilanz ohne Petroleumgüter zum nominalen Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum 2Q 2004 bis 1Q 2006 in der Nähe von -4 % eingependelt. Dieser Zeitraum umfasst eine Phase, die durch hohes gesamtwirtschaftliches Wachstum gekennzeichnet gewesen war, was eigentlich für eine starke Importentwicklung und damit für einen Anstieg dieser Defizitquote hätte sprechen können. Sieht man von den Petroleumgütern ab (und damit von den deutlich gestiegenen Rohölpreisanstiegen in diesem Zeitraum), dann hat sich dieses Handelsbilanzdefizit zwar ausgeweitet, allerdings nur in dem Maße, wie auch das Bruttoinlandsprodukt gewachsen ist. Seit dem zweiten Quartal 2006 schwächte sich das Wachstum der US-Wirtschaft aufgrund der erfolgten Leitzinserhöhungen ab. Begleitet wurde dies zum einen von einer ebenfalls schwächeren Importentwicklung. Im gleichen Zeitraum hat sich das Exportwachstum aber nicht verlangsamt. Beides führte letztendlich dazu, dass die Relation des Saldos der Handelsbilanz ohne Petroleumgüter auf inzwischen -3,6 % gesunken ist. Dies dürfte allerdings nur der Beginn einer Entwicklung sein, die letztendlich zwar nicht zu einer ausgeglichenen Leistungsbilanz führen wird, aber die Defizitquote in den kommenden Jahren verringern sollte. Erstens gehen wir nicht davon aus, dass sich die Rohölpreissteigerungen der Jahre 2004 und 2005 von deutlich über 30 % in den kommenden Jahren wiederholen sollten. Somit fällt der Hauptgrund für den Anstieg der Defizitquote der vergangenen Jahre weg. Zweitens gehen wir zwar grundsätzlich von einer Belebung der US-Wirtschaft in diesem Jahr aus, gleichwohl dürften die Wachstumsraten der Jahre 2004 und 2005 aufgrund der deutlich höheren Leitzinsen nicht wieder erzielt werden. Somit wird auch die Importdynamik schwächer als damals sein. Drittens deuten zunehmend mehr Indikatoren darauf hin, dass das globale Wachstum nach einer kurzen Schwächephase im zweiten Halbjahr 2006 wieder an Schwung gewinnt. Dies ist eine gute Voraussetzung für eine Fortsetzung des kräftigen US-Exportwachstums. Insgesamt rechnen wir nach einer Defizitquote von 6,5 % im Jahr 2006 in diesem Jahr und im kommenden Jahr mit Quoten in Höhe von 6,0 % bzw. 5,5 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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