Kommentar
17:24 Uhr, 05.11.2009

USA: Starke Produktivität im dritten Quartal geht nicht nur auf Entlassungen zurück

1. Warum wächst die US-Wirtschaft in den kommenden Jahren? Warum ist ein erneutes Abgleiten in eine Rezession auf kurze Sicht recht unwahrscheinlich? Die heutigen Daten zur Produktivitätsentwicklung geben hierauf eine eindrucksvolle Antwort: Bei allen Problemen, welche die US-Wirtschaft hat, kann man ihr die sprichwörtliche Anpassungsfähigkeit nicht absprechen. Im dritten Quartal ist die Produktivität (annualisiert) um 9,5 % gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Dies ist der stärkste Anstieg seit dem dritten Quartal 2003 und lag deutlich über den Erwartungen (Bloomberg-Median: 6,5 %, DekaBank: 6,6 %). Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Produktivität um über 4 % erhöht, was den stärksten Zuwachs seit 2004 bedeutet. Spiegelbildlich ist die Entwicklung der Lohnstückkosten, die um 5,2 % (qoq, ann.) gesunken sind (Bloomberg-Median: -4,2 %; DekaBank: -5,6 %). Im Vergleich zum Vorjahresquartal sind die Lohnstückkosten um 3,6 % gefallen. Solch einen Rückgang hat es seit Erhebungsbeginn Ende der Vierzigerjahre des vorherigen Jahrhunderts noch nicht gegeben.

2. Anders als noch im Vorquartal ging die hohe Produktivität nicht alleine auf eine verringerte Anzahl an Arbeitsstunden zurück. Diese sanken zwar stärker als von uns erwartet und auch hier hat die Jahresveränderungsrate mit einem Rückgang um 7,5 % einen historisch einmaligen Wert erreicht. Aber der Produktivitätsanstieg ging im dritten Quartal auch auf einen gestiegenen Output zurück. Dieser erhöhte sich mit 4,0 % (qoq, ann.) zwar etwas stärker als das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal, das in der vergangenen Woche mit einem Zuwachs von 3,5 % (qoq, ann.) gemeldet wurde. Bei den Produktivitätsdaten wird der Output aber in der Privatwirtschaft gemessen, der etwas höher ausfiel als inklusive dem Staatssektor. Die Produktivitätsentwicklung ist zwar eine Erklärung für den deutlichen Lohnstückkostenrückgang, aber hier lag die eigentliche Überraschung für uns in der Entwicklung der Entlohnung pro Stunde, die im Vergleich zum Vorquartal deutlich angestiegen sind.

3. Die extrem starke Produktivitätsentwicklung der US-Wirtschaft zu Beginn eines jeden Konjunkturaufschwungs wird gerne mit „Entlassungsproduktivität“ abfällig bezeichnet. Hierbei wird unterstellt, dass hinter dem Zuwachs an Produktivität kein „echter“ technologischer Fortschritt steckt. An dieser Argumentation ist sicherlich etwas dran: Der Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden geht etwa zur Hälfte auf eine Reduktion der Beschäftigten im dritten Quartal zurück. Dies bedeutet aber auch, dass die verbliebenen Beschäftigten mit einer verringerten Anzahl an Arbeitstunden einen höheren Output generiert haben. Dies geht letztlich nur mit Effizienzgewinnen einher, die ohne technischen Fortschritt in welcher Form auch immer nicht möglich wären. Der Anstieg der Entlohnung pro Stunde zeigt sogar, dass die Effizienzgewinne sehr zeitnah an die Beschäftigten weiter gegeben wurden. Anders als noch im vergangenen zweiten Quartal spielt also nicht nur eine (extreme) Kostenreduktion der Unternehmen die alleinige Rolle. Insgesamt bedeuten die heutigen Zahlen, dass sich die US-Wirtschaft fit gemacht hat für die bereits begonnene konjunkturelle Erholung. So schmerzhaft dieser Anpassungsprozess gewesen ist (und gerade im Bankensektor ist er noch lange nicht überstanden), so notwendig ist er, um eine steigende wirtschaftliche Aktivität in den kommenden Jahren zu gewährleisten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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