USA: Signalisiert der Arbeitsmarktbericht einen Konjunkturknick?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Wie stabil ist die US-Wirtschaft (noch)? Steht ein Konjunkturknick bevor? Der neueste Arbeitsmarktbericht wirft einige Fragen zur wirtschaftlichen Verfassung auf. Zunächst die nackten Zahlen: Die Beschäftigung ist im August um 4.000 Personen gesunken (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: +100.000). Die Arbeitslosenquote verharrte – wenn auch knapp – bei 4,6 %. Ähnlich wie im Vormonat fehlten nur wenige Tausendstel zur 4,7 %. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen unauffällig um 0,3 % mom. Die Jahresveränderungsrate stagnierte bei 3,9 %.
2. Der Rückgang der Beschäftigung ist der erste, der seit September 2005 gemeldet wurde. Hintergrund damals waren Belastungen durch Hurrikan „Katrina“. Allerdings wurde dieser Abbau in späteren Berechnungen in einen Aufbau nach oben korrigiert. Der letzte Monat, in dem die Beschäftigung im Vormonatsvergleich sank, war der August 2003. Damals begann gerade die Phase des konjunkturellen Aufschwungs. Somit sind Beschäftigungsrückgänge – anders als einzelne monatliche Rückgänge beispielsweise bei der Industrieproduktion oder bei den Einzelhandelsumsätze – in konjunkturell normalen Phasen äußerst ungewöhnlich. Als Erklärung für die Arbeitsmarktentwicklung im August kann die Kreditkrise, die Ende Juli begann, vermutlich nicht herhalten. Der Arbeitsmarktbericht wurde zwar in der Woche bis zum 12.08.07 erhoben, sodass einiges von der Krise bereits erkennbar war. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Unternehmen hierauf mit Entlassungen so schnell reagiert haben.
3. Im vergangenen Monat sank die Beschäftigung insbesondere in den Bereichen verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe und bei Staatsunternehmen. Die Schwäche im Baugewerbe erklärt sich durch die anhaltende Wohnungsbaurezession (siehe hierzu unseren Exkurs). Der Rückgang bei Staatsunternehmen dürfte dagegen dem recht kräftigen Beschäftigungsaufbau in diesem Bereich zu Beginn des Jahres geschuldet sein. Auffallend ist an der sektoralen Aufteilung, dass eigentlich nur der Bereich Gesundheits- und Bildungswesen einen kräftigen Aufbau erzielen konnte. Alle anderen Bereiche signalisieren dagegen eher schwache, bzw. sogar sehr schwache Entwicklungen.
4. Exkurs: privater Wohnungsbau: Die Beschäftigungsentwicklung im Baugewerbe wird bereits seit längerem gestützt durch den Gewerbebau. Daher ist es durchaus sinnvoll, nur die Teilstatistiken des Baugewerbes zu betrachten, die sich auf den Bereich „Residential“ beziehen, um das Ausmaß der Belastung des Arbeitsmarktes durch die Wohnungsbaurezession abzugreifen. Zudem dürfte durch die fortdauernde Wohnungsbaurezession auch Teilbereiche aus dem Finanzsektor direkt betroffen sein, sodass diese hinzu zu rechnen sind. Im Aggregat sank die Beschäftigungsentwicklung nach dieser statistischen Abgrenzung im Bereich des privaten Wohnungsbaus seit September 2006 (dem Höchststand an Beschäftigung in diesem Bereich) um 125.000 Personen und belastete somit die Beschäftigungsentwicklung insgesamt um durchschnittlich gut 10.000 Personen pro Monat. Im Vergleich zum Beschäftigungsaufbau seit September 2006 in Höhe von 1,4 Millionen ist dies, zwar eine Belastung, aber letztlich eher zu vernachlässigen.
5. Von Seiten der Stundenlöhne ist auffällig, dass sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Baugewerbe die Löhne gegenüber dem Vormonat angestiegen sind. Recht kräftige Lohnzuwächse gab es in den Bereichen der Unternehmensdienstleister und im Großhandel zu konstatieren.
6. Warum stellt sich mit dem heutigen Arbeitsmarktbericht die Frage nach einem Konjunkturknick? Der Konjunkturzyklus – nicht zu verwechseln mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Aktivität – wird in erster Linie durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen beschrieben. Somit haben zwar die privaten Konsumausgaben, insbesondere in den USA, einen hohen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (sprich der wirtschaftlichen Aktivität), allerdings sind sie letztlich nur das Ergebnis der im Vorfeld getätigten Investitionen. Während die Beschäftigungsentwicklung, insbesondere in diesem Konjunkturzyklus, für die Lohn- und erst Recht für die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist sie für die Einschätzung der Investitionstätigkeit der Unternehmen ein wichtiger Indikator. Die schwache Beschäftigungsentwicklung im August hat somit nicht zur Folge, dass beispielsweise der private Konsum im August sinkt oder schwach ist, sondern trübt vielmehr den Ausblick auf die laufende Investitionstätigkeit der Unternehmen. Die schwächere Konsumtätigkeit würde dann, im Falle einer anhaltend mäßigen Beschäftigungsentwicklung erst mit zeitlicher Verzögerung, beispielsweise im vierten Quartal erfolgen. Vor dem Hintergrund der Kreditmarktkrise, die ebenfalls eine Abschwächung der Investitionstätigkeit nach sich ziehen dürfte, könnte die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten deutlich schwächer verlaufen, als wir es derzeit im Hauptszenario prognostizieren.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.