USA: Rezessionsängste werfen tiefe Schatten
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Nach den Erholungstendenzen der Vorwoche rutschten die internationalen Aktienmärkte im Berichtszeitraum wieder ins Minus. Vor allem Rezessionsängste in den USA und damit verbundene Sorgen über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft führten zu teilweise kräftigen Kurseinbußen. In positiven Unternehmensmeldungen fanden die Märkte letztendlich keine Stütze.
USA: Rezessionsängste werfen tiefe Schatten
Die US-Aktienmärkte wurden in der Berichtswoche aufgrund anhaltend schwacher Konjunkturdaten von weiter zunehmenden Rezessionsängsten beherrscht. Vor allem das überraschende Abrutschen des Einkaufsmanagerindex (ISM-Index) für die Dienstleistungssektoren auf Rezessionsniveau ließ Anleger um die weitere wirtschaftliche Entwicklung in den USA bangen. Als Folge musste der DJIA letzten Dienstag einen Tagesverlust von 370 Punkten oder 2,9 Prozent hinnehmen.
Angesichts der angeschlagenen Wirtschaftslage festigte sich bei Marktteilnehmern die Überzeugung, dass die FED weitere Leitzinssenkungen vornehmen wird. Leicht ins Wanken kam diese Erwartungshaltung, als zwei Notenbankmitglieder darauf hinwiesen, dass trotz aller Konjunkturabschwächung die Inflationsentwicklung sehr wachsam verfolgt werden muss. Damit machte das Wort "Stagflation", also schwaches Wachstum bei anziehender Teuerungsrate, die Runde.
Auch in den Unternehmensmeldungen fanden die Märkte letztendlich keine Stütze. Zwar hatten unter anderem Time Warner und Walt Disney mit kräftigen Ergebnissteigerungen kurzfristig für eine Stimmungsbesserung gesorgt. Demgegenüber standen jedoch enttäuschende Zahlen etwa von Cisco Systems. Der weltgrößte Netzwerkausrüster hatte einen lediglich verhaltenen Umsatzausblick gegeben. Auch die von Macy's für Januar veröffentlichten rückläufigen Umsatzzahlen (für Kaufhäuser, die bereits ein Jahr bestehen) verstimmten. Sie ließen Befürchtungen aufkommen, dass der für das Wachstum so wichtige private Konsument seine Nachfrage einschränken wird. In diese Richtung deuteten auch Umfragen der amerikanischen Notenbank, bei denen sich eine weitere Straffung der Kreditvergabe durch US-Banken ergab. Wenig Beachtung hingegen fand, dass der Internetkonzern Yahoo wohl eine Geschäftsverbindung mit Google in Erwägung zieht, um so das Übernahmeangebot des US-Softwareriesen Microsoft abzuwehren. Nachdem der angestrebte Microsoft/Yahoo-Deal zuvor noch für Schlagzeilen sorgte, hatten Anleger mittlerweile ihren Blick nahezu vollständig auf das Makrobild gerichtet.
Euroland: Auch hier kräftige Kursverluste
Die Rezessionsängste in den USA zeigten auch an den europäischen Börsen Wirkung, zumal die hiesigen Konjunkturdaten ebenfalls auf eine Wachstumsverlangsamung deuten. Vor diesem Hintergrund kam es zu kräftigen Kurseinbußen, die den Gewinn der Vorwoche mehr als aufzehrten und den Anlegern ein tiefrotes Ergebnis seit Jahresanfang bescherten.
Angesichts einer nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik werden auch in Euroland die Rufe nach einer Leitzinssenkung immer lauter. Die EZB hat letzten Donnerstag auf ihrer turnusmäßigen Sitzung den Hauptrefinanzierungssatz zwar unverändert belassen, doch wich sie von ihrer zuvor restriktiven Grundhaltung ab. Notenbankchef Trichet schlug auf der Pressekonferenz eine vergleichsweise moderate Tonart an, was Marktteilnehmer in ihren Hoffnungen auf baldige geldpolitische Lockerungsmaßnahmen bestätigte.
Auf Unternehmensseite gab es einige erfreuliche Meldungen. Gute Ergebniszahlen kamen etwa von Atlas Coppo, Volvo und Unilever. Darüber hinaus veröffentlichte France Télécom für 2007 ein über den Erwartungen liegendes Ergebnis und der schwedische Scania-Konzern konnte mit dem Verkauf von Lastwagen wie sein Konkurrent MAN den bisher höchsten Jahresgewinn ausweisen. Für Erleichterung unter den Marktteilnehmern sorgte aber vor allem der Ergebnisbericht der Deutschen Bank. Vor dem Hintergrund der US-Hypothekenkrise waren die Zahlen mit Spannung erwartet worden. Keine Subprime-Abschreibungen und ein Rekordgewinn im letzten Jahr lautete das Resultat, mit dem sich die Märkte mehr als zufrieden zeigten.
Aber auch Enttäuschungen mussten hingenommen werden. So wartete Infineon mit schwachen Quartalszahlen auf. Der Halbleiterhersteller hatte seinen Verlust massiv ausgeweitet, was die Aktie in der Spitze um fast 20 Prozent einbrechen ließ. Darüber hinaus gab Europas größter Pharmakonzern GlaxoSmithKline einen enttäuschenden Geschäftsausblick und Europas größter Billigflieger Ryanair schockte die Märkte mit einem Gewinneinbruch im dritten Geschäftsquartal.
Übernahmespekulationen beeinflussten ebenfalls das Marktgeschehen, doch konnten sie jeweils nur kurzzeitig von den Konjunktursorgen der Marktteilnehmer ablenken. So gab es Gerüchte hinsichtlich einer Übernahme der angeschlagenen französischen Großbank Société Générale durch die britische HSBC. Gesprächsthema auf dem Parkett war aber auch die Postbank. Hier wurden ebenfalls Fusionsüberlegungen angestellt, wobei die Deutsche Bank als Interessent gilt. Darüber hinaus war in einem Zeitungsbericht zu lesen, dass TUI mit dem Staatsfonds Temasek aus Singapur Gespräche über eine Zusammenlegung der Schifffahrtssparten führt. Schließlich sorgte noch BHP Billiton für Schlagzeilen. Der Bergbauriese stockte sein Übernahmeangebot für Rio Tinto auf 147,4 Mrd. USD auf.
Ausblick
US-Konjunkturdaten werden in der laufenden Woche die ungeteilte Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer finden. Vor dem Hintergrund einer sich möglicherweise in den USA anbahnenden Rezession nehmen Einzelhandelsumsatz und Verbrauchervertrauensindex der Uni Michigan einen besonderen Stellenwert ein.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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