USA: Rettungspaket 2.0 enttäuscht
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Es sollte der große Wurf werden. In der Vorwoche von den weltweiten Aktienmärkten noch mit Kurssteigerungen gewürdigt, blieben die am vergangenen Dienstag von US−Finanzminister Timothy Geithner angekündigten Maßnahmen hinter den Erwartungen vieler Marktteilnehmer zurück. Geithner bezeichnete die bisherigen Maßnahmen als unzureichend, blieb aber Antworten schuldig, was sein geplantes Hilfsprogramm zur Stützung des Immobilienmarktes oder die Gründung einer Bad Bank angeht. So kündigte er zwar an, Banken auch weiterhin Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, dies war jedoch schon Bestandteil des Programms von Henry Paulson. Zusätzlich soll der Markt für Verbriefungen angekurbelt werden, ebenfalls keine neue Idee. Die Vergabe zukünftiger Staatshilfen soll allerdings an strengere Auflagen geknüpft werden. Letztlich fehlten vertrauensgebende Impulse und so begann ein langsamer aber stetiger Kursverlust, der bis zum Wochenende anhielt. Auf Wochensicht verlor der Dow Jones Industrial Average somit über 5 Prozent an Wert.
Europa: In der Automobilbranche stottert es im Getriebe
Auch in Europa gaben die Leitindizes etwa fünf Prozentpunkte ab. Negative Nachrichten kamen erneut aus der Automobil− und der Bankenbranche. Gleich zu Wochenbeginn machte Frankreich mit Staatshilfen für die heimische Automobilindustrie auf sich aufmerksam. Präsident Sarkozy gab bekannt, Peugeot und Renault mit jeweils 3 Mrd. Euro unter die Arme zu greifen. Unter den deutschen Autobauern ergeben sich angesichts der Absatzkrise, lange nicht für möglich gehaltene Konstellationen. So soll es Gespräche zwischen BMW und Daimler bezüglich einer Kooperation geben. Dabei wolle man alle möglichen Wege, außerhalb einer gegenseitigen Kapitalbeteiligung überprüfen.
Auch Banken gaben weitere Hiobsbotschaften bekannt. So erwirtschaftete die Schweizer Großbank UBS im abgelaufenen Jahr einen Rekordverlust von 13 Mrd. Euro. Für großen Unmut sorgte, dass die Führungskräfte gut 1 Mrd. Euro an Bonifikationen erhalten. Auf Wochensicht konnte die Aktie dennoch leicht gewinnen, da UBS−Chef Rohner von einem guten Start ins neue Jahr berichtete und Hoffnungen auf eine Rückkehr in die Gewinnzone weckte. Die krisengeschüttelte Hypo Real Estate blickt hingegen skeptisch in die Zukunft und droht für den deutschen Sonderfonds zur Finanzmarktstabilisierung zum Fass ohne Boden zu werden. Am Mittwoch gab der Konzern in München bekannt, dass weitere Garantien in Höhe von 10 Mrd. Euro nötig sind. Insgesamt belaufen sich die Hilfsmaßnahmen für den Immobilienfinanzierer nun auf 102 Mrd. Euro, was in etwa dem Zehnfachen des ehemaligen Börsenwertes entspricht.
Auch die Konjunkturdaten der vergangenen Woche stimmten in den Chor der Skeptiker ein. Die Industrieproduktion in der Eurozone ging im Dezember um 2,6 Prozent zurück. Überraschend stark fiel auch der Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 2,1 Prozent aus. Dies ist der zweitschlechteste Wert in der bundesdeutschen Geschichte und vor allem einem Absturz der Bestellungen aus dem Ausland zuzurechnen. Der Exportweltmeister leidet besonders unter den weltweit nahezu kollabierenden Absatzmärkten. Auf Jahressicht gingen die Auftragseingänge um 27 Prozent zurück.
Asien: China sichert sich Zugang zu Rohstoffen
Der australische Rohstoffkonzern Rio Tinto hat sich mit der Übernahme des kanadischen Aluminiumherstellers Alcan verhoben. Die Schuldenlast von 39 Mrd. US−Dollar drückte zuletzt stark auf die Notierung. Chinas staatlicher Rohstoffkonzern Chinalco nutzte die Gunst der Stunde, um sich für etwa 20 Mrd. US−Dollar eine 18 prozentige Beteiligung an Rio Tinto zu sichern. Somit erhält das Reich der Mitte einen strategischen Zugang für seinen rasant wachsenden Bedarf nach Rohstoffen. Die Aktie von Rio Tinto konnte daraufhin ihre Talfahrt stoppen und legte im Wochenvergleich 9,1 Prozent zu.
Besonders schwach sehen die Prognosen für die japanische Wirtschaft aus. Die Rezession treibt derzeit so viele Firmen in die Insolvenz, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Allein im Januar schnellte die Zahl der Firmenpleiten um 16 Prozent nach oben. Besonders stark betroffen sind Immobilien− und Bauwerte. Allerdings werden inzwischen fast alle Branchen vom Exporteinbruch in Mitleidenschaft gezogen.
Während die Situation in Osteuropa weiter angespannt leibt, verlief die Woche für viele Schwellenländer positiv. Das chinesische Konjunkturpaket scheint zu wirken und gibt Anlegern Hoffnung. Hier legte die Börse 8,5 Prozent zu. Noch stärkere Gewinne verzeichnete die Russische Börse. Nach einer Erholung des Rubels konnte der RTS Index knapp 20 Prozent zulegen.
Ausblick
Am Dienstag wird der ZEW−Index für Februar veröffentlicht. Der Wirtschaftskrise entsprechend, fielen die Umfragewerte unter den Finanzmarktanalysten zuletzt negativ aus. Die kürzlich verabschiedeten Konjunkturpakete geben jedoch Hoffnung auf eine Verbesserung der Erwartungskomponente.
Auf Unternehmensseite stehen zum Ende der Quartalssaison die Berichte einiger Banken, wie z.B. der Commerzbank an. Diese hat kurzfristig die geplante Pressekonferenz abgesagt und steht nach Bekanntgabe der Daten lediglich für ein Telefoninterview zur Verfügung. Dienstag berichtet Daimler über das abgelaufene Quartal. Im Vorfeld wurden bereits Gerüchte über eine mögliche Dividendenkürzung laut.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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