Kommentar
09:07 Uhr, 16.10.2007

USA: Q3-Berichtssaison angelaufen

Mit den Ergebniszahlen von Alcoa wurde wie üblich die Q3-Berichtssaison am Dienstag in den USA eröffnet. Es folgten unter anderem die Ertragsangaben von PepsiCo, Mc Donalds und General Electric, die bislang ein Bild vermitteln, das zwar von zufrieden stellenden Ergebnissen zeugt, jedoch keinen Anlass zu überschäumender Freude gibt. Gleichwohl ist nach den jüngsten Turbulenzen, in deren Gefolge die Schätzungen deutlich nach unten revidiert wurden, eine gewisse Erleichterung festzustellen. Die laufende Woche wird in puncto Quartalsergebnisse wesentlich interessanter. Nicht nur, dass eine Fülle von Berichten ansteht. Es werden auch große Banken wie Citigroup oder J.P. Morgan ihre Zahlen vorlegen, die die Auswirkungen der Subprime-Krise widerspiegeln dürften.

Mit Blick auf die US-Hypothekenkrise erregt auch die Gründung eines Super-Conduits die Aufmerksamkeit der Märkte. Während in der Berichtswoche bereits von der Möglichkeit gesprochen wurde, dass sich britische und amerikanische Banken zusammentun und in eine gemeinsame Zweckgesellschaft ("Conduit") Papiere einbringen werden, denen fragwürdige Hypothekendarlehen zu Grunde liegen, ist dies seit heute morgen Tatsache. So wollen große Kreditinstitute, unter anderem auch die Citigroup, zusammen etwa 80 Mrd. USD aufbringen, um entsprechende Papiere aufzukaufen.

Auf konjunktureller Seite traten in der Berichtswoche mit deutlich stärker als prognostizierten Einzelhandelsumsätzen und moderaten Preisdaten die zuletzt gehegten Befürchtungen einer möglicherweise aufkommenden Rezession immer weiter in den Hintergrund. Damit aber wurden auch Erwartungen hinsichtlich einer erneuten Leitzinssenkung der FED gedämpft.

Insgesamt eine nicht allzu spannende, jedoch solide Handelswoche an Wall Street. Der DJIA hatte am Donnerstag einen neuen Höchststand erreichte, wurde dann aber durch einen heraufziehenden Abgabedruck im Technologiesektor sowie durch Gewinnwarnungen bzw. schwache Verkaufszahlen im Einzelhandelsbereich ausgebremst. Als Folge stellte sich ein nur moderates Wochenplus ein.

Euroland: Übernahmen sorgen für Gesprächsstoff

An den europäischen Aktienmärkten ging es per saldo ebenfalls nur leicht aufwärts. Selbst der DAX, der oftmals seinen Nachbarbörsen davoneilt, zeigte sich diesmal nicht in Sprintlaune.

Anders als in den USA lässt diesseits des Atlantiks die Q3-Berichtssaison noch auf sich warten. Aber mit Übernahmeabsichten, vor allem aber entsprechenden Spekulationen hatten Marktteilnehmer ausreichend Gesprächsstoff. So wurde gemunkelt, dass ArcelorMittal Interesse an dem französische Stahlröhrenhersteller Vallourec haben soll. Gerüchte gab es auch um die französische Total. Hier wollten Händler wissen, dass Royal Dutch Shell und Gazprom Übernahmeabsichten hegen. Im Blickpunkt stand auch Commerzbank. Wieder einmal machten Gerüchte über potenzielle Interessenten die Runde. Unternehmen wie Société Générale und die italienische Intesa wurden genannt. Gefragt waren zudem die Aktien von VW. Der größte europäische Autobauer profitierte dabei von anhaltenden Spekulationen über die Gründung einer LKW-Allianz zusammen mit MAN und Scania sowie über eine Erhöhung des Porsche-Anteils. Zuletzt sorgte dann auch die Aufnahme der VW-Aktie in den DJ Euro Stoxx 50 für Potenzial.

Auch um die schwer angeschlagene Northern Rock rankten sich Vermutungen, wobei es zuletzt schließlich handfeste Neuigkeiten gab. So bestätigte Virgin Group, ein Unternehmen des britischen Milliardärs Richard Branson, Pläne, zusammen mit Partnern das Kapital des Finanzhauses aufzustocken, die Geschäfte nachhaltig umzubauen und das Institut in Virgin Money umzubenennen. Darüber hinaus kündigte der italienische Energiekonzern ENI an, die britische Burren Energy für über drei Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Schließlich will die deutsche SAP den französisch-amerikanischen Softwarekonzern Business Objects für 4,8 Mrd. Euro erwerben. Nach Monaten des Stillstandes sind die M&A-Aktivitäten wieder in Schwung gekommen und dürften den Märkten Impulse geben.

Ausblick

In der laufenden Handelswoche wird in den USA das Augenmerk der Marktteilnehmer vor allem auf den Q3-Berichten liegen. Neben großen Banken werden so bekannte Namen wie Intel, Yahoo, eBay und Coca-Cola ihre Ergebnisse bekannt geben. Darüber hinaus steht mit dem 19. Oktober noch ein interessantes Datum an. An diesem Tag fand 1987 der Börsencrash in den USA statt. Der DJIA verlor 508 Punkte bzw. 22,6 Prozent. Dies sollte allerdings nicht als böses Omen gewertet werden. In Europa nimmt mit den Quartalsabschlüssen u.a. von Danone, Roche und LVMH die Berichtssaison ihren Anfang. Bei den Konjunkturdaten dürfte der ZEW-Index besondere Beachtung finden.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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