Kommentar
08:33 Uhr, 04.02.2005

USA: Produktivitätsentwicklung enttäuscht

1. Der Donnerstag wartete mit einer Vielzahl ökonomischer Daten auf, insgesamt überwogen leider die Enttäuschungen. Die Produktivität hat sich nach Angaben des Bureau of Labor Statistics im vierten Quartal enttäuschender Weise nur um 0,8 % gegenüber dem dritten Quartal (annualisiert) erhöht (Bloomberg- Umfrage: 1,5 %; DekaBank: 2,0 %). Entsprechend sind die Lohnstückkosten mit einer Zunahme um 2,3 % (annualisiert) erneut stärker gestiegen als im Vorquartal. Dieser Wert lag höher als von den Märkten und uns erwartet (Bloomberg-Umfrage: 2,0 %; DekaBank: 1,8 %). Das Vorquartal wurde hier von zuvor 1,8 % auf nunmehr 1,6 % revidiert.

2. Wie so oft steht man bei der Betrachtung der Produktivität mit einem lachenden und einem weinenden Auge da. Die Tatsache, dass sich die Produktivitätszuwächse in den vergangenen Quartalen deutlich abgeschwächt haben, führt dazu, dass die steigende gesamtwirtschaftliche Nachfrage sich in kräftigere Beschäftigungszuwächse ummünzt. Das erfreut das Herz bei der Betrachtung des Arbeitsmarktes wie auch bei den Aussichten für den privaten Konsum. Doch für die zukünftige Entwicklung des Wirtschaftswachstums ist diese schwache Zahl eher negativ zu sehen. Mit dem schwächeren Produktivitätswachstum verringern sich die Gewinnspielräume der Unternehmen ebenso wie die Spielräume für weitere Lohnerhöhungen.

3. Mit den heutigen Daten zum vierten Quartal bietet sich ein Blick auf die Jahreszahlen an. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Produktivität um 4,1 % gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zum Jahr 2003 hat sich das Produktivitätswachstum zwar etwas abgeschwächt, dennoch ist die Entwicklung in den vergangenen drei Jahren mit Zuwächsen von über vier Prozent bemerkenswert. Zum einen war dies die beste Produktivitätsentwicklung über einen solch langen Zeitraum hinweg in der Nachkriegszeit. Zum anderen beeindruckt die Entwicklung im Vergleich mit dem Zeitraum Ende der Neunzigerjahre. In dieser Boomphase der New Economy wurde in keinem Jahr ein Produktivitätswachstum von mehr als drei Prozent erzielt. In diesem und im kommenden Jahr erwarten wir gleichwohl eine Verlangsamung in der Produktivitätsentwicklung, die sich bereits im Verlauf von 2004 angekündigt hat.

4. Eine weitere Enttäuschung gab es beim Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe. Der Januarwert lag mit 59,2 Punkten (Bloomberg-Median: 61,5 Punkte; DekaBank: 62 Punkte) erstmals seit September 2004 wieder unter 60 Punkten, nachdem er im Dezember noch 63,9 Punkte angenommen hatte. Auch die Beschäftigungskomponente gab von 55,0 Punkten im Dezember auf 52,2 Punkte im Januar nach.

5. Die Auftragseingänge für die Industrie stiegen im Dezember um 0,3 % gegenüber dem Vormonat. Von Bloomberg befragte Analysten wie auch wir hatten etwas mehr erwartet (Bloomberg-Median: 0,6 %; DekaBank: 0,7 %). Allerdings wurde der Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 1,4 % nach oben genommen, sodass die Prognosen am Ende doch recht gut getroffen haben.

6. Während in den letzten Tagen die Konjunkturdaten für die USA fast durch die Bank positiv ausgefallen waren und eher Überraschungen nach oben lieferten, enttäuschte der heutige Tag mit seinen Zahlen. Doch ist dies kein Grund, in Trübsal zu verfallen: Ein Einkaufsmanagerindex bei knapp 60 Punkten, zwei Monate mit steigenden Auftragseingängen und moderate Produktivitätszuwächse in den vergangenen Quartalen sind ein Cocktail, der für eine anhaltende konjunkturelle Expansion in den USA spricht.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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