Kommentar
16:53 Uhr, 06.02.2008

USA: Produktivität schwach, aber kräftiger als erwartet

1. Die Produktivität erhöhte sich im vierten Quartal nach vorläufigen Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) annualisiert um 1,8 % gegenüber dem Vorquartal und damit stärker als von den Märkten und von uns erwartet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,5 %). Die Überraschung bei der Produktivität führte dazu, dass die Lohnstückkosten mit 2,1 % (qoq, ann.) schwächer als gedacht anstiegen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 3,5 %).

2. Bereits letzte Woche wurde bekannt, dass das Bruttoinlandsprodukt, eine Näherungsgröße für den Output, mit 0,6 % (qoq, ann.) sehr schwach gewachsen ist. Nach Angaben des BLS erhöhte sich in der Privatwirtschaft (ohne Landwirtschaft) der Output um 0,4 % (qoq, ann.). Die Überraschung bei der Produktivität resultiert daher aus dem Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden. Die Entlohnung pro Stunde hat im vierten Quartal mit einem Zuwachs um 3,9 % (qoq, ann.) im Vergleich zum Vorquartal (4,0 % qoq, ann.) kaum an Dynamik eingebüßt. Dies ließ sich anhand der Entwicklung der Löhne und Gehälter, eine Statistik der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, ebenfalls mit der Bekanntgabe der BIP-Daten in der vergangenen Woche ableiten. Hier betrug das Wachstum 4,4 % nach 4,8 % (qoq, ann.) im Vorquartal.

Hinsichtlich der Kostenentwicklung der Unternehmen sind neben der Lohnstückkostenentwicklung auch die vom BLS berechneten sonstigen Stückkosten von Interesse. Diese stiegen um 1,0 % (qoq, ann.) und damit vergleichsweise moderat. Rechnet man beide Kostenfaktoren zusammen (und unterstellt hierbei implizit, dass beide Kostenfaktoren dasselbe Gewicht besitzen), dann haben sich diese Gesamt-Stückkosten um 4,2 % gegenüber dem Vorjahr erhöht. Somit stellt sich die Kostenentwicklung der Unternehmen im vierten Quartal 2007 zwar weniger komfortabel dar als im Quartal zuvor (2,3 %), ist aber weiterhin nicht außergewöhnlich stark.

3. Im Gesamtjahr 2007 stieg die Produktivität um 1,6 % und damit stärker als im Jahr zuvor. Allerdings ist dieser Zuwachs nicht einmal halb so hoch wie in den ersten Aufschwungsjahren nach der Rezession von 2001. Die Lohnstückkosten haben dagegen ihren Aufwärtstrend seit Beginn des aktuellen Konjunkturzyklus auch in 2007 fortgesetzt. Der Zuwachs um 3,1 % ist der höchste seit 2000. Für 2008 rechnen wir mit einer weiterhin schwachen Produktivitätsentwicklung von rund 1,5 % bis 2,0 %, während die Lohnstückkosten aufgrund eines geringeren Wachstums der Entlohnung pro Stunde mit 1 % bis 1,5 % deutlich an Dynamik verlieren dürften.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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