Kommentar
21:52 Uhr, 04.05.2006

USA: Produktivität in Q1 leicht überdurchschnittlich

1. Die Produktivität ist im ersten Quartal nach vorläufigen Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) annualisiert um 3,2 % gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Dies lag leicht oberhalb der Markterwartungen (Bloomberg-Umfrage: 3,0 %), wir hatten sogar mit einem noch geringeren Wert gerechnet (DekaBank: 2,6 %). Eine deutliche Enttäuschung bot die Entwicklung der Lohnstückkosten im vergangenen Quartal. Diese erhöhten sich um 2,5 % etwa doppelt so kräftig wie erwartet (Bloomberg-Umfrage: 1,2 %, DekaBank: 1,1 %).

2. Hintergrund für den leicht überdurchschnittlichen Anstieg der Produktivität im ersten Quartal war ein recht starker Anstieg des Outputs. Vor knapp einer Woche gab das Bureau of Economic Analysis für das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal einen annualisierten Anstieg um 4,8 % bekannt. Zwar ist die statistische Abgrenzung zwischen Output und Bruttoinlandsprodukt nicht dieselbe (nämlich ohne bzw. mit Landwirtschaft), und auch die Ermittlung der Daten unterscheidet sich. Gleichwohl ist hiermit der Unterschied zwischen dem Wachstum des Outputs und des BIP von einem Prozentpunkt nicht komplett erklärbar. Die Überraschung in der Entwicklung der Lohnstückkosten resultiert aus einem kräftigen Anstieg der Entlohnung pro Stunde. Zwar erhöhten sich die Löhne und Gehälter im ersten Quartal nach Abgrenzung der Einkommensstatistik mit 6,0 % (qoq, ann.) recht kräftig. Allerdings nahm auch die Wochenarbeitszeit vergleichsweise stark zu, sodass insgesamt eher mit einer moderateren Entwicklung gerechnet wurde.

3. Weitere interessante Informationen lassen sich aus der Entwicklung der weiteren Stückkosten der Unternehmen (ohne Löhne) entnehmen. Diese Stückkosten erhöhten sich um 3,4 % (qoq, ann.) und damit geringer als in den vier Quartalen zuvor. Fasst man allerdings die Entwicklung der Lohnstückkosten und der Nicht-Lohnstückkosten zusammen, dann hat sich die Kostensituation der Unternehmen im ersten Quartal im Vergleich zum vierten Quartal nur geringfügig verbessert. Weiterhin sind die Veränderungsraten im historischen Vergleich sehr hoch. Der Ausblick für die kommenden Quartale bietet ebenfalls kaum Anzeichen einer Entspannung: Die Entwicklung der Lohnstückkosten dürfte sich zwar insbesondere im zweiten Halbjahr wieder moderieren. Die steigenden Zinsen sowie der Ausblick auf noch höhere Energiekosten könnten diese Kostenentlastung allerdings überkompensieren. Eine Abschwächung der Nachfrage, also eine schwächere konjunkturelle Entwicklung, die wir für das zweite Halbjahr 2006 erwarten, könnte somit für die Unternehmensgewinne in diesem Zeitraum eine spürbare Belastungsprobe darstellen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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