Kommentar
17:46 Uhr, 07.08.2007

USA: Produktivität auch im zweiten Quartal 2007 moderat

1. Die Produktivität erhöhte sich im zweiten Quartal nach vorläufigen Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) annualisiert um 1,8 % gegenüber dem Vorquartal. Dies war leicht schwächer als zuletzt von den Märkten und von uns erwartet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 2,0 %). Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Produktivität nur um 0,6 %. Die eigentliche Überraschung boten allerdings die Lohnstückkosten, die um 2,1 % (qoq, ann.) gegenüber dem Vorquartal überraschend deutlich anstiegen (Bloomberg-Umfrage: 1,8 %; DekaBank: 1,0 %). Die Jahresveränderungsrate erreichte hier mit 4,5 % den höchsten Wert seit dem dritten Quartal 2000.

2. Die etwas schwächer als erwartet angestiegene Produktivität im zweiten Quartal resultiert aus einem kräftigen Output, der allerdings von einem deutlichen Anstieg der geleisteten Arbeitsstunden begleitet wurde. Der Output stieg nach Angaben des BLS um 4,2 %, während die geleisteten Arbeitsstunden um 2,3 % zulegten. Die höhere Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden kommt vor dem Hintergrund einer recht kräftigen Beschäftigungsentwicklung im zweiten Quartal (Durchschnitt +145.000 Personen pro Monat) eigentlich nicht überraschend. Im zweiten Quartal kam es nach den Zahlen des Arbeitsmarktberichts zu einer Ausweitung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit um 0,4 %, sodass sich die positive Beschäftigungsentwicklung – anders als noch im ersten Quartal 2007 – auch in einem Anstieg der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden durchsetzte.

3. Die Entlohnung pro Stunde ist mit 3,9 % (qoq, ann.) zwar deutlich moderater gestiegen als noch im vierten Quartal 2006 (12,2 %), doch hatte man aufgrund der moderateren Entwicklung der Löhne und Gehälter aus Verteilungsrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im zweiten Quartal eigentlich mit einem geringeren Anstieg gerechnet. Hinzu kam die etwas schwächere Produktivitätsentwicklung, sodass die Lohnstückkosten um 2,1 % erneut deutlich zunahmen, wenngleich nicht mehr so stark wie in den Vorquartalen. Betrachtet man daneben jedoch die gesamten Stückkosten, in die sowohl die Lohnstückkosten als auch die sonstigen Stückkosten eingehen, so fällt auf, dass diese gegenüber dem Vorquartal mit 1,2 % nur sehr moderat anstiegen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anstieg der gesamten Stückkosten um 2,6 % sogar so niedrig wie zuletzt Ende 2000, sodass sich die Kostensituation für die Unternehmen derzeit gar nicht so schlecht darstellt.

4. Die Jahresrevision des Bruttoinlandsprodukts, die vor eineinhalb Wochen mit den Daten zum zweiten Quartal 2007 veröffentlicht wurde, brachte deutliche Abwärtsrevisionen für das Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 2004 bis 2006. Diese neuen Erkenntnisse über die wirtschaftliche Entwicklung wurden auch vom BLS in die Berechnung der Produktivität in diesem Zeitraum berücksichtigt. Somit wird, aufgrund einer schwächeren Entwicklung des Outputs, für die Produktivität in den vergangenen Jahren eine geringere Dynamik als bisher ausgewiesen. Ebenfalls revidiert wurden die Daten zur Entlohnung pro Stunde – allerdings hauptsächlich für das Jahr 2006. Während sich für das Jahr 2004 die geringere Produktivität in höheren Lohnstückkosten durchschlägt, kam es im Jahr 2006 aufgrund von deutlich nach unten revidierten Daten zur Entlohnung pro Stunde sogar zu schwächer als bisher ausgewiesenen Lohnstückkosten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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