USA: Neues Rekorddefizit in der Leistungsbilanz
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1. Die Konjunkturdaten, die heute Nachmittag zeitgleich in den USA veröffentlich wurden, boten Informationen über den Außenhandel, über die Bautätigkeit und über die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Beginnen wir mit den Daten, die zeitlich am weitesten zurückliegen: Der Leistungsbilanzsaldo hat zwar auch im dritten Quartal 2004 mit -164,7 Mrd. US-Dollar einen neuen Rekordstand erreicht (-5,6 % in Relation zum Bruttoinlandsprodukt) aber dieser liegt nicht so tief, wie befürchtet wurde (Bloomberg-Umfrage: -170,6 Mrd. US-Dollar; DekaBank: -172,0 Mrd. US-Dollar). Zudem wurde das zweite Quartal auf -164,4 Mrd. US-Dollar nach oben revidiert. Der Grund für die Stabilisierung des Leistungsbilanzsaldos auf historisch tiefem Niveau, ist aber nicht bei einem geringeren Hunger der US-Amerikaner nach ausländischen Gütern oder Dienstleistungen zu finden. Der Handelsbilanzsaldo hat sich nämlich um weitere 4,2 Mrd. USDollar auf –155,3 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Vielmehr hat sich das Defizit in der Bilanz für die laufenden Übertragungen an das Ausland (beispielsweise Entwicklungshilfe) verringert (-14,3 Mrd. US-Dollar im vierten Quartal gegenüber –18,6 US-Dollar). Die Änderungen in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögensänderungen spielten dagegen nur eine geringe Rolle.
2. Eine faustdicke Überraschung boten die Baubeginne für November. Diese sind um 13,1 % gegenüber Vormonat auf 1,771 Millionen gesunken (Bloomberg-Umfrage: 1,980 Millionen, DekaBank: 1,960 Millionen). Der monatliche Rückgang ist der stärkste seit knapp 11 Jahren und das Niveau ist so tief wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Sicherlich war der Vormonat aufgrund der Beseitigung der Hurrikanschäden überzeichnet gewesen und auch eine Teilfrage des Verbrauchervertrauens, die sich auf die Kauferwartungen der Befragten in den kommenden sechs Monaten bezieht, deutete eine geringe Bautätigkeit im November an. Gegen einen starken Rückgang sprachen jedoch die warmen Temperaturen im November. Dies führt in der Regel zu einer etwas stärkeren Bautätigkeit. So ist der Rückgang der Baubeginne außergewöhnlich und sollte in den kommenden Monaten im Auge behalten werden. Gleichwohl spricht die Entwicklung der Baugenehmigungen, die im November nur geringfügig auf 1,988 Millionen sanken, nicht für einen für Einbruch bei der Bautätigkeit.
3. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes bleibt auch im letzten Monat dieses Jahres für die Finanzmärkte von hohem Interesse. Als wöchentlicher Indikator haben sich für die Finanzmärkte hierbei die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe etabliert. In der Woche bis zum 11.12. sank die Anzahl der Erstanträge auf 317.000 Personen. Dies ist der niedrigste Wert seit 23 Wochen. Sicherlich ist die tatsächliche Erklärungskraft dieses Indikators aufgrund der hohen Volatilität für die Arbeitsmarktentwicklung eher gering. Dennoch sind Werte von 350.000 bzw. 360.000 Personen, die in den beiden vergangenen Wochen gemeldet wurden, für einen sich robust entwickelnden Arbeitsmarkt zu hoch. Der (erneute) Rückgang ist daher durchaus positiv zu bewerten.
4. Welche Erkenntnisse lassen sich aus den heute veröffentlichten Daten entnehmen? Das hohe Leistungsbilanzdefizit in den USA wird die Volkswirte und die Finanzmärkte auch im kommenden Jahr beschäftigen, da sich eine Abschwächung dieses Ungleichgewichtes voraussichtlich nur mit einer Verhaltensänderung der US-Amerikaner (nämlich mehr Sparen) einstellen wird und nicht allein mit einer moderaten Abwertung des US-Dollars. Die Bautätigkeit ist im vierten Quartal unter Umständen unerwartet schwach. Der Arbeitsmarktbericht für Dezember wird wohl eher einen Beschäftigungszuwachs von über als unter 150.000 Personen aufweisen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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