USA: Neuer Rekord beim Handelsbilanzdefizit
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1. Vor dem heutigen Fed-Meeting, bei dem allgemein mit einer Zinserhöhung der Fed Funds Rate auf 2,25 % gerechnet wird, stand die Veröffentlichung von zwei interessanten Konjunkturdaten an. Hierbei traf die Industrieproduktion nahezu die Markerwartungen während die Handelsbilanz mit einem neuen Rekorddefizit überraschte. Zunächst zu den Produktionszahlen: Die Industrieproduktion stieg im November mit 0,3 % etwas stärker als erwartet an (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %), allerdings wurde der Vormonat leicht von 0,7 % auf 0,6 % nach unten revidiert. Die Kapazitätsauslastung enttäuschte sogar mit einem leichten Anstieg auf 77,6 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 77,8 %).
2. Auch in den Teilstatistiken zeigt sich nur wenig Überraschendes: Der im Vergleich zum Vormonat geringe Monatsanstieg lässt sich erwartungsgemäß durch eine Produktionsverringerung bei den Versorger erklären (-1,4 %). Der November war insbesondere an der Ostküste ungewöhnlich warm, sodass weniger geheizt werden musste. Im verarbeitenden Gewerbe, welches seine Produktion um 0,3 % ausweitete, lässt sich die Automobilindustrie als Belastungsfaktor feststellen. In diesem Bereich wurde die Produktion um 0,5 % gegenüber dem Vormonat zurückgefahren. Nach schwachen Autoverkäufen im Oktober und im November sowie einem starken Produktionsanstieg im Oktober um 2,8 %, fällt aber auch diese Entwicklung erwartungsgemäß aus. Interessant sind schließlich die Produktionsdaten im Bereich „Business Equipment“, denn diese Zeitreihe hat eine hohe Aussagekraft für die laufende Entwicklung der gewerblichen Investitionen. Der Anstieg im November fiel mit 0,4 % schwächer als im Vormonat aus (Oktober: 0,7 %) und auch der Quartalsanstieg ist insgesamt mit bisher knapp 1,0 % deutlich schwächer als in den Vorquartalen, in denen Zuwächse von über 3,0 % erzielt werden konnten. Einen direkten Revisionsbedarf für unsere Prognose der Investitionstätigkeit im vierten Quartal lässt sich hieraus jedoch (noch) nicht ablesen.
3. Der Handelsbilanzsaldo ist mit –55,5 Mrd. US-Dollar im Oktober absolut wieder stark angestiegen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 53,0 Mrd. US-Dollar). Während die Exporte mit einem Anstieg um 0,6 % gegenüber dem Vormonat kaum überraschten, ist der Anstieg der Importe mit 3,4 % der kräftigste seit fast zwei Jahren gewesen und von uns in dieser Höhe nicht erwartet worden. Gleichwohl gab es vor Bekanntgabe hinreichende Gründe von durchaus starken Importen im Oktober auszugehen, die sich in den Teilstatistiken auch wieder finden lassen: Beispielsweise lässt sich knapp die Hälfte der Defizitausweitung auf starke Rohölimporte zurückführen. Hinzu kam jedoch ein äußerst starker Import von Konsumgütern (5,4 %), während die ausländischen Investitionsgüter nur im geringen Ausmaß stärker nachgefragt wurden (+0,3 %). Auf der Exportseite gab es dagegen weder bei den Investitionsgütern (+0,3 %) und erst recht nicht bei den Konsumgütern (-0,1 %) starke Zuwächse.
4. Die Devisenmärkte reagierten auf die Handelsbilanzzahlen nicht mit einer Abstrafung des US-Dollars. Gegenüber dem Euro gewann der US-Dollar sogar 30 Cent und legte später sogar noch mehr zu. Eine einfache Interpretation wäre, dass das Thema „Handelsbilanzdefizit“ bzw. „Leistungsbilanzdefizit“ an den Devisenmärkten wieder eine geringere Rolle spielt als in den vergangenen Wochen. Tatsächlich ist der Anstieg des Handelsbilanzdefizits auf Sonderfaktoren wie beispielsweise den unüblich hohen Rohölimporten zurückzuführen. Daher ist es relativ wahrscheinlich, dass sich das Defizit im November wieder verringert haben dürfte. Und auch den starken Importanstieg bei den Konsumgütern lässt sich in dieser Höhe sicherlich nicht fortschreiben. Dennoch: An dem grundsätzlichen Problem hat sich nichts geändert. Die US-Amerikaner konsumieren zuviel bzw. sparen zuwenig. Dadurch baut sich das immense Ungleichgewicht in der Leistungsbilanz von Quartal zu Quartal immer weiter aus. Für die Devisenmärkte bedeutet dies kurz gefasst, dass das Thema „Leistungsbilanzdefizit“, auch wenn es kurzfristig aus dem Marktfokus geraten sollte, im nächsten Jahr wieder diskutiert werden wird. Der Abwertungsdruck auf den US-Dollar wird daher weiter bestehen bleiben.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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